Nur wer einen Immobilienerwerb dauerhaft finanziell tragen kann, sollte jetzt kaufen oder bauen

Steigende Mieten und die weiterhin historisch niedrigen Zinsen für Baugeld nähren die Idee, dass fast jeder zurzeit eine Immobilie kaufen kann. Doch Andreas J. Zehnder, Vorstandsvorsitzender vom Verband der Privaten Bausparkassen, warnt vor der Zinsfalle: „Es gibt Menschen, die eine hohe Verschuldung verkraften. Einfach weil deren Einkommen hoch genug und sicher sind. Doch das gilt nicht für jedermann. Dies zu denken wäre mehr als fahrlässig.“ Mini-Zinsen seien zwar eine gute Gelegenheit für den Kauf bzw. Bau einer Immobilie, dies gelte aber nur für Menschen, die die diese Investition auch dauerhaft tragen könnten. Der Kreditexperte weiter: „Jeder, der die Finanzierung nur mit einem Prozent jährlich tilgen kann, muss sich klar machen: Nach Ablauf der üblichen zehnjährigen Zinsbindungsfrist beträgt die Restschuld noch 90 Prozent. Schuldenfrei ist die Immobilie erst nach 46 Jahren – also im Jahr 2060.“

Während hierzulande für einen Immobilienerwerb zehn bis 20 Prozent Eigenkapital vorausgesetzt werden, versucht die Bank of England Kreditnehmern auf andere Weise Orientierung zu geben. So soll laut Zehnder voraussichtlich ab Oktober die Vorgabe gelten, dass die maximale Kredithöhe nicht mehr das 4,5-fache des Jahreseinkommens des Kreditnehmers betragen darf. Zudem müssten diese künftig nachweisen, dass sie auch bei steigendem Zinsniveau in der Lage sind, die Kreditraten entsprechend zu bedienen.

Mit den neuen Maßnahmen will die Notenbank einer möglichen Immobilienblase in England vorbeugen. Denn 2008 hatte sich die Kombination aus einer hohen Wohneigentumsquote, stark gestiegenen Kaufpreisen und günstigen Immobilienkrediten, kaum mit Eigenkapital unterlegt, zu einer tickenden Zeitbombe entwickelt.