Im Netz gibt es bereits Tausende Angebote. Vieles ist inklusive - etwa das Spielzeug für Kinder oder sogar ein Auto vor Ort. Worauf man noch achten sollte.

Der Schlüssel lag unter dem Blumentopf. Stefan Schmidt schloss auf, und während die Kinder das Haus erkundeten, fand Ehefrau Marie in der Küche den Kühlschrank, voll mit Getränken. In der Vorratskammer stapelten sich Nudeln, Brot und Marmeladengläser, auf dem Küchentisch lag ein Zettel: "Welcome to our home" stand da, "Willkommen in unserem Zuhause". Das war 2001 und das erste Mal für Familie Schmidt aus Hamburg: Drei Wochen verbrachten sie im Haus einer 60-jährigen Dame in Orlando, Florida. Diese reiste im Gegenzug in das gelbe Reihenhaus der Familie Schmidt in Langenhorn - fünf Zimmer, Garten, Auto inklusive.

Schmidts zählen zu den mehr als 11 000 Mitgliedern der gemeinnützigen Vereinigung Homelink ( www.homelink.de ), die untereinander Häuser und Wohnungen tauscht. "Für uns ist dies die schönste Art zu reisen", sagt Marie Schmidt. "Während andere campen, ein Hotelzimmer oder eine Ferienwohnung mieten, genießen wir die Ferien in einem komplett eingerichteten Haus."

Die Marketing-Leiterin und der Techniker haben drei Kinder im Alter von zehn, acht und zwei Jahren, die Familie braucht Platz und Unterhaltung. "In einem Haus, wo Menschen leben, liegen Spiele im Schrank, da gibt es Videorekorder und Filme, selbst Badehandtücher und Bettwäsche sind da", sagen Schmidts. "Wenn wir nach langer Reise ankommen, müssen wir nicht als Erstes einkaufen gehen. Unsere Gastgeber bereiten alles vor, für die ersten Tage ist gesorgt." Ein weiterer Vorteil sei, dass die Familie nur wenig Gepäck brauche: "Es ist ja alles da. In Kanada gab es selbst Gummistiefel für die Kinder. Und wir haben eine Waschmaschine für unsere Kleidung", so Marie Schmidt.

Auch liege der finanzielle Vorteil auf der Hand, sagt die 41-jährige Französin. Sie spare nicht nur die Unterkunft, sondern auch die Miete für ein Auto, das im Tausch inbegriffen sei. Kosten für Restaurantbesuche entfielen ebenso.

Bei Homelink kostet die Mitgliedschaft 140 Euro im Jahr. "Darin enthalten sind ein Inserat mit bis zu 20 Fotos auf der Webseite des Vereins. Auch ein Eintrag in dem alle sechs Monate erscheinenden Katalog mit mehr als 11 000 Inseraten auf rund 800 Seiten zählt dazu", sagt Sprecher Manfred Lypold. "Tauschen kann man, sooft man möchte."

Andere Anbieter wie etwa Livingaway nehmen 50 Euro, Intervac 110 Euro im Jahr für ähnliche Leistungen. Homelink bietet zusätzlich eine Garantie für eventuelle Schäden über 2500 Euro. Lypold sagt, es sei jedoch noch nie etwas passiert, die Mitglieder hätten sich immer selbst geeinigt. Das bestätigt Leoni Günzler von Intervac: "Wenn etwas passiert, regeln unsere Mitglieder das untereinander über die Haftpflichtversicherung."

Stefan Schmidt erzählt, er habe im vergangenen Jahr in Montreal gleich am ersten Tag einen Motorschaden am Gastauto gehabt. "Wir ließen den Wagen reparieren, bezahlten die Rechnung und holten uns das Geld nach dem Urlaub von der Tauschfamilie zurück. Alles kein Problem", sagt Schmidt. "Man kennt sich ja vorher durch E-Mails, oft auch durch die Schlüsselübergabe, weil unsere Tauschpartner meist einen Tag vor unserer Abreise ankommen. Wir essen dann zusammen, besprechen die Einzelheiten."

Judith und Kai Elmendorf aus Winterhude sitzen am Holztisch in der Küche ihrer Vier-Zimmer-Altbauwohnung und schwärmen. Haustauscher seien ganz besondere Menschen, sagen sie: weltoffen, tolerant, interessiert. Das Ehepaar - sie Assistentin, er Projektentwickler - hat in den fünf Jahren ihrer Mitgliedschaft 13-mal getauscht. Sie würden gar nicht mehr anders verreisen, sagen sie. "Bisher waren wir in Europa unterwegs, jetzt fliegen wir zum ersten Mal weiter weg, nach Kapstadt, dort gehen wir in ein weißes Haus am Meer", sagt Judith Elmendorf. "Wir stehen zudem in Verhandlungen mit Salerno und Bern." Sie suchten jedes Mal einen anderen Ort aus, sagt Judith Elmendorf. Es sei spannend, eine Wohnung in einem anderen Land zu betreten. "Die Schlüssel bekommen wir meist von einem Nachbarn", sagt Kai Elmendorf. Manche führten das Paar im Viertel herum, zeigten, wo es das beste Brot, das beste Fleisch gebe. "Es gibt keinen besseren Weg, in ein Land einzutauchen. Wir leben fern vom klassischen Tourismus und sind mitten im Leben", sagt der 38-Jährige. Elmendorfs haben zwei Katzen, um die sich die Tauschpartner meist kümmern. Umgekehrt pflegen sie oft Tiere und gießen die Blumen in der Gastwohnung.

"Freunde finden die Idee toll, wenn wir ihnen vom Haustausch erzählen", sagt Judith Elmendorf. "Doch dann fragen sie: ,Wie, die schlafen in euren Betten?' Mir macht das nichts aus, es wird ja nach Urlaubsende frisch bezogen." Vor Diebstahl fürchte sie sich auch nicht: "Es ist eine Frage des Vertrauens. Schließlich sind wir auch in deren Haus zu Gast."