Einen Energieberater holt man sich ins Haus, wenn die Heizungskosten zu hoch sind, so die landläufige Meinung. “Irrtum“, sagt Energieberater Hans-Jörg Peter.

Seine Arbeit senke zwar auch Kosten, steigere aber vor allem den Wohnkomfort.

Das bestätigt auch Detlef Jönsson, der sich im Juni letzten Jahres von Energieberater Peter zunächst einen Hamburger Energiepass ausstellen ließ. "Dabei wurde das ganze Haus unter Energiegesichtspunkten in Augenschein genommen", so Jönsson. Auf dieser Grundlage hätte Peter dann Sanierungsvorschläge für die Schwachstellen entwickelt. Das Haus der Jönssons wurde 1938 errichtet. 1983 erfolgte ein Umbau. Seitdem hatten die Jönssons allerdings nichts mehr investiert.

Vor allem am Dach des Spitzgiebelhauses musste etwas passieren. Die 260 m⊃2; große Fläche war nur unzureichend gedämmt. Jetzt befinden sich zwischen Sparren und Dachziegeln 18 Zentimeter Isolierschicht. "Dafür wurde das komplette Dach abgedeckt, isoliert und wieder eingedeckt", erinnert sich Jönsson. Die Bauzeit zwischen März und Juni sei dabei kein Problem gewesen. Die Firmen hätten die Baubereiche so abgedichtet, dass man auch während der Sanierungsarbeiten problemlos im Haus wohnen bleiben konnte.

Als weitere Schwachstellen wurden die Fußböden in den nicht unterkellerten Teilen des Wohnbereichs identifiziert. "In Altbauten sucht man schwimmenden Estrich meistens vergebens", so Peter. Das gelte bis in die 60er-Jahre hinein. Die Böden seien in der Regel aus Beton oder Verbund-Estrich. Bei Gebäuden aus dieser Zeit ließen sich problemlos rund zwei Drittel der Energiekosten einsparen.

Erstes Augenmerk bei einer Sanierung legt der Energieberater Peter dabei nicht auf die Heizungsanlage, sondern auf die Dämmung. "Feuchte Räume, kalte Wände und Zug mindern den Wohnkomfort stark", sagt Peter.

Die Kosten für eine energetische Sanierung eines Einfamilienhauses aus den 50er- und 60er-Jahren liegen bei etwa 100 000 Euro, so der Experte. Eine Investition, die sich rechne. Betrachte man die Entwicklung für Energiepreise in den letzten 20 Jahren, so komme man auf etwa acht Prozent Steigerung jährlich. Inklusive aller Zuschüsse amortisiere sich die Investition damit nach etwa acht Jahren.

Bevor man einen Energieberater einschaltet, ist ein Besuch im EnergieBauZentrum der Handwerkskammer Hamburg sinnvoll. Hier bekommen Interessierte alle Informationen, um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Angebote abzuwägen.

Leiterin Nicola Beck empfiehlt Sanierungswilligen, sich zunächst einen Hamburger Energiepass erstellen zu lassen. "Bei dieser speziellen Hamburger Variante des Energieausweises werden auch Gebäudehülle und Anlagetechnik berücksichtigt", so Beck. Das etwa 40 Seiten starke Dokument umfasse außerdem eine durchgerechnete Sanierungsvariante. Ein solcher Pass sei zudem verpflichtend, wenn man Fördermittel der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt in Anspruch nehmen möchte. Der Energiepass kostet für Gebäude mit ein bis zwei Wohneinheiten 475 Euro und werde mit 40 Prozent bezuschusst. Möglicherweise spielt bei manchen Altbauten auch der Denkmalschutz ein Rolle. Dass dieser jedoch kein Hemmnis bedeuten muss, beweist die Sanierung des Hauses von Familie Golta in Volksdorf. Die Maßnahme wurde im Juni mit einem Preis im Rahmen des Wettbewerbs "Effizienzhaus - Energieeffizienz und gute Architektur" von der Deutschen Energie-Agentur (dena) und dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ausgezeichnet. "Die Villa aus dem Jahr 1930 befand sich baulich wie energetisch nahezu im Originalzustand, was sich im Wohnkomfort und den Betriebskosten widerspiegelte", sagt Energieberater Peter. Er entwickelte deshalb sowohl für die Gebäudehülle als auch für die Anlagentechnik ein Sanierungskonzept, in dem alle Bauteile wie Dach, Außenwände, Fenster und Kellerdecke auf den energetisch höchstmöglichen Standard angehoben wurden, der unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte möglich war.

Etwas Besonderes sind die acht Quadratmeter Solarkollektoren, die so stimmig in Kupfer mit den Dachpfannen verblendet wurden, dass sie kaum mehr sichtbar sind. Hausbesitzer Jönsson ist mit seiner Entscheidung zur energetischen Sanierung im Nachhinein sehr zufrieden. Nur eine Kleinigkeit störte ihn: "Die Bearbeitungszeit des Förderantrags beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle betrug in unserem Fall vier Monate. Informationen zum Bearbeitungsstand gab es keine. Wenn man das Geld in die Finanzierung einbezieht, sollte man von vornherein mit einem so langen Vorlauf rechnen."

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