Abgeschirmt vom Autobahnlärm entstehen die Othmarscher Höfe mit 1000 Wohnungen auf ehemaligem Werksgelände

Nahe der Autobahnauffahrt Othmarschen drehen sich die Baukräne. Etwa 1000 Wohnungen sollen hier bis 2017 auf einem 5,6 Hektar großen Areal entstehen, und damit gut 75 Einheiten mehr als bislang vermeldet. 15 Jahre lang hatte die Wirtschaftsbehörde auf dem ehemaligen Werksgelände einer Margarinefabrik vergeblich versucht, einen Gewerbepark einzurichten. Jetzt wird hier das Wohnquartier "Othmarscher Höfe" gebaut.

Die wenigen gewerblich genutzten Gebäude, die errichtet wurden - das UCI Kinocenter und ein Parkhaus - dienen als Lärmriegel zur Autobahn. Mit einer Fitness- und Wellness-Anlage der Hamburger MeridianSpa-Gruppe wird sich dieser Riegel bald schließen - die sechste Anlage des Unternehmens in seinem Heimatmarkt Hamburg.

Das Besondere an den Othmarscher Höfen ist der Wohnungsmix. "Wir haben uns in einem städtebaulichen Vertrag mit der Stadt verpflichtet, ein Drittel frei finanzierten Mietwohnungsbau, ein Drittel öffentlich geförderten Mietwohnungsbau und ein Drittel Eigentumswohnungsbau zu realisieren", sagt André Neumann, Geschäftsführer von FPC First Properties Company, die das Areal gekauft und entwickelt hat. "Und das lange bevor dieser Mix zur offiziellen Richtschnur der Stadt wurde", fügt er hinzu. Das Spektrum reiche von der geförderten Einzimmerwohnung bis zur Fünfzimmer-Eigentumswohnung. "Hier werden alle Alters- und Gesellschaftsgruppen zusammen wohnen", ist sich Neumann sicher. "Das grüne Quartier soll so bunt wie das Leben werden."

Ausgesperrt sind lediglich Autos. "Für sie wird es Tiefgaragen geben", erläutert FPC-Projektleiterin Ulrike Klein. Da der S-Bahnhof Bahrenfeld in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen ist, geht sie davon aus, dass viele Bewohner für den Weg zur Arbeit ihr Auto in der Garage stehen lassen werden.

An der Behringstraße wird ein von FPC geplanter Gebäuderiegel mit rund 100 öffentlich geförderten Wohnungen entstehen, entworfen von dem Hamburger Büro Schenk + Waiblinger Architekten. Im Erdgeschoss sind Einzelhandelsflächen für einen Supermarkt, einen Bäcker, eine Drogerie und eine Apotheke geplant. Der Baubeginn wird Mitte 2014 sein. "Auf eigene Flächen für Ärzte haben wir bewusst verzichtet, weil das Krankenhaus Altona in unmittelbarer Nähe liegt", sagt Neumann.

Dafür wird es in den Othmarscher Höfen eine vom Roten Kreuz betriebene Kindertagesstätte mit rund 80 Plätzen geben. "Sie wird in Hamburg wohl die Kita mit der größten Grünfläche werden", sagt der verantwortliche Architekt Jens Heitmann vom Büro HeitmannMontúfar Architekten. Die Kita ist Teil eines Gebäudekomplexes an der Jürgen-Töpfer-Straße, das HeitmannMontúfar Architekten für die privaten Bauherren WHM baut. 99 öffentlich geförderte Ein- bis Vierzimmerwohnungen sind geplant. Die Miete wird 5,90 Euro pro Quadratmeter betragen. "Der Anteil der kleineren Wohnungen wird überwiegen", sagt Heitmann. Früher habe man im geförderten Wohnungsbau mehr große Wohnungen gebaut, jetzt seien eher kleine gefordert. "Da zwar die Mieten in einem öffentlich geförderten Haus stabil sind, nicht aber die Nebenkosten, haben wir uns entschlossen, das Gebäude als Passivhaus zu bauen." Im Dezember 2013 sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Frei finanzierten Wohnungsbau plant dagegen der Altonaer Spar- und Bauverein (altoba) auf seinem Baufeld. 43 Wohnungen wird die Baugenossenschaft hier für ihre Mitglieder bis Mai 2014 erstellen. Das Gebäude, entworfen vom Büro LRW Architekten, soll in seiner Architektur besondere Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllen, betont altoba-Vorstand Holger Kowalski: "Wir werden es so bauen, dass wir es in vier oder fünf Jahrzehnten ohne großen Aufwand den dann geltenden Wohnvorstellungen anpassen können." In unmittelbarer Nachbarschaft zur Baugenossenschaft errichtet Behrendt-Wohnungsbau Gebäude mit rund 165 Miet- und 165 Eigentumswohnungen. In einem ersten Bauabschnitt werden 39 Eigentumswohnungen mit zwei bis fünf Zimmern errichtet. Einige der zwischen 65 bis 126 Quadratmeter großen Einheiten werden barrierefrei mit extrabreiten Türen gebaut werden.

Einen Mix aus Miet- und Eigentumswohnungen bauen auch die Bauherren NCC und Richard Ditting. Beide haben Schenk + Waiblinger Architekten mit den Entwürfen für ihre Mehrfamilienhäuser beauftragt. Die 87 Ein- bis Vierzimmerwohnungen von NCC sollen bis Ende 2012 bezugsfertig sein. Die Firma Ditting will ihre an die Bayerische Versorgungskammer verkauften 98 Mietwohnungen mit ähnlicher Zimmerzahl bis Anfang 2014 fertiggestellt haben. "Wie auch in den Eigentumswohnungen wird es hier überwiegend offene Grundrisse geben", sagt Architekt Georg Waiblinger.

Mitte 2014 sollen die 74 Eigentumswohnungen von NCC bezugsfertig sein. "Wir bauen in unserem Projekt 'Sünn un Leven' Zwei- bis Vierzimmerwohnungen", sagt Projektleiter Joachim Rieder. Es habe sich gezeigt, dass kleine Apartments sehr begehrt seien. Die Quadratmeterpreise bewegen sich bei diesem Projekt zwischen 3745 und 3959 Euro. In den Kiebitzgärten der Firma Ditting wird es Zwei- bis Fünfzimmer-Eigentumswohnungen geben, darunter auch welche in Maisonetten, die über zwei Etagen gehen. Die 67 Eigentumswohnungen werden nach Angaben der Firma Ditting noch in diesem Jahr in die Vermarktung gehen. Wie auch bei anderen Investoren stehen Preise und Mieten noch nicht fest - ausgenommen die öffentlich geförderten Wohnungen.

www.othmarscherhoefe.de