Wurden Gründächer lange als ökologische Spielerei angesehen, sind sie mittlerweile der Öko-Nische entwachsen. Professionelle Systeme erschließen der Natur neue Refugien, schonen die Dachflächen und senken zudem noch die Abwasserkosten.

Plant man eine Dachbegrünung, stellt sich zunächst die Frage der Statik. "Gründächer erhöhen die Flächenlast", sagt Gunter Mann, Marketingleiter der Optigrün International AG. Bei extensiver Begrünung - die Vegetationsschicht ist hier nicht höher als drei bis 15 Zentimeter, sie beschränkt sich auf die flächendeckende Bepflanzung mit niedrigen, genügsamen Bodendeckern beispielsweise mit Moos oder Wildkräutern wie Mauerpfeffer oder Dachwurz - rechne man mit etwa 80 Kilogramm, bei intensiver Begrünung mit bis zu 300 Kilogramm Gewicht pro Quadratmeter.

Im Aufbau unterscheiden sich die Gründächer kaum. Auf einer tragfähigen Unterkonstruktion liegen Wurzelschutzfolie, Drainageplatte und das Substrat. Für eine extensive Begrünung wird eine Aufbauhöhe von bis zu 13 Zentimetern benötigt. Ist die Substratschicht 25 Zentimeter hoch (intensive Begrünung), können Dächer mit einer Vielzahl von Büschen, Sträuchern oder kleinen Bäumen begrünt werden. Ein extensiv begrüntes Dach benötigt keine Bewässerung. "Einmal im Jahr sollte man düngen und den Fremdbewuchs entfernen", so Mann.

Um das Risiko einer Leckage gering zu halten, sollten Wurzelschutzbahnen nach den Vorgaben der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) gefertigt sein, so Mann. Eine Übersicht aller wurzelfesten Bahnen biete der Fachverband Bauwerksbegrünung (FBB).

Ein Gründach sollte ein leichtes Gefälle von zwei bis fünf Grad besitzen. Bei Gefälle ab 15 Grad müssen zusätzlich Schubschwellen eingebaut werden, um ein Abrutschen des Substrats zu verhindern. "Das kann den Preis verdoppeln", sagt Mann. Liegt er für eine extensive Begrünung bei einem Flachdach bei etwa 20 bis 40 Euro pro Quadratmeter, steigen die Kosten bei einem Schrägdach leicht auf über 60 Euro/m⊃2;.

Begrünte Dächer bilden einen ökologischen Ausgleich für Versiegelungen am Boden und bieten Lebensraum für Vögel, Schmetterlinge und Wildbienen. Auch Feinstaub wird gebunden. Schallminderung und schöne Optik sind weitere Vorteile. Bei begehbaren Dächern gewinnt man zudem zusätzlichen Raum.

"Ein weiterer Vorteil ist der Schutz vor der UV-Bestrahlung durch die Sonne", sagt Dachdeckermeister Lars Bröker. Begrünte Dächer hätten gegenüber unbegrünten Flächen auch deshalb eine deutlich höhere Lebensdauer, weil auf einem begrünten Dach Hitzebelastung und Temperaturschwankungen geringer ausfallen. Hinzu komme der Schutz vor Hagelschlag und die Möglichkeit, auf eine zusätzliche Auflast zu verzichten.

Eine ausdrückliche Dämmfunktion hat die Begrünung nicht. Ist das Substrat etwa sehr feucht, kann es auch schon mal als Kältebrücke wirken. 30 bis 70 Prozent des auftreffenden Wassers werden gespeichert, erklärt Bröker. Der Großteil komme den Pflanzen zugute oder verdunste. Die Restmenge werde zeitverzögert in die Kanalisation abgegeben. "Gibt es getrennte Abwasserrechnungen für Brauch- und Regenwasser, kann man in einigen Kommunen die Gründachfläche sogar kostenreduzierend anrechnen lassen", so der Dachdeckermeister.

Die guten Argumente überzeugen. "10 bis 14 Millionen Quadratmeter Dachfläche werden in Deutschland mittlerweile jährlich neu begrünt", sagt Gunter Mann. Das entspreche rund zehn Prozent der neuen Dachflächen, meistens auf öffentlichen und gewerblichen Gebäuden. Damit die neue Dachlandschaft auch im privaten Bereich eine dauerhafte Bereicherung wird, empfiehlt Experte Mann aber in jedem Fall eine fachgerechte Planung.

Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau FLL, www.f-f-l.de

Fachvereinigung Bauwerksbegrünung (FBB), www.fbb.de