Noch sind die acht Zimmer, die sich um den großen Gemeinschaftsbereich gruppieren, unbewohnt. Im Dezember soll aber Leben in die Räume an der Goetheallee in Altona einkehren. Dann beziehen die ersten Bewohner der Demenz-Wohngemeinschaft ihr neues Zuhause.

In ihren Zimmern, zu denen auch ein WC-Bereich mit Dusche gehört, können ihre Angehörigen ihnen eine vertraute Umgebung schaffen. Den Gemeinschaftsraum mit Sitzecken, die Küche, die Terrasse und die Gartenanlage werden sie sich mit ihren Mitbewohnern teilen.

Vermieter der Räume in der Demenz-WG ist der Bauherr Hamburg-Team ( www.hamburgteam.de Tel. 37 68 09-32). Die Pflege der an Demenz erkrankten Bewohner müssen deren Angehörige selbst organisieren. "Das hat den Vorteil, dass sie einen Pflegedienst beauftragen können, der auf ihre individuellen Vorstellungen eingeht", sagt Regine Jorzick, Sprecherin von Hamburg-Team. Wichtig sei, dass der ambulante Pflegedienst eine Betreuung rund um die Uhr anbiete. "Am Tag sollten zwei bis drei Mitarbeiter zugegen sein, in der Nacht einer", rät Jörn Wieking, Projektleiter bei der Alzheimer Gesellschaft Hamburg. Diese steht Angehörigen beratend zur Seite, wenn Interesse am Aufbau einer Demenz-WG besteht ( www.alzheimer-hamburg.de , Tel. 68 91 36 25).

Der Spar- und Bauverein Altona ( www.altoba.de ) geht einen anderen Weg. "Wir planen in einem Neubauprojekt in der Kleinen Bergstraße eine Dementen-Wohngemeinschaft mit zehn Plätzen", sagt Vorstandsmitglied Holger Kowalski: "Hier können Mitglieder, die nicht mehr selbst ihren Haushalt führen können, unterkommen." Die Betreuung der WG-Mitglieder übernimmt die Alsterdorf Assistenz West ( www.alsterdorf-assistenz.de ), die zur Evangelischen Stiftung Alsterdorf gehört. Kowalski ist überzeugt, den Angehörigen damit Mühe zu ersparen, wenn die Altoba als Vermieter den Pflegedienst organisiert. "Für die meisten ist die ganze Situation ja sehr belastend."

Das Konzept, dementen Menschen ein neues Zuhause in einer Wohngemeinschaft zu bereiten, findet die Zustimmung von Jörn Wieking: "Die Erkrankung bringt es mit sich, dass man nur an Dinge anknüpfen kann, die einem seit Langem vertraut sind. Die WG soll deshalb eine Atmosphäre wie in einem Privathaushalt haben, in dessen täglichen Ablauf die Bewohner eingebunden sind. Sie sollen in der Gemeinschaft am Haushalt teilhaben." Wichtig sei, dass eine Demenz-WG acht bis zehn Bewohnern Platz biete. "Sind die Gruppen zu groß, kann das zu unnötigem Stress führen", so Wieking. Je überschaubarer die Gruppe sei, desto leichter falle es, eine emotionale Bindung zur Gruppe aufzubauen.

"In Wohngemeinschaften haben wir die Erfahrung gemacht, dass Kranke, die sich schon in sich zurückgezogen hatten, wieder beginnen, untereinander zu kommunizieren." Ganz stressfrei ist das Leben in einer solchen WG nie. "Es gibt Tagesschwankungen bei einzelnen Bewohnern, die sich schnell auf die Gruppe auswirken", sagt Wieking. Auch sei eine WG nicht für jeden Kranken die angemessene Antwort. Man müsse dies immer individuell bewerten. "Es gibt Krankheitsbilder, bei denen die Menschen einen sehr hohen Bewegungsdrang haben. Für die ist möglicherweise ein stationäres Heim besser", so der Projektleiter der Alzheimer-Gesellschaft.

In Hamburg wurde die erste Demenz-WG 2004 in Dulsberg eröffnet. Sieben Gruppen gibt es mittlerweile: alter & pflege in Dulsberg, Pauline-Mariannen-Stift in St. Georg, die Wohngemeinschaft "Bärenhof" in Langenhorn, Türen öffnen e. V. in Fuhlsbüttel, AWO Hamburg in Iserbrook, die Hartwig-Hesse-Stiftung in Rissen und die AWO Hamburg in Bergedorf. Weitere sind im Aufbau. Wer für einen Angehörigen einen freien Platz in einer Demenz-WG sucht, kann sich an die Stattbau-Hamburg ( www.stattbau-hamburg.de , Tel. 43 29 42 0) wenden, die als Koordinierungsstelle einen Überblick über für freie WG-Plätze hat.