Künftig wird einmal im Monat in der Uni über Wohnungsangebote informiert – Beginn an diesem Sonntag

Tom Raab, Student der Betriebswirtschaftslehre im vierten Semester, weiß, wie schwer es derzeit für Studierende ist, eine Wohnung zu finden. Als er von Karlsruhe nach Hamburg kam, fand er über das Internetportal „wggesucht“ zwar schnell ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft. Aber jetzt ist der 23-Jährige wieder auf der Suche. Sein Mietvertrag war nur befristet. „Viele Vermieter wollen nicht an Studenten vermieten“, sagt Raab. „Es kommt selten zu Besichtigungen, und wenn, dann bekommen immer Berufstätige den Zuschlag. Bei Massenbesichtigungen hat man überhaupt keine Chance, die kann man sich sparen.“ Alles sei zu anonym, befindet der Student. Man habe keine Chance, einen persönlichen Eindruck zu hinterlassen.

Für Menschen ohne Beziehungen gründeten die drei ein Wohnungsportal

Lamentieren bringt aber nichts , also gründete Raab gemeinsam mit seinen beiden Kommilitonen Simon Prochnow und Jan-Oke Mettendorf, beide BWL-Studenten, das Portal „Vitamin B Wohnungsmesse“. Der Name war schnell gefunden, weil Studenten von außerhalb meist niemanden in Hamburg kennen. „Ihnen fehlt das Vitamin B, die Kontakte über Eltern oder Bekannte“, sagt Simon Prochnow, der einzige Hamburger der drei Jungunternehmer. Einmal im Monat wollen die drei deshalb eine Wohnungsmesse veranstalten, auf der sich Vermieter und Wohnungs- und Zimmersuchende begegnen und austauschen können.

Die erste Wohnungsmesse dieser Art findet an diesem Sonntag von 12 bis 15 Uhr im Foyer Von-Melle-Park 9 statt. „Da wir Unkosten haben, müssen wir von WG- und Wohnungssuchenden fünf Euro Eintritt nehmen – und von Vermietern 25 Euro“, sagt Jan-Oke Mettendorf. Dennoch lohne sich die Teilnahme für beide Parteien. „Die Wohnungssuchenden können gleich bei mehreren Vermietern einen persönlichen Eindruck hinterlassen, und sie sparen Zeit, indem sie nicht von Besichtigung zu Besichtigung laufen müssen“, sagt Prochnow. Außerdem würden die Maklergebühren wegfallen. Die Vermieter wiederum könnten ihre Wohnung anhand von Unterlagen vorstellen, ohne aufwendige Wohnungs- und Zimmerbesichtigungen für mehrere Interessenten vereinbaren zu müssen. „Es steht ihnen außerdem frei, bei Vertragsabschluss eine Verwaltungsgebühr zu erheben“, sagt Prochnow.

So weit die Theorie, in der Praxis wird sich zeigen, ob das Konzept aufgeht. Die Stadt bietet Studenten über die Saga GWG rund 150 Wohnungen auf der Veddel und in Wilhelmsburg an. „Hier leben bereits 156 Studenten“, sagt Kerstin Matzen, Sprecherin des städtischen Wohnungsunternehmens. Ziehe ein Mitbewohner aus einer Wohngemeinschaft (WG), suche sich diese selbst einen Nachfolger und schlage diesen der Geschäftsstelle des Wohnungsunternehmens vor. „Der Bewerber wird dann von uns wie jeder andere Mietinteressent geprüft“, sagt Matzen. In der Regel werde der Vorschlag der WG aber angenommen.

Die Studentenwohnungen auf der Veddel und in Wilhelmsburg sind Bestandteil eines stadtplanerischen Aufwertungsprozesses für beide Stadtteile. Ähnlich ein Projekt des Studierendenwerks Hamburg unweit der Veddel. Nahe dem S-Bahnhof Hammerbrook hat es eine Wohnanlage mit 102 Wohnungen für 200 Studierende inmitten einer Bürostadt gebaut. Außer Vierer-, Zweier- und Einer-Apartments gibt es hier auch drei behindertengerechte Einzel-Apartments.

Wer eine Unterkunft in einer der 23 Wohnanlagen des Studierendenwerks sucht, hat gute Chancen, sagt Gisela Rehder, stellvertretende Geschäftsführerin des Studierendenwerks Hamburg. „Im Sommersemester 2013 hatten wir 854 Bewerbungen, darunter sehr viele aus dem Ausland. Viele Anfragen hatten sich allerdings zum Semesterbeginn schon erledigt – sei es, dass die Bewerber keine Studienzulassung erhalten haben oder woanders untergekommen sind.“ 353 Studierenden konnte ein Platz zugewiesen werden. „Ende März standen noch 40 Bewerber auf der Warteliste. Hinzukommen 177 Bewerber, die sich nur für ein bestimmtes Studierendenheim in besonderer Lage beworben haben.“ Da viele Studenten nicht an der Hochschule für angewandte Wissenschaften, der Musikhochschule, der Technischen Universität, der Bucerius Law School oder anderen Hamburger Hochschulen lernen, sind sie an standortnahen Wohnanlagen interessiert.

Um die Anfragen zu bewältigen, hat das Studierendenwerk sogenannte Last-Minute-Zimmer eingerichtet. „Die werden für 15 Euro pro Nacht an Zimmersuchende vermietet, damit sie von hier nach einem eigentlichen Zimmer umschauen können“, sagt Studierendenwerk-Sprecherin Martina Nag.

Mehr unter www.vitamin-b-wohnungsmesse.de

Unter www.studierendenwerk-hamburg.de findet sich auch eine Liste mit Wohnanlagen anderer Betreiber.