Bürger entwerfen Visionen für die Stadt: Darunter sind ein Elbquartier, ein Wassertaxi, eine Laufstrecke zur Stromerzeugung und mehr.

Wir alle kennen das Märchen von der Zauberfee, bei der man drei Wünsche offen hat. Im Alltag ist dies reine Träumerei. Doch Anfang Februar konnten sich viele Hamburger, die sich für Stadtplanung und Architektur interessieren, einen Traum erfüllen: Sie durften im Rahmen eines Zukunftscamps ihre Visionen für Hamburg im Jahr 2030 mit Bleistift und Papier oder sonstigen zur Verfügung gestellten Bastelutensilien darstellen. Das alles sechs Tage lang im früheren Ohnsorg-Theater (Große Bleichen). Veranstalter war unter anderem das Bürgerforum Nexthamburg, das sich auch aus Stadtplanern und Architekten zusammensetzt.

"Damit wir nicht im Visionären bleiben, haben wir auch Aufgaben formuliert, die es zu lösen galt", sagt Cynthia Wagner von Nexthamburg. Beispielsweise sei die Frage gestellt worden: Wie kann der Nahverkehr von morgen aussehen, und mit welchen Mitteln lässt sich die Attraktivität der Stadt erhöhen? Eine Antwort lautete: Ein Wassertaxi, mit dem man die Uferseiten an der Alster schnell wechseln kann. Und eine Kindergartengruppe wünschte sich eine Ponyschnellstrecke quer durch Altona, so Cynthia Wagner. Wenngleich diese Idee wohl kaum umgesetzt wird, die folgenden bleiben vielleicht kein Wunschtraum.

Schwimmender Elbboulevard

Wolfgang Lütters hat die Vision von einer neuen, lebenswerten HafenCity "wie in Oslo", die auf Steinwerder direkt gegenüber St. Pauli entsteht. Diese ist dank einer Anbindung an die U 4 leicht zu erreichen. Statt moderner Glasfassaden sind hier kleine bunte Häuser zu finden, mit Cafés und Geschäften, die den Ort zu einem beliebten Wohn- und Ausflugsziel der Hamburger und der Touristen machen. Einen schwimmenden Elbboulevard, der von den Landungsbrücken Richtung Museumshafen weitergeführt wird, kann sich der Theater-Requisiteur hingegen auf städtischer Seite vorstellen. "Dort sind Gebäude in Form von Schiffen zu sehen. Ein weiteres Highlight sind beheizbare Strandgewächshäuser, sodass man Hafenflair und Elbe auch im Winter genießen kann."

Wissenspark in Moorburg

Auch die Vision von Rainer Böhrnsen dreht sich um die Neugestaltung des südlichen Teils der Elbe. Getreu dem Motto "Hamburgs Zukunft liegt im Süden" regt er einen Wissenspark für Umwelt- und Maritime Technologien in Moorburg an. "Wenn ein Sciencepark in der Nähe der HafenCity-Universität entstehen sollte, warum dann nicht auch hier in Moorburg", sagt Böhrnsen, der besorgt ist um die Zukunft seines Stadtteils. "Dort haben wir ausreichend Flächen für einen solchen Park." Der würde dem gesamten Süderelberaum neues Entwicklungspotenzial geben und als grüner Lebensraum für Menschen wohn- und erfahrbar werden.

Umweltkarte

Den größten Anklang fand beim abschließenden Voting die Idee einer sogenannten "Umweltkarte", eingebracht von der Nienstedterin Kathrin Latsch. "Bonuspunkte gibt es zum Beispiel, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln fährt oder zu Ökostrom wechselt", sagt die Wissenschaftsjournalistin. Diese Punkte könnten dann wiederum für umweltfreundliche Produkte und Leistungen ausgegeben werden. So entstünde ein neuer Kreislauf, in dem Anreize für nachhaltiges Verhalten geschaffen werden. Ein Konzept hat die Hamburgerin bereits bei der zuständigen Behörde eingereicht. Doch die nötigen finanziellen Mittel zur Umsetzung fehlten. Gemeinsam mit dem Bundesverband für umweltbewusstes Management plant Kathrin Latsch jetzt, eine Machbarkeitsstudie ihrer Idee in Auftrag zu geben.

Monorailbahn auf Stelzen

Für Karl Krieger war es schlicht "ein Unding", dass der Jungfernstieg nach der Fußballweltmeisterschaft für den Bau einer neuen U-Bahn-Strecke wieder aufgerissen werden musste. Und der Rentner erinnerte sich an die Monorailbahn, Einschienenbahn, die er bei einem Urlaub in Sidney gesehen hatte. Zudem ist der Hamburger auch heute noch davon überzeugt, dass eine solche Bahn nur etwa die Hälfte der Summe einer U-Bahn-Trasse kosten und durch Investoren mitgetragen würde. "So eine oberirdische Strecke bietet eine viel größere touristische Anziehung als dunkle Tunnelröhren", sagt Krieger. Für seine elektrisch angetriebene Bahn, die auf Stelzen sowohl im Wasser als auch in der Straßenmitte fahren kann, könnte er sich die Haltepunkte Landungsbrücken, Elbphilharmonie, Marco Polo Terrassen bis zur geplanten HafenCity-Universität und zurück über St. Annen, Kippelstieg und Kehrwieder denken. Sogar einen Namen hat er schon: HCMB, HafenCity-Monobahn.

Stromerzeugende Joggingstrecke

Die Idee für eine Strecke, bei der die durch das Laufen erzeugte Energie zur Stromerzeugung genutzt wird, kam Michael Szymczyk während seines Studiums der Stadtplanung: "Ich hatte die Strecke für die City-Süd entwickelt, um den Standort dort aufzuwerten." Die von den Laufenden erzeugte Energie wird für die Beleuchtung des etwa zwei Kilometer langen Rundparcours genutzt. Außerdem sehen Szymczyks Pläne Schaltsäulen entlang der Strecke vor, die über persönliche Laufzeiten oder Kalorienverbrauch informieren.

Mehr unter www.nexthamburg.de