Von Fußböden, die Stürze registrieren, bis zu Sensoren im Wasserhahn: Hightech-Hilfen machen das Leben einfacher

Der elektronische Kochassistent, spezialisiert auf Diabetiker, empfiehlt heute Zitronenhühnchen mit Paprika und Zucchini. Das Rezept erscheint in großen Lettern auf dem Display am Küchenschrank. Der Assistent prüft kurz den Inhalt des Kühlschranks und schickt dann die Einkaufsliste mit Zutaten aufs Handy. Vor dem Braten sagt die elektronische Stimme später: "Fetten Sie die Pfanne ein." Das ist ein Ratschlag, über den sich Seniorinnen im DAI-Labor der Technischen Universität Berlin (TU) regelmäßig empören. "Für wie blöd hält mich dieser Computer?", fragen sie dann.

Das DAI-Labor ist ein Informatik-Institut, das an intelligenten Systemen für die Zukunft tüftelt - auch für das Wohnen im Alter. Es geht um den Zeitraum 2020 Plus. Ob die Küche der Zukunft wirklich so aussehen wird, ist dabei nicht entscheidend. Die Frage lautet vielmehr: Was ist technisch möglich und so interessant, dass es später einmal einen Massenmarkt finden könnte?

"Für Menschen, die im digitalen Alltag aufwachsen, wird das später nicht fremd sein", glaubt DAI-Mitarbeiter Paul Zernicke. Die heutige Seniorengeneration stehe bei Tests aber oft eher kopfschüttelnd im Labor: ein Gesundheitsassistent, der abends für Ernährung und Bewegung Punkte verteilt. Ein Energiemanager, der via Bildschirm fragt, ob das Licht brennen soll. Heute geht es vielen Senioren indessen nicht um Hightech-Hilfen. Sie möchten laut Umfragen und Studien so lange wie möglich in ihren gewohnten vier Wänden bleiben. Nach der jüngsten Untersuchung für das Bundesbauministerium stehen die Chancen dafür schlecht: Nur fünf Prozent der elf Millionen Seniorendomizile sind altersgerecht gebaut - ohne Stufen, Schwellen und mit passenden Bädern. Die Wohnungsunternehmen sind sich dieser Lage bewusst.

"Wir haben gerade beschlossen, in Bergstedt zwei ältere Häuser mit jeweils 21 Einzimmerwohnungen abzureißen und stattdessen dort zwölf barrierefreie Wohnungen mit direktem Zugang zur Tiefgarage zu bauen", sagt Ulrich Stallmann, Vorstand der Walddörfer Wohnungsbaugenossenschaft. Richtfest der Anlage, ergänzt durch elf Reihenhäuser für Familien, sei Mitte 2012. "Da wir wissen, dass unsere Mitglieder immer älter werden und am liebsten in ihrem Umfeld verbleiben wollen, haben wir bereits vor neun Jahren begonnen, seniorengerecht zu bauen", so Stallmann weiter. Michael Pistorius, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Wohnungsunternehmen, ergänzt: "Dort, wo es notwendig ist, wird schon jetzt bei Mietern vieles nachgerüstet, wie beispielsweise Haltegriffe im Bad." Aufzüge und Barrierefreiheit gehörten dagegen längst zum Standard vieler Neubauprojekte. "Wir sind eigentlich auch nicht weit entfernt vom sogenannten Smart-Home oder einem Energie-Manager im Haushalt, aber vieles davon ist noch nicht finanzierbar." Eigentliche Aufgabe sei es jetzt, energetisch gut und preiswert zu bauen, sagt Pistorius. Immerhin kann man Hilfen für ältere Menschen in Haushalten andenken. "Ambient Assisted Living" heißt der Fachbegriff dafür. Gemeint ist umgebungsunterstütztes Leben.

Technik passt sich dabei im besten Fall den Bedürfnissen ihres Nutzers an - nicht umgekehrt. Angedacht sind "intelligente" Fußböden, die einen Sturz registrieren und an eine Notrufzentrale weitermelden. Und es gibt die Idee der kameraüberwachten Wohnung. Doch wollen ältere Menschen das wirklich? In Potsdam hat die Wohnungsverwaltungsgesellschaft GEWOBA eine Musterwohnung ausgebaut. Sie ist wie ein Testlabor der Gegenwart. Hier kann sich jeder informieren, welche Möglichkeiten es gibt - und was sie kosten.

Die Wohnung liegt im Erdgeschoss eines Plattenbaus. Von innen ist alles chic: Helles Parkett erstreckt sich schwellenlos über fast 70 Quadratmeter, Schiebetüren geben den Räumen etwas Großzügiges. Das Bett ist höhenverstellbar, der Lichtschalter im Kopfteil knipst die Nachtbeleuchtung bis zur Toilette an. Im Bad gibt es eine ebenerdige Dusche. Die Wasserhähne sind mit Sensoren ausgestattet. Kleiderstangen klappen aus dem Schrank, die Gardinenstange lässt sich herunterkurbeln. Und das Telefon hat große Zahlentasten. Den Wohnungsschlüssel, Feindbild zittriger Hände, ersetzt ein Chip, der sich als Armband tragen lässt. Beim Eintreten geht automatisch das Licht an, beim Verlassen der Wohnung schaltet eine Steckkarte Herd, Bügeleisen oder Kaffeemaschine aus. Ein Piepton warnt, wenn Fenster noch offen stehen. Das alles hat seinen Preis: mehr als 1000 Euro pro Quadratmeter on top.

Der Bund fördert das altersgerechte Umbauen. Mehr unter www.baufoerderer.de