Auch innen wird viel modernisiert. Dazu gehören zum Beispiel Lüftung, Licht und Heizung.

Leicht schwankend und mit unwilligem Quietschen bewegt sich der Lastenaufzug nach oben. Dieses Mal befördert der Drahtkorb eine Gruppe gelb behelmter Besucher. Im luftigen Drahtkorb geht es außen an der Süd-Westseite des Michels 32 Meter hoch zum neuen, fast fertigen Dach der Hauptkirche.

Der "Dachspaziergang" gehört zu den Highlights der Baustellenbesichtigung, die im Rahmen des Architektursommers und am Tag des offenen Denkmals am 28. August und am 12. September stattfindet. Eine fast einmalige Gelegenheit, denn das neue Dach, das sich in seiner warmen orangeroten Kupferpracht noch unter schützenden Planen präsentiert, soll die nächsten 30 Jahre möglichst nicht angefasst werden", sagt Joachim Reinig vom Plan-R-Architektenbüro.

Seit 2002 ist er für die Sanierung der Barockkirche verantwortlich. Vor den Sanierungsarbeiten wurden 2000 Pläne digitalisiert, erinnert sich Architekt Reinig. "Jetzt haben wir ein Planarchiv wie kaum eine andere Kirche in Norddeutschland", sagt er stolz.

Auf etwas kippeligen Bohlen geht es die Dachtraufe entlang. Besucher können die Hand über Dachplatten und Verbindungsnähte gleiten lassen und dabei verstehen, mit welcher Technik die Kupferplatten auf der Schalung befestigt werden. "45 Tonnen wiegen die 6600 Quadratmeter großen 0,8 mm starken Kupferbleche, die für die 3280 Quadratmeter große Dachfläche des Michels benötigt werden. Die alten Kupferplatten sammelt die Aurubis, ehemals Norddeutsche Affinerie, die das Dachmaterial gespendet hat, wieder ein. Auch wenn die neue Brandmeldeanlage rund um die Uhr in Betrieb ist, darf nur am frühen Vormittag geschweißt werden. "So können wir frühzeitig erkennen, ob irgendwo etwas schwelt."

Zwischen 1908 und 1912 wurde das Dach unbrennbar aufgebaut. Statt Holz wurde leichter Bimsbeton verwendet, der sich aber als unverträglich mit dem Kupfer erwies. Jetzt wurde der Bimsbeton wieder gegen eine Holzschalung ausgewechselt, die eine sichere und dauerhafte Befestigung der Kupferdeckung gewährleistet. "Wenn das Dach heiß wird, dehnt es sich aus, die Verbindung muss also elastisch sein und das Holz klemmt die Nägel ein", sagt Reinig. Das hört sich einfach an, dennoch habe die Frage, wie das Dach feuersicher einzudecken ist, viel Kopfschmerzen bereitet. "Insgesamt wurden dabei fünf Alternativen geprüft", berichtet der Architekt.

Auch im 1300 Quadratmeter großen Kirchenraum strahlt vieles schon in neuem Glanz. Manche Ecken sind noch Baustelle, die Alterspatina fällt neben strahlendem Weiß und Hochglanz ins Auge.

Die Decken und Wände sind gestrichen, 643 laufende Meter Bänke lackiert und aufgearbeitet, die zehn Meter hohe Kanzel und Altar von zentimeterdickem Staub und Ruß befreit. Die Vergoldungen von Kapitellen, Altar und Wänden sind restauriert, die Fußbodendielen geschliffen und gewachst, das Senatsgestühl frisch aufgearbeitet - eine Spende des Polsterers.

"Wir haben viele Spender, die ihrer Kirche seit Jahrzehnten treu sind", sagt Reinig.

Auf Hochtouren arbeiten noch die Orgelbauer. Noch bis September dauert die Montage der Marcussen-Orgel von 1912. Sie wird originalgetreu wieder aufgebaut, genauso wie das sogenannte Fernwerk, eine Orgel auf dem Dachboden, deren Töne über ein Schallloch aus der Decke hallen.

Technisch wird der Michel ein High-Tech-Gebäude sein: Eine neue Gebäudeleittechnik, ein neues Lüftungs- und Lichtkonzept erleichtern Küster und Pastoren die Arbeit. 200 neue Leuchten kommen zu den 150 alten Kandelabern hinzu, zehn Lichtszenarien sind möglich. Der Adventskranz kann jetzt mit einer Fernbedienung abgesenkt werden, was das Anzünden der Kerzen erleichtert. Und damit den Besuchern im Michel während des Gottesdienstes die Füße nicht mehr frieren, werden unter den Kirchenbänken moderne Heizungen installiert.

Baustellenbesichtigung am 28.8.2009, 16 bis 18 Uhr, Treffpunkt ist das Hauptportal des Michels, Anmeldung unter reinig@plan-r.net .

Veranstaltung "Raumklang" am Tag des offenen Denkmals am 12.9.2009, 15 Uhr.