Viele Anlagen sind nicht optimal eingestellt. Hydraulischer Abgleich ermöglicht Kosten- und Energieersparnis

Einmal im Jahr sollte die Heizungsanlage gewartet werden. Denn nach einer langen Heizperiode können sich Rückstände des Brennstoffs abgelagert haben, Dichtungen verschlissen sein oder Einstellungen verändert haben. Die Anlage heizt in der Folge nicht mehr richtig – und das kostet Geld. Es hat natürlich Sinn, das noch vor Beginn der Heizperiode machen zu lassen – und zwar von einer Heizungsbaufirma, rät Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin.

Praktisch ist ein Wartungsvertrag mit einem Fachbetrieb. Der Handwerker inspiziert regelmäßig die gesamte Anlage, füllt bei Bedarf Heizungswasser nach und stellt die Vorlauftemperatur richtig ein. Verschleißteile wie Dichtungen und andere Kleinteile werden ersetzt, Brenner und Heizkessel gereinigt und auch die Abgaswerte überprüft. „Er kontrolliert auch, ob genügend Druck auf der Anlage ist“, erklärt Stolte. „Sollte das nicht der Fall sein, könnte ein Leck dahinter stecken.“

Viele Installateure belassen es bei der Werkseinstellung

Nach den Erfahrungen der Verbraucherzentralen sind Heizungen in Privathäusern häufig nicht optimal eingestellt. „Nicht selten belassen es die Installateure bei der Werkseinstellung“, hat Birgit Holfert, Energieexpertin beim Verbraucherzentrale Bundesverband, beobachtet. „Damit wird aber viel Energie unnütz verbraucht.“ Dabei könne die Heizungsanlage entsprechend den individuellen Bedürfnissen der Bewohner programmiert werden. Die Leistung werde zum Beispiel in der Nacht und zu den Tageszeiten, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind, abgesenkt. Oder bei sehr guter Dämmung des Hauses kann die Vorlauftemperatur niedriger gewählt werden als bei schlechter Dämmung.

Hausbesitzer, bei deren Heizung noch nie ein hydraulischer Abgleich gemacht wurde, sollten das nachholen. „Das gehört normalerweise zu den Grundeinstellungen, wird aber oft versäumt“, sagt Stolte. Beim hydraulischen Abgleich stimmt der Heizungsfachmann Heizungspumpe, die Leitungen und Heizkörper exakt auf den Wärmebedarf der Räume ab. Ohne diese Regelung würde sich das Heizwasser auf dem Weg des geringsten Widerstands im Rohrsystem verteilen. Das heißt: Durch lange, dünne Rohre würde weniger Wasser fließen als durch kurze und dicke. Nahe an der Heizung liegende Räume bekämen dadurch zu viel Heizwasser ab, andere viel zu wenig und würden trotz laufender Heizung nicht richtig oder nur sehr langsam warm.

„Ist die Heizung in einem Raum sehr heiß und im anderen nur lauwarm, deutet das darauf hin, dass ein hydraulischer Abgleich notwendig ist“, sagt Stolte. Ein anderer Hinweis sei ein Gluckern in den Heizkörpern. Sie müssten dann entlüftet werden. „Die jährliche Wartung der Heizungsanlage gewährleistet, dass der eingesetzte Brennstoff so effizient wie möglich genutzt wird, und trägt damit wesentlich zur Energieeinsparung bei“, sagt der dena-Experte.

Der Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima schätzt das Sparpotenzial auf etwa zehn Prozent. „Ein gründlicher Heizungscheck, wie ihn viele unserer Fachbetriebe anbieten, geht noch einen Schritt weiter“, sagt Pressesprecher Frank Ebisch. Dabei wird untersucht, ob die Heizung Verbesserungspotenzial hat und wo die Stellschrauben sind, um sie weiterhin zukunftssicher zu halten. „Oft genügt schon der Austausch einer alten, ungeregelten Umwälzpumpe, um die Leistung der Heizung wesentlich zu verbessern.“ Ist die Heizung aber schon sehr betagt, sind meist Grenzen gesetzt. „Bei Heizungen, die über 20 Jahre alt sind, sollte man an einen Austausch denken“, sagt Christian Stolte. Sie ließen sich auch mit noch so guter Pflege nicht effizienter machen.

Außer dem Alter des Heizkessels gibt es weitere Hinweise darauf, dass die Heizung zu viel Energie ungenutzt verpuffen lässt. Ist der Heizraum sehr warm oder verlaufen ungedämmte heiße Heizungsleitungen im Keller, deutet dies darauf hin, dass zu viel Energie durch Abwärme verloren geht, also vom Heizkessel an die Umgebung abgegeben wird. Aufschluss gibt auch das jährlich vom Schornsteinfeger erstellte Messprotokoll. Weist es hohe Abgasverluste auf, ist der Kessel veraltet. Dringend zu empfehlen ist der Austausch, wenn an der Anlage schon Rost oder gar Lecks auftreten. Hausbesitzer, die daran denken, ihren alten Kessel auszutauschen, seien auf die aktuelle Initiative „Deutschland macht Plus“ hingewiesen (www.zukunftsheizen.de). Wer dabei auf Solaranlage oder Kaminofen setzt, kann bis zu 1200 Euro Zuschuss abrufen. Für alle Maßnahmen gilt: Fördermittel fließen immer nur, wenn Arbeiten noch nicht vorgenommen wurden.