Tapeten präsentieren sich mit Felloptik, Leder, Ornamenten und grafischen Elementen. Sie wirken geradezu plastisch

Eine knallrosa Wand, Goldornamente auf dunkelrotem Hintergrund, lilafarbene Wellen, blassblaue Tupfer oder das Fell eines Rehkitzes: Die Trends bei den Tapeten waren selten so vielfältig. Nur eines steht fest: Die blasse Raufaser sowie ein simples Blumenmuster sind out. Zurückhaltung war gestern. Heute rücken die Wandkleider in den Vordergrund. Sie geben dem Raum einen prachtvollen Look oder edles Understatement.

Aktuell sind große Muster, extravagante Applikationen, Strukturen und raffinierte visuelle Effekte angesagt. Und sie sind nicht mehr nur aus Papier und Vlies, sondern auch aus Leder und Stoffen wie Wildseide, Leinen oder Jeans. „Nachdem in den 1980er- und 1990er-Jahren in den Wohnungen große Schlichtheit herrschte, schlägt das Pendel seit etwa zehn Jahren in Richtung kreative Muster“, sagt Karsten Brandt, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Tapetenindustrie.

Wer seine Wohnung mit Bildern unbearbeiteter Betonwände, Mauersteinen oder Holzlattenzäunen dekorieren möchte, wird genauso fündig wie Liebhaber von puristischen Schwarz-weiß-Mustern oder Goldtönen. Und unter den Tiermotiven findet sich auch so ziemlich alles, sogar Tapeten mit Fellimitationen.

Besser nur ein oder zwei Bahnen an der Wand verwenden

„Allerdings sollte man immer auf ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Wandschmuck und Wohnungseinrichtung achten“, rät Einrichtungsberaterin Katharina Semling. „Wenn die Zimmer schon sehr bunt gestaltet sind, darf nicht noch obendrein eine knallig bunte Tapete an die Wand.“ Beides zusammen würde den Raum erschlagen. „Hier genügen ein oder zwei Bahnen der Tapete, die dann eher wie ein Wandbild wirkt.“ Ist die Einrichtung der Wohnung aber schlicht gehalten, dürfen die Wände auch mit auffälligen Mustern beklebt werden und damit in den Vordergrund rücken. „Es liegt allerdings eher im Trend, kleine Hingucker im Raum zu schaffen, als das ganze Zimmer mit Tapete oder Bordüre zu gestalten“, sagt Designerin Semling.

Besonders angesagt sind Tapeten mit Struktur und ausgefallenen grafischen Elementen. „Der Reiz liegt darin, dass man sie nicht nur betrachten, sondern auch berühren möchte“, sagt Karsten Brandt. Denn die Designer kreieren zunehmend Tapeten mit haptischer Wirkung und verwenden dafür Materialien wie Holz, Fell oder Leder.

Plastisch wirken auch große Muster, die die Wände scheinbar in Bewegung bringen: Kreise, Quadrate und Linien lösen sich imaginär im Raum auf. „Das passt gut in große Räume mit einer schlichten, modernen Einrichtung“, rät Brandt. In dem Falle sind die Tapeten dann meist in zurückhaltenden Farben gehalten: Pastelltöne, Blau- und Grüntöne in oft fließenden Farbverläufen oder Beige- und Erdtönen.

Tapetenkauf ist grundsätzlich nicht einfach. Aber gerade bei großen Mustern, die sich an den Wänden drei- bis viermal wiederholen, fällt es schwer, sich allein anhand der Tapetenrolle die Wirkung im Raum vorzustellen. Klebt die Tapete erst einmal an der Wand, ist es zu spät. Deshalb setzt die Branche zunehmend auf intelligente Technik. Es gibt Experimentiertools mit Bildschirmen in vielen Geschäften und Apps wie www.androidpit.de von Marburg Tapeten, mit denen man auf dem Handy verschiedene Muster in Fotos vom Wohnzimmer projizieren kann.

Große Ornamente stellen Heimwerker aber noch aus einem anderen Grund vor größere Herausforderungen als die Raufaser, die sich einfach geradeaus kleben ließ: „Es fällt viel mehr Verschnitt an, das muss man bedenken“, sagt Hans Lehmann vom Bundesverband Farbe, Gestaltung und Bautenschutz. Eine Rolle Tapete ohne Muster ergebe vier Bahnen, während bei der mit Großmustern nur drei Bahnen übrig blieben. Informationen über den zu erwartenden Verschnitt gebe es auf jedem Beipackzettel der Tapete.