Ein Wettbewerb zeigt, welche Modelle den Bundesbürgern am meisten gefallen. Trotz niedriger Zinsen bleibt jedoch der Boom im Wohnungsbau aus.

Jeder vierte 20- bis 30-Jährige hat bereits konkrete Vorstellungen vom Eigenheim. Die meisten wünschen sich ein frei stehendes Einfamilienhaus, in dem sie zusammen mit ihrer Familie wohnen und im Garten Obst und Gemüse anbauen können - am liebsten in Stadtrandlage. Fast jeder Zweite (48 Prozent) hält dieses Wohnziel auch für realistisch, beziffert die Anschaffungskosten für das künftige Zuhause mit etwa 219 000 Euro. Das sind in Auszügen einige Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage bei Berufstätigen dieser Altersklasse, die das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag der Allianz Deutschland durchgeführt hat.

Eine andere aktuell veröffentlichte Umfrage zeigt wiederum, dass Immobilienkäufer zunehmend bereit sind, Abstriche bei der Ausstattung ihrer Wunschimmobilie zu machen: Gab im Sommer 2010 noch jeder fünfte Erwerber an, dass es im Eigenheim nicht ohne eine Badewanne ginge, stimmt 2012 nur noch jeder Zehnte dieser Aussage zu. Auch die Anzahl derjenigen, die dünne Wände oder eine Nordausrichtung der Räume als inakzeptabel empfinden, hat sich innerhalb von drei Jahren halbiert (von 31 Prozent auf 15 Prozent). Selbst eine schlechte Dämmung, niedrige Decken oder eine renovierungsbedürftige Fassade wirken heute weit weniger abschreckend als noch 2010.

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Doch nicht nur hinsichtlich der Objekteigenschaften hat sich die Einstellung verändert: Zwar ist eine problematische Nachbarschaft für 47 Prozent der Befragten nach wie vor das wichtigste Ausschlusskriterium bei der Objektauswahl. Vor drei Jahren gaben aber noch 64 Prozent an, dass ein Immobilienkauf bei schwierigen Nachbarschaftsverhältnissen nicht infrage komme. Grund für die höhere Toleranz der Käufer sind möglicherweise ein kleiner werdendes Immobilienangebot und hohe Immobilienpreise, wie Michiel Goris, Vorstandschef der Interhyp AG, die Ergebnisse kommentiert.

Gleichzeitig waren Baugeldzinsen noch nie so niedrig wie in diesem Sommer. So bekommt man einen Immobilienkredit mit 80 Prozent Beleihung bereits ab einem Effektivzins von 2,49 und 2,85 Prozent (s. Baugeldtabelle, S. 46) für zehn und 15 Jahre. "Die niedrigen Zinsen haben zwar zusammen mit den weit verbreiteten Inflationsängsten zu einem spürbar gestiegenen Interesse am Erwerb einer Immobilie geführt, dem steht allerdings ein vielerorts sehr beschränktes Objektangebot gegenüber, sodass viele Menschen ihren Wunsch nach einer Immobilie nicht in die Tat umsetzen können", sagt Goris.

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Rüdiger Grimmert, Sprecher der BHW Bausparkasse, verweist in diesem Zusammenhang auf Erhebungen des Verbandes der Privaten Bausparkassen. "Sie zeigen, dass die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser im Mai um 4,3 Prozent zurückgegangen, und damit den fünften Monat in Folge geschrumpft ist." Für Mehrfamilienhäuser wurden im selben Monat 30,2 Prozent mehr Genehmigungen erteilt als im Vorjahresmonat, und für Eigentumswohnungen betrug die Steigerung 18 Prozent. Erklären kann sich das der Baufinanzexperte nur damit, dass bei den Menschen derzeit weniger die Selbstnutzung einer Immobilie im Vordergrund stehe, sondern mehr die solide und inflationssichere Geldanlage in die Immobilie zur Vermietung. Die Nachfrage beim Statistikamt Nord zeigt zumindest für Hamburg einen kleinen Aufwärtstrend gegenüber dem Vorjahr. So stieg die Zahl der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser in diesem Halbjahr gegenüber dem ersten Halbjahr 2011 von 626 auf 699. Und auch Stefanie von Carlsburg, Sprecherin der Haspa, spricht von einer "ungebrochen hohen" Nachfrage nach Baufinanzierungen in Hamburg.

Gleichwohl will Klaus-Günther Steinke von der LBS Schleswig-Holstein-Hamburg nicht von einem Bau-, sondern von einem Immobilienboom sprechen. "Unsere Fachleute melden eine sehr rege Nachfrage nach Bestandsimmobilien, die das Angebot zum Teil deutlich übersteigt." Sein Tipp: So sehr die niedrigen Zinskonditionen derzeit auch zum Kauf einer Immobilie oder Bau eines Hauses verleiten - "insbesondere junge Familien sollten darauf achten, dass die Finanzierungskosten auch dann noch in das Haushaltsbudget passen, wenn nach Ablauf der ersten Zinsbindungsfrist vielleicht ein deutlich höheres Zinsniveau erreicht wird." Bausparen biete hier große Zinssicherheit.

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Gemindert wird dadurch jedoch nicht die Lust der Menschen, sich rege an Wettbewerben zu beteiligen, bei denen ihre Vorstellungen zum Traumhaus erfragt werden. Als vor wenigen Wochen in der Fertighauswelt in Köln erstmals der "Deutsche Traumhauspreis" verliehen wurde, nahmen an der Abstimmung immerhin mehr als 30 000 Leser unter anderem der Zeitschrift "House and More" teil. Häuser in Massiv- und Fertigbauweise standen in drei Preiskategorien zur Wahl und wurden - angelehnt an die Beförderungsklassen von Flugzeugen - in First Class (Kaufpreis ab 350 000 Euro), Business Class (250 000 bis 350 000 Euro) und Economy Class (bis 250 000 Euro) unterteilt.

Das Ergebnis: Wenn es um die Architektur des Traumhauses geht, zeichnet sich kein wirklicher Trend ab. "Vom Landhaus über den Bauhausstil bis hin zum ebenerdigen Bungalow mit Klinkerfassade war eigentlich alles in jeder Kategorie der beliebtesten Häuser vertreten", räumt Sven Heinen, stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift ein. Einig sei man sich offenbar nur bei den "inneren Werten" gewesen, die ein echtes Traumhaus mitzubringen habe. In Zeiten stetig steigender Preise für Öl, Gas und Strom spiele die Energieeffizienz eines Gebäudes eine herausragende Rolle.

Aus Erfahrung weiß Peter Haueisen, Leiter der Allianz Baufinanzierung: "Viele junge Menschen kaufen sich zunächst eine Eigentumswohnung. Ein Haus wird oft erst zu einem späteren Zeitpunkt im Leben erschwinglich."