Die Auswahl an Heimtextilien ist groß, da ist Kombinationsgeschick gefragt. Es darf ruhig mal etwas verrückt sein

Romantische Blüten, zarte Tiermotive, kräftige Streifen oder moderne Schlingenmuster auf Vorhängen oder Kissen? Den vorherrschenden Trend für die aktuelle Mode bei Heimtextilien gibt es nicht. Die Angebote sind vielfältig und laden zum kreativem Ausprobieren ein. „Individualität ist gefragt und etwas Geschick beim Kombinieren“, sagt Ines Wrusch, Innenarchitektin aus Hamburg. Vorhänge, Tisch- oder Bettwäsche müssen mit Möbeln, Wänden und Leuchten harmonieren. „Das ist bei Stoffen mit großen Mustern oder knalligen Farben nicht einfach“, sagt Wrusch. Was im Geschäft schön aussieht, könne zu Hause völlig deplatziert wirken.

Die Hersteller bieten verstärkt Sets an, die das Kombinieren verschiedener Heimtextilien erleichtern sollen. „So gibt es zum Beispiel Pakete von jeweils zwei Bettwäsche-Garnituren mit verschiedenen, aber aufeinander abgestimmten Designs“, erklärt Martin Auerbach, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Heimtextilien-Industrie. Damit sieht die Bettwäsche der Schlafpartner zwar ähnlich, aber nicht völlig gleich aus.

Der Trend geht von nüchtern-sachlich wieder zu Fülle und Gemütlichkeit

Innenarchitektin Wrusch rät, Zimmer, in denen sich die Bewohner längere Zeit aufhalten, möglichst zurückhaltend zu gestalten. „Farbe ja, aber nicht zu grell und nicht zu wilde Muster. Überladene Räume können auf Dauer stressen.“ Trotzdem macht sie Mut, auch mal etwas Verrücktes auszuprobieren: „Ein schriller Ton in der Raummelodie kann durchaus attraktiv sein.“

Retro ist zurzeit chic. Aber auch hier gilt: nicht zu viel des Guten. „Wer zum Beispiel auf die 60er-Jahre steht, sollte nicht alles in diesem Stil gestalten“, sagt Silke Schön vom Zentralverband für Raum und Ausstattung. Die Raumausstatter-Meisterin hält mehr davon, einzelne Highlights im bevorzugten Stil zu setzen. Da auch Möbelklassiker wie die Stühle von Le Corbusier oder Arne Jacobsen wieder aufgelegt werden, lassen sich schöne Effekte erzielen, wenn diese mit Heimtextilien aus ihrer Zeit kombiniert werden.

Die Rückbesinnung reicht manchmal Jahrhunderte zurück: „Man findet alte Gemälde auf Stoffen und Tapeten, schwere Vorhänge, aufwendig gestaltete Kissen“, sagt Silke Schön. Auch Schäferszenen, wie man sie von französischen Stoffen kennt, sind im Kommen. Oder Wimmelbilder, auf denen man immer wieder etwas Neues entdeckt. „Insgesamt geht der Trend weg von der nüchternen Sachlichkeit der vergangenen Jahre. Angesagt sind Fülle, Üppigkeit, Gemütlichkeit und Ruhe.“

Schön verrät einige Grundsätze, die hilfreich sind, sich im aktuellen Stilmix zu orientieren: „Ganz große Muster kann man verwenden, wenn der Rest des Zimmers ruhig gestaltet ist.“ Wird ein dominanter Vorhangstoff gewählt, darf der Möbelbezugsstoff fürs Sofa nicht auch noch wild gemustert sein.

Um Harmonie zwischen Vorhängen, Kissen und Tagesdecken zu schaffen, empfiehlt sie, entweder den gleichen Stoff in unterschiedlichen Farbtönen zu verwenden oder auf eine Farbe in verschiedenen Stoffvariationen zu setzen. „Das sieht auch edel aus, wenn ein paar flippige Teile darunter sind.“ Die gibt es durchaus: „Ganz modern sind zum Beispiel 3-D-Stoffe mit einer plastisch wirkenden Optik.“

Auch wenn die Mode bei den Heimtextilien schon fast so schnelllebig ist wie die Bekleidungsmode, wechseln Verbraucher ihre Bettwäsche, Tagesdecken, Vorhänge oder Handtücher nicht so häufig wie Hosen oder T-Shirts. „Verbraucher achten zunehmend darauf, dass die Textilien für ihr Zuhause eine hohe Qualität haben und nachhaltig produziert wurden“, sagt Martin Auerbach. „Sie wollen sich damit wohlfühlen und dass die Sachen fair produziert wurden und lange halten.“ Es lohne sich nachzufragen, woher der Stoff kommt, der für die Produkte verwendet wurde. „Produkte deutscher Hersteller sind zwar etwas teurer, haben aber sehr hohe Qualitätsstandards.“