Wie Hamburger Makler und Projektentwickler bestätigen, setzt sich Energieoptimiertes oder klimaneutrales Bauen in immer größeren Bereichen der Immobilienwirtschaft durch.

"Auch bei Gewerbeimmobilien wird dies zum Thema - einerseits aus Imagegründen, andererseits wegen der niedrigeren Betriebskosten. Bei den heutigen Energiepreisen kann sich das schnell rechnen", sagt Erik Peuschel von Engel & Völkers Commercial.

Für Investoren steigere grüne Architektur die Vermarktbarkeit der Immobilien. Dies bestätigt auch Susanne Kaschub, Sprecherin von Union Investment Real Estate. Die Immobilienfondsgesellschaft vermarktet die ehemalige Unilever-Firmenzentrale in der City offensiv als sogenanntes Green Building (grünes Gebäude). Grund: Das unter Denkmalschutz stehende Bürohochhaus aus den 1960er-Jahren wird derzeit unter energetischen Aspekten saniert.

"Unilever ist Ende Juni ausgezogen - jetzt läuft der Umbau", sagt Susanne Kaschub. "Für 2011 planen wir die Eröffnung. Die Betriebskosten werden dann um 64 Prozent niedriger liegen und der jährliche CO2-Ausstoß um 1700 Tonnen niedriger ausfallen." Zu den Maßnahmen gehört eine neue Doppelglasfassade und eine Aufstockung von 22 auf 24 Geschosse. Im 24. Stock betreibt ab kommendem Jahr der Veranstalter Nord Event eine "Sky Lounge", die ersten fünf Geschosse belegt Union Investment selbst. Der Umbau nach Kriterien der Nachhaltigkeit trage klar zur "guten Vermietbarkeit" bei, sagt Susanne Kaschub. Derzeit seien bereits 45 Prozent der Flächen vermietet. Makler Erik Peuschel hat allerdings beobachtet, dass die Nachfrage "momentan noch vor allem von Unternehmen und Institutionen aus dem Umweltbereich" kommt. So bezieht etwa Greenpeace 2011 seine neue Deutschland-Zentrale in der HafenCity. Solarkollektoren, Windenergie- und Regenwassernutzung sind hier selbstverständlich. Demnächst soll der Neubau dafür einen Preis bekommen: das goldene Umweltzeichen der HafenCity. Es handelt sich um ein eigenes Umweltzertifikat, das die HafenCity GmbH geschaffen hat, solange es an einem einheitliches Zertifizierungsmodell für "grüne Gebäude" fehlte.

Dieses Signet umfasst fünf Kategorien und bewertet unter anderem den Primärenergiebedarf, den Einsatz von umweltschonenden Baustoffen und den nachhaltigen Gebäudebetrieb. Für "Gold" darf ein Bürogebäude danach maximal 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr verbrauchen. Für einige Bereiche in der HafenCity sind die strengen Umweltnormen sogar Bedingung.

Die HafenCity GmbH war mit ihrem Zertifizierungsverfahren Vorreiter in Deutschland. Mittlerweile gibt es aber ein bundesweites Gütesiegel der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Es wurde gemeinsam mit dem Bundesbauministerium entwickelt und betrachtet insgesamt 49 Kriterien - von den soziokulturellen Wirkungen über die technische Effizienz bis hin zur Prozessqualität beim Bau. Im Januar wurde das DGNB-Gütesiegel in Gold und Silber erstmals vergeben.

Mit "Gold" ausgezeichnet wurden auch zwei Neubauten in Norddeutschland: der 2007 bezogene Sitz der Region Hannover und das neue Bürogebäude der Volkswagen Financial Services in Braunschweig.

"Auch wenn es jetzt den bundesweiten Standard gibt, halten wir an der HafenCity-Norm fest", sagt HafenCity-Sprecherin Susanne Bühler. "Unsere Norm hat sich bewährt und stellt natürlich auch ein Marketinginstrument dar." So kommt es in Hamburg nicht nur zu einem Wettbewerb zwischen zwei Umweltgütesiegeln, sondern zu einem direkten Vergleich zwischen altem und neuem Unilever-Haus: Während der frühere Firmensitz am Dammtorwall für das Umbaukonzept zum "Emporio" bereits vorab DGNB-"Silber" bekam, kann sich der Unilever-Neubau bereits über "HafenCity-Gold" freuen. Auch wenn beide Zertifikate wegen der sehr unterschiedlichen Kriterien nicht direkt miteinander zu vergleichen sind, macht die Gegenüberstellung eines klar: Green Buildings sind nicht nur interessant für Firmen aus dem Umweltbereich.