Holz, Stein oder Metall - für den Architekten ist das Ursprüngliche eines Materials wichtig. Für die Zusammenarbeit mit dem Kunden muss die Chemie stimmen.

Die historischen Viehhallen des alten Hamburger Schlachthofs im Schanzenviertel waren schon für den Abriss bestimmt. Mit der Fertigstellung des Umbaus zum Restaurant Bullerei von Tim Mälzer hat das Hamburger Architekturbüro Giorgio Gullotta nun aber einen neuen gesellschaftlichen Treffpunkt der Gastronomie-Szene geschaffen. "Ich empfinde als Architekt auch eine soziale Verantwortung gegenüber der Gesellschaft", sagt Gulotta, der sich nach Zimmererlehre, Architekturstudium und einer sechsjährigen Tätigkeit im Büro Gerkan, Marg und Partner mit seinen damaligen Partnern Akyol und Kamps selbstständig machte. Seit Januar 2007 führt er das Büro Giorgio Gullotta Architekten alleine.

Bürogebäude, Gastronomie, Privathäuser, Hotels - fachlich ist das Büro breit aufgestellt und bietet mit seinen acht Mitarbeitern ein breites Spektrum bei der Ausgestaltung von Architektur und Innenarchitektur an. "In diesem Sommer haben die Bauarbeiten am Neubau des Atlantic-Hotels in Kiel begonnen. Im Juni 2010 soll das 187 Zimmer große Hotel gegenüber dem Hauptbahnhof bezugsfertig sein", sagt Gullotta. Wie bei allen seinen Projekten hat der Architekt auch bei diesem Haus großen Wert auf die Auswahl der Materialien gelegt. "Wir haben für den gelb-weißlichen Stein der Fassade gekämpft, den wir dann in einer Ziegelei in der Nähe von Münster endlich gefunden haben", sagt Gullotta. Inspirationen, neue Materialien einzusetzen und sie fachgerecht zu verarbeiten, gewinnt der Planer in seiner eigenen Bibliothek und auf Reisen. Ein weiteres Beispiel für seine intensive Auseinandersetzung mit dem Material ist die Fassadengestaltung und Modernisierung eines Wohnhochhauses in Berlin Friedrichshain-Kreuzberg, ein ehemaliger einfacher Plattenbau. "Hier bestand die Vorgabe darin, dem Bau durch das Material - eloxiertes Aluminium - ein neues Image zu geben, es durch eine gelungene Optik wertiger zu machen, ohne sich modischen Trends zu unterwerfen", sagt Gullotta.

Auf die fachgerechte Verarbeitung der verschiedenen Werkstoffe lege er sehr viel Wert, so der Hamburger Planer weiter. Durch seine Zimmererlehre sei er sehr mit dem Material Holz vertraut, dementsprechend oft plane er es in seiner großen Vielfalt in seinen Projekten ein.

Auch in seinem Büro merkt man die Vorliebe für das Naturprodukt, sei es der große Besprechungstisch aus Nussbaum oder die beinahe raumhohen Türen mit dem schönen Roseneichen-Furnier. Aber nicht nur Holz hat für den Architekten einen hohen Stellenwert, ebenso schätzt er auch die fachgerechte Verarbeitung von Stein und Metall. Wichtig sei, so hebt der Fachmann hervor, der Charakter des Materials. Für ihn sei der haptische Eindruck ein wesentlicher Faktor für die Entscheidung für das eine oder andere Material.

"Um den Ansprüchen - besonders im privaten Bereich - gerecht zu werden und um auch eine möglichst genaue Kostenkalkulation zu gewährleisten, legen wir einen hohen Wert auf sehr detaillierte Zeichnungen - eine wichtige Grundlage der Preisgestaltung für unsere kleinen Handwerksbetriebe aus der Umgebung, mit denen wir gerne zusammenarbeiten", sagt Gollotta. Vieles lasse er anfertigen. Küchenschränke, Einbauschränke, sogar Badezimmerwaschbecken aus Messing, sagt Gullotta, der mit einer dezidierten Preisauflistung einen Kunden sogar überzeugen konnte, statt einen Ikea-Schrank zu kaufen einen Schrank vom Tischler anfertigen zu lassen.

Für Gullotta ist die reibungslose Zusammenarbeit mit dem Kunden wichtig - stimme die Chemie, so stimme auch das Vertrauen.

Seine Entwürfe der Innenarchitektur sieht der Architekt sowohl als verspielt und auch mal plüschig an, während er im Bereich des Hochbaus seinen Stil eher als trocken und präzise beschreiben möchte.

Aber, so Gullotta weiter, es werde besonders im Hochbau bei vielen Projekten nach Kommerz entschieden und nicht nach dem Nutzungskonzept. In diesem Zusammenhang, so der Architekt, brauche Hamburg auch mehr Mut zu sich selbst. Denkmalschutz sei für ihn eine wichtige Institution, aber sie müsse erlebbar für den Besucher gemacht werden, ganz wie es jetzt der Fall sei mit der Bullerei. Hier wurde erst durch die Nutzbarmachung das denkmalgeschützte Gebäude in der Öffentlichkeit bekannt.