Susanne Korden liebt es, Wohnungen umzugestalten. Wie sie dabei vorgeht, ist am Beispiel ihres eigenen Domizils in Harvestehude gut zu sehen.

Erst vor zwei Jahren hat Susanne Korden die Wohnung im obersten Geschoss des Mehrfamilienhauses bezogen, erbaut Mitte der 70er-Jahre im Stadtteil Harvestehude. Vordem lebte sie mit Mann und den drei Kindern an der Agnesstraße (Winterhude) in einer Erdgeschosswohnung mit weiteren Flächen im Souterrain. Man könnte also sagen, die 52-Jährige kann auf einen Wechsel von unten nach oben zurückblicken, denn hier in der Hagedornstraße lebt sie auf Augenhöhe mit den Giebeln der benachbarten Jugendstilhäuser. Nur dass die Kinder längst aus dem Haus sind und ihren Studien an diversen Universitäten in und außerhalb der deutschen Landesgrenzen nachgehen.

Als die gelernte Ingenieurin erstmals die 123 Quadratmeter große Wohnung mit der circa 70 Quadratmeter großen Dachterrasse betrat, war ihr sofort klar: „Hier müssen einige Wände raus, die Bäder erneuert werden und die Türen mit der hässlichen Holzrahmung ganz verschwinden.“ Dabei habe sie gleich daran gedacht, alles nicht nur viel heller und offener zu gestalten, sondern den Räumen zusätzlich Höhe zu verleihen. Dies gelang, indem sie die Handwerker anwies, die Türeinfassungen bis fast unter die Decke zu verlegen. Dann wurde alles in Weiß gestrichen.

Wer die Wohnung jetzt betritt, hat bereits im Entree den Eindruck, nicht mehr wie früher eine „dunkle, leicht spießige Wohnung aus den 70er-Jahren“ zu betreten, wie die Hamburgerin ihre Gefühle von damals beschreibt. Eher erscheint nun alles modern und leicht loftartig. Das liegt nicht nur daran, dass Susanne Korden viele Einbauten hat vornehmen lassen. Sie missachtete auch die Einteilung der Wohnung: Wo früher die Küche war – abgelegen in einem kleinen, engen Trakt gen Westen – ließ sie den Hauswirtschaftsraum einrichten, ebenso wie das Gäste-WC.

Küche und Wohnzimmer wiederum legte sie zusammen mit dem Esszimmer, indem sie Wände entfernen ließ und alles zur Dachterrasse hin ausrichtete. Dort ermöglicht jetzt eine große Schiebetür, dass der Außen- und Innenbereich ineinander übergehen. „Dieser Raum, das war mir von Anfang an klar, bildet das Zentrum der Wohnung. Daher habe ich den eigentlichen Ausgang zur Terrasse, eine Tür nahe dem Kamin, von Beginn an ignoriert und dafür gesorgt, dass man gleich von der Raummitte aus über die Schiebetür ein zweites Wohnzimmer unter freiem Himmel betreten kann“, erläutert die Hamburgerin, die längst die Umgestaltung von Wohnungen und gewerblichen Räumen zu ihrer Berufung gemacht hat.

Hingucker auf der Dachterrasse ist eine 350 Kilogramm schwere, liegende Buddha-Figur. „Für die musste ich eigens einen Kran ordern und die Straße für Stunden absperren lassen, um sie von außen in den fünften Stock hieven zu lassen. Alles andere wäre undenkbar gewesen“, sagt Susanne Korden. Ein Aufwand, den sie trotz hoher Kosten nicht bereut, denn diese Figur ist stilprägend für den Außenbereich. Dort sind überall Sitzecken zu finden, die es erlauben, die Sonne über den ganzen Tag hinweg zu genießen. Eine davon befindet sich in Nähe eines asiatisch anmutenden Wasserspiels, „denn fließendes Wasser wirkt sehr entspannend“, sagt die Hausherrin. Die hässlichen Waschbetonplatten verschwanden unter Lärchenholz, ebenso wie die Blumenkästen aus Beton an der Balustrade. Zusammen mit den Möbeln in Flechtoptik, den vielen liebevoll ausgesuchten Accessoires und den weißen Markisen entstand so eine harmonische, leicht asiatisch anmutende Atmosphäre.

Mit Japan und Buddhismus hat Susanne Korden allerdings nicht wirklich viel am Hut, wie sie gesteht. „Ich bin Katholikin“, sagt sie und macht daraus im Esszimmer kein Hehl. Dort hat sie mittig eine Nische in eine Wand einbauen lassen, aus der eine Madonnenfigur selig lächelnd auf alle herabblickt, die sich am runden Esstisch aus Esche niedergelassen haben – auf acht transparenten Stühlen aus Kunststoff von Hersteller Kartell. Von der benachbarten Wand aus blicken von einem großformatigen Foto (ausgestopfte) Gemse im Wald auf die Sitzenden herab. „Ein Bild aus der Galerie Lumas, an dem ich sehr hänge und dass mich schon eine lange Zeit begleitet.“ Susanne Korden spielt gern mit Kontrasten, indem sie Rustikales Modernem gegenüberstellt. So ist auch die Holzplatte des Wohnzimmertisches durch tiefe Furchen geprägt, ebenso wie der Boden aus geräucherter Eiche, den sie nach Entfernen des Teppichbodens überall hat auslegen lassen. Unweit davon stehen zwei bonbonfarbene Sessel und zwei chinesische Bodenvasen.

Die Hausherrin spielt mit Kontrasten, weiß um den Einfluss von Farben

Zahlreiche Kissen in Seidenoptik finden sich auf den Sitzgelegenheiten. Dahinter der Kamin, neu verblendet in großformatigen Fliesen in dunkler Metalloptik. Warme Farben sind der Ingenieurin mit dem Faible für Einrichtung wichtig. Ihr eigenes Esszimmer hat sie in graugrün streichen lassen, ein Farbton, den der belgische Hersteller Flamant unter dem Namen „Murano“ vertreibt. „Ich liebe die Farbkompositionen dieser Firma. Darüber hinaus arbeite ich gern mit Glasmosaiksteinen der Firma Bisazza, die scheinbar unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten insbesondere in Bädern ermöglichen.“ Zurzeit arbeitet sie für potenzielle Kunden an einem Entwurf für eine Wartezimmer in einer Klinik – mit Pflanzen, Wasser und Glasmosaiksteinen.

Ihre Freude, solche Oasen zu schaffen, führte auch zu der Zusammenarbeit mit einem Landschaftsarchitekten auf der Internationalen Gartenausstellung (IGS) in Wilhelmsburg. „Dort habe ich bei der Gestaltung des Palmengartens beratend tätig sein dürfen“, sagt die Diplom-Ingenieurin. Warum einige Hamburger trotz wunderschöner Häuser wenig Ehrgeiz in die Gestaltung ihrer Vorgärten legen, bleibt ihr ein Rätsel. „Dabei würde doch keiner ein teures Bild ohne Rahmen an die Wand hängen, oder?“, fragt sie.

Apropos Rahmen. Den hat sie auf ihrer Terrasse mit Lichtbändern gesetzt, die sie geschickt unter den Dachüberständen verbarg. Sie tauchen jetzt abends auf Wunsch den Außenbereich in ein sanftes Licht. Zum großformatigen Oberlicht unter dem Eschetisch im Esszimmer wiederum ließ sie eine Leitung legen, die es ihr erlaubt, das Fenster automatisch zu öffnen. „Von hier aus kann man schön in den Himmel gucken und die Sterne bestaunen“, sagt die Hausherrin. Jedenfalls wenn sie hier nicht gerade Umbauten plant für Kunden, die sanieren wollen.