Ein sanierter ehemaliger Industriebau in Braak bei Stormarn wurde in ein modernes Haus mit loftartigem Charakter verwandelt.

Stormarn. Fast verborgen von einer roten Backsteinmauer steht am Ende einer kleinen Wohnstraße in Braak, einem kleinen Ort im Kreis Stormarn, auf der linken Seite ein Haus. Eher unscheinbar mit geducktem Dach. Von außen ahnt man nur, dass es größer ist, als der erste Eindruck vermuten lässt. Erstes Staunen: Die Eingangstür öffnet sich per Fingerprintsystem. Innen erwartet einen dann eine Mischung aus Loft, gediegener und moderner Einrichtung verbunden mit zahlreichen Raffinessen.

Das gigantische Herzstück und Zentrum des Hauses ist die Wohnhalle. Mit ihren 112 m² ist sie größer als die Fläche so mancher Wohnung. Das Auge hat hier viele Eindrücke zu verarbeiten: Der riesige, vier Meter hohe Kamin aus Schieferstein, das Wenge Parkett, die bodentiefen Fenster und die offene Küche. Die florale Mosaikwand im Hintergrund ist zugleich Blickfang.

Ein Gang durch die acht Zimmer macht deutlich: Hier haben sich erlesene Materialien, Geschmack, Ideenreichtum und professionelle Unterstützung zu einem luxuriösen Ganzen vereinigt. Hier ist nichts von der Stange oder mal eben schnell eingebaut worden. Die Eigentümer, ein junges Ehepaar, haben zusammen mit dem Architekten Matthias Mecklenburg auf rund 400 m² ein stilvolles Zuhause kreiert.

Das Ergebnis ist umso erstaunlicher, wenn man erfährt, dass auf dem Grundstück früher die Dorfschlosserei war, später in den 1960ern eine Fabrik. Hinweis auf den Schlosser geben noch die Anbindehaken für die Pferde und ein Findling. Als das Ehepaar das Haus 2008 erwarb, ähnelte es einer Landhausvilla, hatte Rundbogenfenster mit normaler Brüstungshöhe, einen kleinen Eckkamin und ein Podest im Wohnraum. "Das war verschenkter Raum, zudem war es sehr dunkel", erinnert sich die Hausherrin Martina Berger.

Bei den anstehenden Modernisierungsarbeiten lautete die Devise: viel Licht ins Haus bringen, den industriellen Charakter erhalten und zugleich hochwertige Wohnqualität schaffen. Dabei waren viele Herausforderungen zu bewältigen. "Man muss bei diesem Objekt anders denken. Vor allem die Wohnhalle war sowohl lichttechnisch, von der Heizung und der Akustik her schwierig", sagt Mecklenburg. So prüfte ein Akustiker mit einer Schreckschusspistole die Nachhallzeit und das Echo, bevor eine Akustik-Decke mit Dämmpaneelen und speziellem Putz eingebaut wurde - wie sie auch in Musikhochschulen zu finden ist. "Einen Raum wie diesen muss man erst mal in den Griff kriegen", sagt der Architekt, der bereits Erfahrung mit Umbauten ähnlicher Größenordnung hat. So baute Mecklenburg beispielsweise Kinos und das Ernst-Deutsch-Theater um.

"Jedes Detail, jede Schublade haben wir zu dritt diskutiert", beschreibt Ulf Berger den Prozess bis zur Vervollkommnung seines Hauses. Für den Bodenbelag fiel die Entscheidung auf Wenge, ein dunkles afrikanisches Hartholz, das in unterschiedlichen Längen und Breiten verlegt wurde. Um sich die Muster und die Fertigung anzusehen, flogen die Bergers mit ihrem Architekten nach Süddeutschland. Aber das ist noch nicht alles: Die Auffahrt zum Haus besteht aus alten Pflastersteinen einer Allee in Leipzig. Die Steine wurden abgefahren und nach Braak transportiert.

Damit nicht genug: Die Sauna ist aus 200 Jahre alten halbrunden silbernen Polarfichtenstämmen gefertigt. Die Stämme wurden extra mit dem Schneemobil aus der Tundra geholt. "Das riecht wunderbar. Man hat das Gefühl, mitten in der Natur zu sein", sagt Martina Berger. Ihr Haus bietet weitere Überraschungen. So sind beispielsweise die Türscharniere versenkbar. Heizkörper sucht man vergeblich. Ebenso bleibt die Technik für die Beschallung - auch in den Bädern - unsichtbar.

Eine Kinoempore - auf einem Teil des ursprünglichen Podests - ermöglicht Sehgenuss in der Wohnhalle vom Feinsten. Die hauseigene Bar mit stimmungsvoller Innenbeleuchtung bietet je nach Filmgenre das dazu passende Getränk mit der entsprechenden Beleuchtung. Und in der Dusche, die aus drei massiven Marmorplatten gefertigt ist, sorgt eine in die Decke integrierte Kopfbrause für Regengüsse bei LED-Beleuchtung. Allein hierfür waren spezielle Rohrleitungen notwendig.

Unterschiedliche Lichtquellen bringen in alle Räume atmosphärisches Licht oder akzentuieren bestimmte Details wie die Wandpfeiler in der Wohnhalle. Indirektes Licht ist auch an den Schränken oder im Bad unter den Einbauten angebracht. Allein im Bad gibt es fünf unterschiedliche Lichtquellen. Nachts sorgt LED-Licht unter dem Hängeschrank für eine dezente Orientierung.

Das Heim der Bergers bietet jedoch weit mehr als Luxus und Komfort. "Ich kenne kein Haus, das so durchdacht ist", sagt Mecklenburg. "Jeder Raum wird optimal genutzt." Auch praktische Beweggründe spielten eine Rolle. So führt ein zweiter Eingang in eine großzügige Garderobe mit Einbauschränken. Hier ist Platz für schmutzige Schuhe und nasse Kleidung.

Sämtliche Schränke im Haus wurden vom Tischler angefertigt. Schönes Detail: In den weißen Fronten kehrt das Wengeholz als kleine quadratische Einlassung wieder. Sogar über die Statik gerät man ins Staunen. Die Stahlbetonstützen und Unterzüge ermöglichen eine freie und variable Anordnung der Leichtbauwände (Gipskarton). "Damit lässt sich der Zimmerzuschnitt der jeweiligen Lebenssituation anpassen", sagt Makler Harald Leonhard von Leonhard Immobilien.

Das Haus ist sehr solide gebaut. "Die Dämmung ist ziemlich optimal und kommt einem Niedrigenergiehaus sehr nahe", sagt Architekt Mecklenburg und verweist dabei auf die neu gezogenen Betonwände, den guten U-Wert der Fenster und das mehrfach gedämmte Dach. "Wir wohnen jetzt zwei Jahre hier, und wir würden alles genauso wieder machen", sagt das Unternehmerpaar. Das liebevoll gestaltete Luxus-Zuhause steht zum Verkauf. Der Kaufpreis liegt bei 1,49 Millionen Euro.