Ein 100 Meter langer Wärmetauscher und eine Pumpe sorgen für billige Energie - in Hamburg einmalig.

Harburg. Ein Projekt des Eisenbahnbauvereins (EBV) in Zusammenarbeit mit dem Energielieferanten E.on Hanse und Hamburg Wasser schraubt Harburg in Sachen Umwelttechnik an die Spitze: Bereits zu Beginn der kalten Jahreszeit in wenigen Wochen werden Mieter des EBV an Hastedtstraße, Goeschenstraße und Kroosweg mit Wärme aus Abwasser heizen können - und sind damit die ersten in Norddeutschland, die in den Genuss der Ressourcen schonenden Energieoptimierung kommen. "Das ist nicht nur ein umweltfreundlicher Meilenstein", so EBV-Vorsitzender Joachim Bode im Gespräch mit dem Abendblatt. Denn die Bewohner der EBV-Häuser könnten mit der Energie aus dem Abwasser ein Viertel der Heizkosten sparen.

Eine Perspektive, die die Anwohner mit der langen Bauzeit für die technische Umsetzung des Projekts versöhnen soll. Dafür haben sie auf Mietminderungen verzichtet. Und das sei vielen nicht leicht gefallen: Seit etwa zwei Monaten dröhnen dort die Baumaschinen, wurde die Straße aufgerissen und ausgeschachtet. Denn in das Siel wird derzeit ein 100 Meter langer Wärmetauscher eingebaut. Er entzieht dem Abwasser die darin enthaltene Wärme, die anschließend in einer Gas-Wärmepumpe auf ein für die Heizung nutzbares Temperaturniveau angehoben wird. "Außerdem springt eine zusätzlich vorhandene Gas-Brennwert-Heizung nur bei Bedarfsspitzen an", sagt Jörg Rudat, Sprecher von E.on Hanse. Auf diese Weise kann in 215 Wohnungen des EBV von Nachtspeicherheizung auf umweltfreundliche, effiziente Wärmeversorgung umgestellt werden. "Damit werden wir als Vermieter unabhängiger vom Energiepreis. Diesen Vorteil können wir direkt an die Mieter weitergeben", sagt Bode. Außerdem werde der Co{+2} Verbrauch an der Hastedtstraße mit der neuen Technik um 75 Prozent reduziert.

"Hier sieht man, wie aus den Schwächen einer Metropole - hoher Ressourcenverbrauch - Nutzen gezogen werden kann", so Kai Fabig, Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU). Er sieht Chancen dafür, dass das Harburger Modellprojekt durchaus im ganzen Hamburger Stadtgebiet Schule machen könnte. Überall dort, wo sich die Energierückgewinnung aus Abwasser lohnt - etwa bei Schwimmhallen, Sportanlagen und Krankenhäuser - sei es sinnvoll, sie zu installieren. "Die höheren Investitionskosten einer Abwasserheizung fließen über niedrige Energiekosten Jahr für Jahr zurück", so Rudat.

Die eigentlichen Gewinner sind laut EBV-Chef Bode jedoch "seine" Mieter an der Hastedtstraße, deren Geldbeutel geschont wird. "Da ist bald auch schon mal langes Duschen ohne schlechtes Gewissen möglich."