Altbau-Sanierern stehen raffinierte Lösungen zur Verfügung - unter anderem wachsende kristalline Substanzen

Feuchte Wände kann man hören - jedenfalls dann, wenn Jörg Faulmann, Geschäftsführer der Novopur GmbH & Co. KG, sein Messgerät an die Kellerwand des 100-jährigen Altbaus an der Luruper Hauptstraße hält. 130 Digits zeigt das Gerät, untermalt von einem schrillen Signalton. Im sanierten Nebenraum sind es nur knapp 30.

Das 2010 gegründete Unternehmen setzt auf ein Verfahren, das der Hamburger Chemiker Holger Cordelair bereits vor gut zwölf Jahren entwickelte. Dabei wird ein Putz, der im Trockenmischverfahren mit speziellen kristallinen Substanzen angereichert ist, auf die Wände gebracht. "Die Kristalle wachsen der Feuchtigkeit entgegen in die offenen Kapillaren und Mikrorisse des Mauerwerks hinein", sagt Jörg Faulmann und ergänzt: "Dort vernetzen sie sich mit der Fugenmasse und den Steinen. Dazwischen hat die Feuchtigkeit am Ende keinen Platz mehr. Das Kristallwachstum stoppt." Dringe wieder Wasser ein, setze es sich fort.

Damit die Methode erfolgreich eingesetzt werden kann, muss zunächst das Mauerwerk freigelegt werden. "Das ist der größte Aufwand", sagt Faulmann. Im nächsten Schritt wird eine Dichtschlämme mit der kristallinen Mischung aufgetragen. "Dort, wo starke Durchfeuchtungen vorliegen, schlämmen wir nach einigen Tagen nochmals nach, um die schadhaften Stellen wirklich zu beseitigen." Dann folge der Spezialputz. Die trockenen Wände oder Böden können anschließend beliebig gestrichen werden. Reklamationen wegen Undichtigkeiten habe es in den letzten Jahren noch keine gegeben, hebt Faulmann stolz hervor. Mit dieser Lösung sei in der Regel dann auch das Problem aufsteigender Feuchtigkeit in den Wänden gelöst.

Lassen sich aus Gründen des Denkmalschutzes Fassaden nicht von außen dämmen, können Innendämmungen in Kombination mit einer Wandheizung eine Alternative sein. Hier werden dann wasserführende Rohrleitungen in den Innenputz gelegt. "Sie vermitteln das Wärmeempfinden eines Kachelofens. Das liegt an der Strahlungswärme. Bei Fußbodenheizung oder einem normalen Heizkörper wird die Wärme dagegen über Luftzirkulation verteilt", sagt Hagen Elert, Geschäftsführer der WEM Wandheizung GmbH. Damit würden in der Regel dann auch Partikel wie Hausstaub und Milben verwirbelt.

"Das ist bei Wandheizungen nicht der Fall. Sie garantieren eine weit höhere Lufthygiene", sagt Elert. Und in hohen Räumen sorgen sie für eine sehr gleichmäßige Wärmeverteilung. Das Problem kalter Wände habe sich damit erledigt - wie auch das Gefühl, dass es permanent ziehe, so Elert weiter. Kleiner Nachteil allerdings: Wände sollten nicht mit Möbeln zugestellt und Nägel oder Schrauben mit Bedacht in die Wand eingebracht werden.

Gern wird behauptet, dass man mit Wandheizungen verglichen zu konventionellen Wärmespendern bis zu 20 Prozent Energie bei gleicher Behaglichkeit einsparen kann. Eine groß angelegte Vergleichsuntersuchung des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in einem Münchner Mietshaus mit 79 Wohnungen kam allerdings nicht zu diesem Ergebnis.

Elert empfiehlt, die in der Wand integrierten Heizschlangen mit einer Innendämmung des Mauerwerks zu verbinden. "Verzichtet man nämlich auf die wärmetechnische Unterstützung, bleibt das äußere Mauerwerk sehr kalt. Wasserdampf, der durch Undichtigkeiten in der Dämmung zieht, kondensiert dann in der Mauer. Feuchte Wände und Schimmel können die Folge sein", so der Fachmann weiter. Wer also durch eine Wandheizung die Oberflächentemperatur erhöhe, verhindere so die Kondensation im Mauerwerk. Elert: "Damit wird eine Sanierung mit Innendämmung weniger riskant." Da die Wände nach Einbau der Dämmung ohnehin erneut verputzen werden müssen, ist die Installation einer Wandheizung nicht so aufwendig. "Die Systeme laufen mit relativ geringen Vorlauftemperaturen von 35 bis 45 Grad. Damit können sie auch gut mit Wärmepumpen und anderen regenerativen Wärmeerzeugern kombiniert werden", sagt Elert.

Da viele Altbauten sich nach Einschätzung des Fachverbands Wärmedämmverbundsysteme ohnehin energetisch noch im Mittelalter befinden, sind in einem aktuellen "Energiesparkompass 2012" viele Informationen und Tipps für Hauseigentümer zusammengefasst. "Wichtig ist eine herstellerunabhängige, individuelle und fundierte Planung", sagt Geschäftsführer Wolfgang Setzler.

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