Ob klassisch oder modern: Die Wahl des Anstrichs unterstreicht die Einrichtung, den Stil des Hauses und die Bedürfnisse der Bewohner.

Wir leben in einer Welt der Farben. Sie begegnen uns überall, beeinflussen unsere Gefühle und unser Wohlbefinden. Sie können zum Beispiel beruhigend und anregend wirken, aber auch Kühle oder Distanz ausstrahlen. Der Farbauswahl bei der Gestaltung der Räumlichkeiten kommt deshalb eine große Bedeutung zu.

Die Farbe Orange signalisiert zum Beispiel Lebensfreude und Optimismus und sorgt für eine freundliche Atmosphäre. Sie ist vor allem für Räume mit wenig Lichteinfall geeignet. Mit der Farbe Rot verbindet die Farbenlehre Begriffe wie Energie, Liebe und Leidenschaft. Rot wirkt anregend und sehr dominant. Es sollte deshalb sehr bewusst eingesetzt werden. Das gilt auch für die Trendfarben Pink und Violett. Natürliches Grün drückt Sicherheit, Hoffnung und Zuversicht aus, es passt somit in jedes Wohnumfeld. In der Farbenlehre wird Blau mit der Weite des Himmels und des Meeres assoziiert. Blau strahlt Kühle, Klarheit und Frische aus und wirkt, je nach Farbton, entspannend und beruhigend. Kein Wunder also, dass Blau sich insbesondere im Schlafbereich gut macht. Und schließlich: Braun. Die Farbe sorgt für ein natürliches und gemütliches Ambiente. Wenn sie mit anderen Erdtönen wie Siena und Ocker kombiniert wird, kommt sie im Eingangsbereich, Wohn- und Esszimmer besonders wirkungsvoll zur Geltung.

"Für den Verbraucher ist es häufig schwer zu erkennen, welche Farbe für seine Bedürfnisse die richtige ist", sagt Michael Sommersell aus Rissen, Experte für Farbgestaltung der Maler- und Lackierer-Innung Hamburg. Bei der Entscheidung für eine Farbe komme es in erster Linie darauf an, wie man lebt und eingerichtet ist und welche Grundstimmung im Haus herrscht. Bei der Farbgestaltung der Wohnräume ist es außerdem ratsam, sich in Anlehnung an die vorhandenen Räumlichkeiten, Stoffe und Möbel für eine Hauptfarbe zu entscheiden und diese für die großen Wandflächen zu verwenden. So wirken Räume in gelben Farbtönen zum Beispiel etwas größer, als sie eigentlich sind, hell und freundlich. Die Sonnenfarbe ist besonders für Wände im Kinderzimmer sowie im Büro erste Wahl. Alle weiteren Farben sind dem Hauptfarbton individuell anzupassen und unterzuordnen.

"Zu viele verschiedene Farben lassen jeden Raum unruhig und unübersichtlich wirken", warnt der Inhaber von Peter Interior Design, Peter Nolden. Auf der Suche nach den schönsten, aber auch nach historischen Farben hat er viele Länder bereist und sich dort inspirieren lassen. Das Ergebnis ist eine selbst entwickelte Farben-Kollektion für den Innen- und Außenbereich. Zur Auswahl stehen insgesamt zwölf Farbkarten mit jeweils acht Tönen, die das "Farbebekennen" erleichtern sollen. Die Farben sehen nicht nur wunderschön aus, sie haben auch tolle Namen. Auf der Karte mit den türkisen Tönen finden sich beispielsweise die Nuancen "Blauer Charme", "Lido" und "Ballsaal". Oder wie wäre es mit "Drachensaat", "Bruno", "Oh Monique" oder "Lilly" an der Wand?

Eine große Auswahl an Farbtönen bietet auch Farrow & Ball. Anders als viele andere Hersteller verwendet der englische Hersteller stets natürliche Inhaltsstoffe wie Kreide, Leinöl und Kaolin. Die insgesamt 132 Farben werden nach traditionsreichen Rezepturen im englischen Dorset hergestellt.

"Lange Zeit waren die erdigen Töne sehr beliebt. Doch jetzt haben die Menschen wieder mehr Lust auf lebendige Farben und Muster. Im Kommen sind zum Beispiel Grüngelb-Nuancen, Blautöne und Türkis", sagt Peter Nolden. Die aktuelle Farrow-&-Ball-Farbpalette 2012 basiert vor allem auf überraschenden Kombinationen kräftiger Farben und dem sogenannten Colour-Blocking - das ist ein Begriff aus der Modebranche. Intensive Grautöne werden mit warmen Gelb- und klaren Blautönen akzentuiert und kreieren einen modernen, grafischen Farbton, während gedämpfte blaugraue Farben und leichte Violetttöne auch gut mit helleren Farben kombiniert werden können.

+++Bunte Möbel heben die Stimmung+++

Ein Fan des Colour-Blocking ist auch Peter Kempe von Kuball & Kempe aus Hamburg. "Eine wirklich britische Farbabstufung von Farrow & Ball ist die Kombination aus ,Charlotte's Locks 268', einem kräftigem Orange, mit dem weinroten ,Rectory Red 217' und dem tiefen Blau ,Drawing Room Blue 253'. Diese Farben erinnern allesamt an das London der 1960er- und 70er-Jahre und den beeindruckenden Stil des Designers David Hicks."

Der Hamburger Michael Sommersell empfiehlt seinen Kunden häufig Wickel- oder Wischtechniken, Schablonen, Lasuren und Spachtelmasse: "Damit lassen sich unglaubliche Effekte erzielen, wie zum Beispiel die Marmormalerei", sagt der Fachmann. Peter Nolden rät dazu, Farben nicht auf Raufaser, sondern lieber direkt auf den Putz aufzubringen. Er ist großer Verfechter davon, dunkle Räume dunkel und helle Räume hell zu belassen. "Die bestehenden Lichtverhältnisse sollten nicht verfremdet werden. Ein dunkler, in Schwarz gestrichener Flur kann zum Beispiel sehr edel aussehen", so seine Erfahrung. Weiterhin empfiehlt er, Decken grundsätzlich nicht weiß zu streichen. Der Raum sei dann nicht komplett "angezogen", betont der Hamburger Inneneinrichter. Schöner und harmonischer sei eine Deckenfarbe speziell angemischt aus der gewählten Wandfarbe mit Weiß.

Qualitätsfarben sind zwar meistens ein wenig teurer als Billigfarben aus dem Baumarkt oder vom Discounter, denen es meistens an Pigmenten und Bindemitteln mangelt. Dafür decken sie in der Regel selbst auf dunklen Untergründen schon beim ersten Auftrag und überzeugen durch eine deutliche Tiefenwirkung. Außerdem liefern sie zumeist ein gleichmäßigeres Farbbild. Ein Vorteil von Latexfarben ist, dass sie normalerweise einen hohen Anteil an Bindemitteln und Weißpigmenten haben und dass sie in matten und glänzenden Ausführungen erhältlich sind. Zudem eigenen sich viele Latexfarben auch für den Außenbereich.

www.farbe-hamburg.de , www.farrow-ball.com , www.peter-interior.de