Unter dem Dach einer sanierten Villa lebt und arbeitet Vera Hinrichsen. Hier plant sie gemeinsam mit ihrem Sohn den Umbau und die Einrichtung von Häusern.

Vera Hinrichsen hat es nicht weit zu ihrem Büro: Es befindet sich direkt in ihrer Wohnung. Auch der Weg zum Ausstellungsraum ist kaum länger. Er ist ebenfalls Teil der Eigentumswohnung in Eppendorf, die die Designerin und Innenarchitektin allein bewohnt. "Das Modell ist praktisch. Es garantiert kurze Wege und Verfügbarkeit im Beruf auch bis spät in den Abend hinein", so die gebürtige Hanseatin.

Die prächtige klassizistische Villa aus dem Jahr 1882 hat Vera Hinrichsen 1977 erstanden und anschließend komplett saniert. So wurde unter anderem die Elektrik, das Dach sowie die Heizung erneuert. Auch die Fassade und die Fenster wurden rundum verschönert und modernisiert. Der Einsatz hat sich bezahlt gemacht. Heute gehört die strahlend weiße Villa mit den vier Wohneinheiten zu den schönsten Gebäuden an der Eppendorfer Landstraße.

Die versteckten Schönheiten eines Objekts zu finden, diese hervorzuholen und den Charme des Alten zu bewahren: Das ist das Credo des Planungsbüros Casa Hinrichsen, das Vera Hinrichsen mit ihrem Sohn Olaf, einem Architekten, seit rund 15 Jahren betreibt. Gemeinsam bauen sie im Auftrag ihrer Kunden Häuser und Wohnungen um und richten sie teilweise auch ein. Bei Gelegenheit kaufen Mutter und Sohn außerdem renovierungsbedürftige Einfamilienhäuser, um sie zu sanieren, umzubauen und anschließend wieder zu verkaufen. Wie man sich modern und elegant einrichten kann, zeigt Vera Hinrichsen ihren Kunden auch gern in ihrem eigenen Salon, der zurzeit gerade umgestaltet wird. Er ist circa 36 Quadratmeter groß, die Deckenhöhe beträgt 3,80 Meter. So imposant wie die Deckenhöhe sind auch die wunderschön erhaltenen Türen und Fenster, der dunkel gebeizte Holzfußboden sowie der kunstvolle Stuck an Decke und Wänden. Der Einrichtungsstil ist nicht aus einem Guss, aber dennoch überaus stimmig. "Beim Einrichten stehen für mich gekonnt gesetzte Kontraste, eine gelungene Farbzusammenstellung, Harmonie und Schönheit im Vordergrund. Ein durchgängiger Stil ist mir persönlich viel zu langweilig", berichtet Vera Hinrichsen.

Ihr sogenanntes Mittelzimmer, ebenfalls Teil der Ausstellung, steht unter dem Motto "Osten trifft auf den Westen". Hier hat die Einrichterin chinesische Wohnaccessoires mit modernen italienischen Möbeln von Casamilano, zwei Art-déco-Spiegeln, einem Lacktisch und einer großen, als Tisch genutzten Holztruhe kombiniert. Über allem wacht auf einer Marmor-säule eine Büste von Cicero, einem der vielseitigsten Köpfe der römischen Antike. Im Mittelzimmer steht außerdem ein anthrazitfarbener Doppelsessel, der einer der Lieblingsplätze von Vera Hinrichsen ist. Hier sitzt sie gern im Schein der Stehlampe mit schwarzem Textilschirm und stöbert in internationalen Wohnzeitschriften, um sich inspirieren zu lassen und Anregungen zu sammeln.

Jede Menge Zeitschriften, Bücher, Blumen sowie schlichte, funktionale Möbel, die trotz ihrer Modernität Gemütlichkeit ausstrahlen, finden sich auch im repräsentativen Salon. Er ist mit dem Mittelzimmer durch eine weiße Schiebetür aus Holz verbunden. Hingucker in diesem Raum sind vor allem der große quadratische Polster-Sitztisch, das auf dem Boden liegende Stierfell und die vielen unterschiedlichen Lampen und Leuchten, die die gesamte Palette von modern bis klassisch abdecken. An dem großen Esstisch bewirtet die Hausherrin gern ihre vielen Gäste, wobei Kochen nicht ihre große Leidenschaft ist. "Wenn Besuch kommt, verlasse ich mich gern auf die Erfahrung und Kompetenz versierter Caterer", verrät sie mit einem Schmunzeln. Bei den farbenprächtigen Bildern an der Wand handelt es sich um frühe Werke ihres anderen Sohnes, der Künstler ist. Ein Teil der Möbel in der Wohnung sind Eigenentwürfe, die Casa Hinrichsen ebenfalls im Angebot hat. Dazu zählen zum Beispiel Tische, Regale und dekorative Paravents. Die Raumteiler werden wahlweise mit drei beziehungsweise mit bis zu sechs Teilen angeboten. Sie bestehen aus MDF-Platten und können je nach Wunsch auch mit Stoff bezogen werden.

Wild romantisch wird es auf der überdachten Terrasse, von der aus man einen wundervollen Blick in einen nicht minder romantischen Garten im Hinterhof hat. Ein ovaler Marmortisch, Eisenstühle mit schwarz-weiß gestreiften Auflagen und Pflanzen in robusten Terrakottakübeln sorgen für ein italienisches Ambiente. "Ich bin viel in Italien unterwegs gewesen, habe dieses Land und seine einzigartige Kultur sehr zu schätzen gelernt", sagt die Eppendorferin.

Eine alubeschichtete Wendeltreppe aus Stahl mit Edelstahl-Geländer führt ins Untergeschoss der Wohnung. Im Souterrain gibt es eine funktionale, kleine Küche vom italienischen Hersteller Arclinea. Sehenswert ist vor allem der idyllische Wintergarten, in dem es unglaublich viel zu entdecken gibt. Einen alten Kristallleuchter zum Beispiel, eine alte Anrichte sowie zahlreiche weitere Antiquitäten und Wohnaccessoires, darunter viele Glasobjekte sowie ein Abbild aus Stein des Großherzogs Cosimus aus der Medici-Dynastie. Sehr edel ist auch der herrliche Eisentisch, an dem sechs Flechtstühle stehen. Die Platte des Tisches zieren handgemachte, edle Intarsien in einem floralen Barockmuster. Um die Intarsien zu schützen, hat Vera Hinrichsen eine Glasplatte anfertigen lassen. Sie kann ein Lied davon singen, wie viel Geduld, Know-how und Fingerspitzengefühl es bedarf, um Schätze wie diesen Tisch, aber auch bauliche Schmuckstücke und historische Details, wie sie oft unter dicken Lack-, Farb-, Tapeten-, Linoleumschichten im Verborgenen liegen, zu heben und zu bewahren. Dass sich der Aufwand lohnt, beweisen Haus und Wohnung, die die Einrichterin mit Händchen, Geschmack, Erfahrung und viel Fingerspitzengefühl gestaltet hat.