Christine Matthéi-Theede ist eine Sammlerin, die ihr Domizil in Eimsbüttel als Schauraum nutzt. Fast alle Möbel können Interessenten erwerben

Eigentlich hatte Christine Matthéi-Theede keine andere Wahl, als sich für Kunst und Antiquitäten zu begeistern. Zumindest bekommt man diesen Eindruck nach einem Gespräch mit der sympathischen Hamburgerin. Die blonde Frau kam in Paris als Tochter einer Galeristin zur Welt. Im Alter von zwei Jahren zog die Familie nach Hamburg, nicht ohne hier weiter in der Kunstszene aktiv zu sein. „Zu meiner Kindheit gehörte es, dass wir immer wieder Künstler trafen und auf Auktionen und Besichtigungen unterwegs waren. Das nennt man wohl eine frühkindliche Prägung“, sagt sie.

Die scheint so stark gewesen zu sein, dass sie sich schon als kleines Mädchen selbst in antike Möbel und Gegenstände verliebte. Bereits mit vier Jahren habe sie in ihrem Zimmer die Dinge besonders drapiert und angeordnet, erzählt Matthéi-Theede. Anregungen habe sie sich mithilfe von Einrichtungsbänden geholt, die sie seit ihrer Kindheit genau studiert habe. „Zu Beginn natürlich nur die Bilder, später dann auch den Text“, sagt die 39-Jährige. Genau erinnern kann sie sich noch an den Beginn ihrer Antiquitäten-Sammlung. „Mit meinem ersten eigenen Taschengeld habe ich mir für fünf Mark einen alten Reisekoffer gekauft“, sagt sie. Es folgten weitere Gegenstände. „Mein Zimmer sah eigentlich nie wie ein gewöhnliches Kinderzimmer aus“, erinnert sich Matthéi-Theede. „Ich hatte irgendwie schon damals den Sinn für die etwas andere Einrichtung.“

Dies spiegelte sich auch in der Studentenbude Jahre später wider, die Matthéi-Theede bezog. Und dies gilt noch heute für die Familienwohnung in Eimsbüttel. Vor elf Jahren ist Matthéi-Theede mit ihrem Mann hier eingezogen. „Ich hatte sofort eine klare Vorstellung, wo was hinmuss und welche Teile wir noch brauchen“, sagt die Hamburgerin. Stück für Stück seien immer mehr außergewöhnliche Möbelstücke, Accessoires und Lampen hinzugekommen. So verwandelte sich eine klassische Altbauwohnung in eine der wohl außergewöhnlichsten Familiendomizile in dieser Stadt.

Die Leidenschaft für Kunst und Antikes lässt sich in jeder Ecke erkennen. Nichts ist gewöhnlich, außer vielleicht der Dielenboden und die schlichten hellen Wände. Große Gemälde hängen an ihnen. Die meisten sind von modernen skandinavischen Künstlern, denen sich die Hamburgerin schon seit vielen Jahren verbunden fühlt. Vielfach hängt aber nicht nur eines davon an der Wand, sondern gleich viele. Dazu Spiegel, immer wieder Spiegel. „Die liebe ich besonders.“ Verschnörkelte Stühle, Sofas und Tischchen ebenso. Und jedes Zimmer ziert ein großer Kronleuchter. Selbst in den Räumen der beiden Töchter Lilly und Sophie hängen die üppigen Lampen an der Decke. Dazu Vasen, Kerzenhalter und auffällige Porzellanfiguren. Wie in einem Antiquitätenladen.

Man könnte aber auch sagen: wie in einem Wohnatelier, denn so möchte die junge Frau die Wohnung gern beschrieben sehen. „Die Idee dazu ist eher zufällig entstanden, als mich Besucher fragten, ob ich mich von dem einen oder anderen Stück auch trennen würde“, sagt sie. „Als mir dann klar wurde, dass ich das ohne Weiteres kann, war die Geschäftsidee geboren.“ So können Interessierte jetzt Bilder, Möbel und vieles andere in der Wohnung erwerben. „Gerade habe ich bei der Einrichtung eines Hauses geholfen. Einige Dinge von hier werden jetzt eingepackt und dorthin gebracht.“

Für Matthéi-Theede ist diese Geschäftsidee die perfekte Lösung für ihre Sammelleidenschaft. Schließlich kann sie so neue Kunst kaufen, die zumindest zeitweise Platz in ihrem Heim findet. „Einige Dinge sind allerdings nicht verkäuflich“, sagt die junge Frau. „Ich gebe nur das weg, was ich wirklich entbehren kann.“

Ihr Mann und die zwei Töchter haben sich an den stetigen Wechsel gewöhnt

Das Gleiche gilt für die Lieblingsstücke ihres Mannes Michael und der Töchter. „Sie hängen sehr an einigen Dingen, daher sind diese unverkäuflich.“ Dabei haben sich die drei längst an das außergewöhnliche Hobby von Matthéi-Theede gewöhnt. „Mein Mann findet es gut, was ich mache“, sagt sie. „Aber er kennt mich ja auch nicht anders.“ Auch die beiden Töchter, fünf und elf Jahre alt, finden es längst nicht mehr komisch, dass ihr Zuhause anders aussieht als das von Freunden. „Auch sie kennen es ja nicht anders.“

Dass die Einrichtung mit dem vielen Glas und Porzellan nicht kinderfreundlich ist, will Matthéi-Theede nicht gelten lassen. „Alles ist hier so eingerichtet, dass die beiden frei spielen können.“ Es gebe keine besonderen Regeln in der Wohnung. „Nichts ist so wertvoll, dass es nicht in irgendeiner Form ersetzt werden könnte“, sagt Matthéi-Theede. Ein Blick in ihr Gesicht lässt keinen Zweifel, dass sie dies auch so meint.

Weil Matthéi-Theede so unglaublich gern Bilder einkauft, hat sie die Werke, die nicht mehr in die Wohnung passen, ausquartiert. Im Erdgeschoss ihres Mehrfamilienhauses haben Matthéi-Theede und ihr Mann ein Klavier- und Querflötenstudio. Sie spielt Querflöte, er Klavier. Hier geben die beiden sogar professionellen Musikern Unterricht – und üben zugleich für Konzerte. „Und an den Wänden hängen all die Bilder, die ich in der Wohnung nicht mehr unterbringen kann.“

Es kommt auf die Schönheit der Möbel an, nicht auf ihren Wert

Einige Male im Jahr verbindet die fröhliche Frau jetzt an diesem Ort ihre beiden Leidenschaften miteinander. Dann und wann lädt sie in ihre Wohnung auch zu einer Vernissage ein. Musik darf dabei natürlich nicht fehlen.

Was so aufwendig und kostspielig aussieht, ist in Wirklichkeit viel Zeit, einem geschulten Auge und dem richtigen Händchen für besondere Kleinigkeiten zu verdanken. Denn Antiquitäten müssen für Matthéi-Theede nicht teuer sein. „Jeder kann sich für wenig Geld andersartig einrichten“, ist sie überzeugt. „Ich bin sogar der Meinung, dass selbst das eine oder andere Möbel von Ikea teurer ist als so manches ältere Stück.“ Man brauche nur ein wenig Geduld und den richtigen Blick für Dinge. „Es geht hier nicht um Werte, sondern um die Schönheit einzelner Stücke.“ Und darum, moderne Elemente gekonnt und zugleich spielerisch mit Antiquitäten zu kombinieren. „Letztlich geht es nur darum, dass es einem selbst gefällt. Mehr nicht.“