Dekor aus Gips und Imitate sind nicht nur Altbauten vorbehalten. Vieles lässt sich von Laien nachträglich montieren

Rosetten, Ornamente und Putten – Stuck erlebte seine Blütezeit in der Renaissance, im Barock und Jugendstil. Aber es ist durchaus noch modern, diese Form des Dekors im Wohnbereich einzusetzen, und zwar nicht nur in Altbauwohnungen. „Stuck ist eigentlich nichts anderes als die plastische Gestaltung von Gips zur Herstellung dreidimensionaler Formen“, sagt Swen Auerswald, Referatsleiter Technik beim Bundesverband der Gipsindustrie. Diese Formen könnten verspielt sein und als Schmuck dienen wie in Renaissance und Gründerzeit. Oder aber auch klar und geradlinig hergestellt und für Zwecke der modernen Raumgestaltung genutzt werden.

So werden zum Beispiel eingebaute Lüftungsanlagen oder elektrische Leitungen aus optischen Gründen mit Stuckteilen kaschiert. Allerdings arbeitet man heute aus Kostengründen kaum noch mit vor Ort und per Hand gefertigtem Stuck. Stattdessen kommen preiswerte Stuckteile zum Einsatz, die in Werkstätten vorgefertigt werden und sich in den Innenräumen einfach montieren lassen.

Wer in seiner Wohnung eine Stuckdecke ausbessern oder sogar selbst Stuck herstellen möchte, muss dafür handwerklich versiert sein: Für den Heimwerker sei Stuck eine Herausforderung, die er sich gut überlegen sollte, sagt Robert Raschke-Kremer, Trainer bei der Heimwerkerschule DIY-Academy in Köln. „Schließlich will er ja Erfolg haben und sich nicht ärgern, wenn etwas schiefgeht.“ Und beim Stuck könne viel falsch laufen.

Bevor der Heimwerker sich daran wagt, Zierleisten an der Decke zu reparieren oder neue Ornamente anzubringen, muss er sich mit der Materie vertraut machen. Zuerst ist die Frage des Denkmalschutzes zu klären. „Wenn es sich um eine wertvolle Bausubstanz handelt, müssen Profis ran“, betont Stephan Bacher vom Verband der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg. Laien schafften es kaum, den Stuck in der Farbe herzustellen, die dem Original entspreche. „Die verändert sich nämlich im Laufe der Zeit.“ Dann ist zu entscheiden: Welcher Gips ist der richtige? Es sollte in jedem Fall ein spezieller Stuckgips aus dem Fachhandel sein. „Der ist besonders fein und hat andere Aushärtungszeiten als zum Beispiel Elektriker-Gips“, sagt Heimwerker-Trainer Raschke-Kremer. Gips muss üblicherweise schnell aushärten, Stuckgips nicht, weil er noch in Form gebracht oder nachbearbeitet wird. „Die Arbeit des Stuckateurs ist anspruchsvoll. Das kann man nicht in einem Crashkurs erlernen“, betont Stephan Bacher. Immerhin müssten Stuckateure ihr Handwerk drei Jahre lang lernen. Und auch danach brauche es viel Erfahrung, bis sie die hohe Kunst der Restaurierung beherrschten.

Eine Lösung für Heimwerker können vorgefertigte Dekore aus dem Fachhandel sein. Viele Stuckateurbetriebe stellen individuelle Stuckelemente her, die dann von den Heimwerkern angebracht werden können. „Das erfordert aber auch einiges handwerkliches Können“, sagt Swen Auerswald. „Stuck aus Gips ist ein Produkt, mit dem man bei der Weiterverarbeitung sorgfältig umgehen sollte, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.“

Einfacher für den Laien sind Imitationen aus Polystyrolschaum

Wichtig ist auch das passende Werkzeug: „Für Gipsarbeiten braucht man zum Beispiel eine Stuckateurkelle“, sagt Robert Raschke-Kremer. Die ist besonders schmal und eignet sich für komplizierte Stellen und filigrane Arbeiten. Wer damit leben kann, dass sein Stuck aus Kunststoff ist, nimmt eine Imitation aus Polystyrolschaum. Das ist wesentlich einfacher für den Laien. „Im Handel gibt es vorgefertigte Elemente, die an die Decke oder die Wand geklebt werden“, sagt Raschke-Kremer. „Sie lassen sich in jeder beliebigen Farbe anstreichen und sind optisch kaum von echtem Stuck zu unterscheiden.

Mit dieser Technik sind dem Heimwerker kaum Grenzen bei der Gestaltung der Wohnung gesetzt. Eine große Rosette um die Deckenlampe? Kein Problem. Eine Zierleiste, unter der die lästigen Elektrokabel verschwinden? Alles ist möglich.

Wichtig ist allerdings, Montagekleber für Polystyrolschaumplatten zu benutzen, sonst falle der „Stuck“ schnell ab, warnt Robert Raschke-Kremer. Außerdem sollte der Heimwerker den Umgang mit einer Sägelehre beherrschen, damit er einen 45-Grad-Schnitt an den Leisten ausführen kann. Diese Hilfe gibt es in jedem Baumarkt, sie kann aber auch selbst gebaut werden. Eine Anleitung dazu findet sich unter www.1-2-do.com/de/projekt/Eine-einfache-Saegelehre/bauanleitung-zum-selber-bauen. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, Profilleisten so zu schneiden, dass sie an den Ecken von Decken und Wänden gut anzubringen sind.