Keramik für Boden oder Wand ist in allen erdenklichen Designs erhältlich. Für das Material spricht seine Robustheit

Fliesen sind salonfähig geworden. Die Zeiten, da Keramik lediglich in Küche und Bad verwendet wurde, sind längst vorbei. Heute findet sich das Material in allen Wohnbereichen und ist oft auf den ersten Blick nicht einmal als Fliese zu erkennen. „Sie ist ein hochwertiges Designprodukt und so vielfältig, dass es sie zu jedem Wohnstil gibt“, sagt Nina Ehli vom Industrieverband Keramische Fliesen + Platten in Berlin. Im Angebot sei eine riesige Auswahl an Formaten, Farben und Oberflächendesigns. Aktuell dominieren dezente Grau- und Naturtöne, es gibt aber auch Serien und Dekore in Pastellfarben und für die ganz Mutigen auch in knalligen Farben. Ihren Durchbruch im Wohnbereich erlebten Fliesen, als sie großformatiger wurden. „Je größer sie ist, desto weniger Fugen entstehen“, sagt Karl-Hans Körner, Vorsitzender des Fachverbandes Fliesen und Naturstein. Das wirke ruhig, großzügig, elegant. Mit Kantenlängen von bis zu 1,20 Metern ließen sich Flächen in Innen- und Außenräumen großflächig gestalten. „Allerdings erfordern solche großformatigen Fliesen auch eine spezielle Fachkenntnis beim Verlegen“, sagt Körner.

„Heute ist es technisch möglich, Fliesen zu brennen, die sich mit nur sehr schmalen Fugen verlegen lassen“, ergänzt die Innenarchitektin Ines Wrusch aus Hamburg. „Damit lassen sich große homogene Flächen gestalten, die in vielen Räumen der Wohnung reizvoll sein können.“ Zum Beispiel können Bodenfliesen den Innen- und Außenbereich eines Hauses ideal miteinander verbinden. „Es sieht toll aus, wenn man in beiden Bereichen das gleiche Fliesendesign verwendet, innen vielleicht in matter und auf der Terrasse in rauer Ausführung.“ Das wirke harmonisch und edel, sei zudem noch praktisch, weil Feinsteinzeug frostsicher ist und so auch problemlos draußen verlegt werden kann.

Besonders angesagt sind derzeit keramische Fliesen in Natursteinoptik. Sie passen gut zu einem klassisch-hochwertigen Wohnambiente. „Man kann die aktuellen Naturstein-Interpretationen optisch kaum noch vom echten Granit, Schiefer, Limestone oder Marmor unterscheiden“, sagt Ehli. Dabei sind sie robuster, pflegeleichter und fleckenunempfindlicher als die Originale aus dem Steinbruch.

In Wohnungen im Landhausstil oder dem beliebten Shabby-Schick wirken Fußböden aus Holzdielen besonders warm und gemütlich. Es gibt Fliesen in Holzoptik, die ganz natürlich wirken und unempfindlicher gegen Kratzer sind. „Allerdings muss man wissen, dass es auch irritierend sein kann, wenn optisch ein anderes Material suggeriert wird“, findet die Innenarchitektin Wrusch. Denn spätestens, wenn man barfuß darüberläuft, bemerkt man den Unterschied.

Den Ideen der Fliesendesigner sind kaum Grenzen gesetzt. Sie kreieren Keramik in Beton- und Zementoptik für großzügige Lofts oder den Außenbereich. Für die extravagante Wandgestaltung eignen sich Fliesen in Leder- oder Textilanmutung und Tapetenoptik.

„Damit verabschiedet sich die Fliese endgültig von ihrem früheren Image als kühler, zweckmäßiger Belag“, sagt Ehli. Noch wechseln die Deutschen frühestens alle 15 bis 20 Jahre ihre Fliesen aus. Das könnte sich ändern, wenn die Keramik für Wand und Boden weiterhin Modethema bleibt. Die Hersteller tun einiges dafür. „Namhafte Designer haben sich den Fliesen zugewandt, sorgen für immer neue ungewöhnliche Effekte“, sagt Karl-Hans Körner.

Aktuell konkurrieren Fliesen erfolgreich mit Bodenbelägen wie Parkett, Teppich oder Linoleum. „Der Marktanteil liegt bei zehn bis zwölf Prozent und steigt noch weiter“ berichtet Verbandsvorsitzender Körner. In Küche und auch im Bad verliere die Fliese allerdings an Bedeutung. „Während sie dort früher einmal rundherum bis hoch an die Decke zu finden war, begnügt man sich heute mit ihr in der Dusche und hinter der Toilette.“ Die Wände würden hingegen mit anderen Materialien wie mit Putz, Lack oder Tapete gestaltet.

Der Experte rät, sich unbedingt eine Reserve der ausgewählten Fliesenserie zuzulegen, falls später etwas ausgebessert werden müsse. „Die Hersteller wechseln das Design alle drei bis fünf Jahre“, sagt Körner. „Danach ist es schwer, Nachschub für ältere Modelle zu bekommen.“ Zusätzlich müssten ein bis zwei Meter Reserve für Verschnitt beim Verlegen des Materials einkalkuliert werden. Da sie über eine hohe Wärmeleitfähigkeit verfügen, sind Fliesen für Räume mit Fußbodenheizung geeignet. Sie sorgen dort für ein gesundes Wohnklima, auch weil sie sich mit wenigen Handgriffen reinigen lassen.

Keramik mit einer relativ glatten Oberfläche birgt jedoch Gefahren, besonders wenn sie auf dem Boden verlegt ist. „Vor allem im Badezimmer sollten rutschhemmende Fliesen benutzt werden“, rät Susanne Woelk von der Aktion „Das Sichere Haus“, sonst drohten auf nassen Flächen schwere Stürze. Hier sollten daher kleine Fliesen zum Einsatz kommen. Sie sind rutschhemmender. Natursteinfliesen bieten aufgrund ihrer etwas ungleichmäßigen Oberfläche von sich aus schon eine gewisse Rutschhemmung.