Als Boden- oder Wandbelag geben sie dem Raum eine besondere Note. Viele eignen sich auch mit Fußbodenheizung und halten Jahrzehntelang.

Fliesen sind in Deutschland der Klassiker für Bad und Küche. "Doch diese begrenzte Sicht hat sich inzwischen erweitert", sagt Jens-Uwe Fellhauer, Geschäftsführer des Industrieverbandes Keramische Platte + Fliese in Berlin. Immer häufiger werden Fliesen auch im Wohnzimmer, Essbereich und Schlafzimmer verlegt. Denn: Fliesenböden ohne störende Schwellen und Stufen sind ein Vorteil beim barrierefreien Bauen. Außerdem können sie jahrzehntelang halten. Voraussetzung ist jedoch, dass die ausgewählten Fliesen den jeweiligen Ansprüchen genügen.

Für die Herstellung von Fliesen werden vor allem Ton, Talkum, Kaolin, Kreide, Quarz und Feldspat verwendet. "Für Wandfliesen eignen sich Kaolintone aus England, der Türkei, Tschechien oder Griechenland. Gebrannt entstehen aus ihnen reinweiße Scherben", erklärt Robert Raschke, Trainer bei der DIY-Academy (Do-it-yourself Akademie) in Köln. Darauf wirke die Farbe der Oberflächenglasur wesentlich gleichmäßiger.

"Klassische Wandfliesen sind Steingutfliesen", erklärt Fellhauer. Sie eignen sich für aufwendige Oberflächendekore. Steinzeug- oder Feinsteinzeugfliesen seien dagegen primär Bodenbeläge, da bis vor Kurzem ein Verlegen an der Wand mangels geeigneter Fliesenkleber nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich gewesen sei. Inzwischen kommen Feinsteinzeugfliesen auch an der Wand zum Einsatz.

Steingutfliesen werden jedoch aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften weiterhin häufig für Wände verwendet. Sie seien leichter, was für bestimmte Wandkonstruktionen, zum Beispiel für eine gewölbte Duschwand, eine Rolle spiele, so Fellhauer. Außerdem könnten sie beim Verlegen wesentlich einfacher zugeschnitten werden und eigneten sich dadurch für besondere Dekore und Glasureffekte.

Bei glasierten Steinzeugfliesen muss auf die Beständigkeit geachtet werden. Diese wird in fünf Abriebgruppen kategorisiert. Für Wohnbereiche ohne höhere Beanspruchungen wie Schlaf- oder Wohnzimmer hält Fellhauer die Abriebgruppe drei und höher für ausreichend. In Küchen, Flur und Dielen oder auf Terrassen eigneten sich eher Fliesen der Abriebgruppe vier oder höher.

Mediterrane Atmosphäre schaffen dagegen Böden aus Terrakotta. Die Fliesen gibt es für Innenräume und als frostfeste Variante auch für den Außenbereich. "Die Frostfestigkeit lässt sich erreichen, indem Ton mit höheren Temperaturen gebrannt wird und der im Material enthaltene Sand schmilzt. So kann Wasser kaum noch in die Tonfliese eindringen", erklärt Michael Pommer von der DIY-Academy. Für Innenräume müssen die Fliesen imprägniert werden, da sonst Schmutz und Fett eindringen.

Rund 250 000 Menschen verunglücken laut der Aktion "Das sichere Haus" in Deutschland jedes Jahr im Bad. "Ausrutschen in Dusche und Badewanne oder auf glatten, feuchten Fliesen zählt dabei zu den häufigsten Unfallarten", sagt Susanne Woelk, Geschäftsführerin der Aktion. Für mehr Sicherheit sorgen in solchen Fällen kleine Fliesen mit einem hohem Fugenanteil. Auch der Einsatz von Fliesen mit einer rutschhemmenden Oberfläche sei im Bad, insbesondere bei bodengleichen, begehbaren Duschen, sinnvoll.

"Wegen ihrer hervorragenden Wärmeleit- und Speicherfähigkeit eignen sich Fliesen im Wohn - und auch Badbereich besonders gut in Kombination mit einer Fußbodenheizung", erläutert Fellhauer. Dank der guten Wärmeleitfähigkeit benötige die Fußbodenheizung zudem auch weniger Energie, da sie mit einer geringeren Vorlauftemperatur auskomme. Im Sommer lasse sich mit einer Fußbodenheizung der Boden - und damit auch das Zimmer - sogar kühlen.