Hamburg. Die Elbchaussee und Blankenese verdanken ihren Ruf zu einem guten Teil den herrschaftlichen, klassizistischen Villen aus dem 18. Jahrhundert. Die weißen Landsitze, die Hamburger Kaufleute und Bankiers sich vor den Toren der Stadt als Sommersitze bauen ließen, repräsentierten mit ihren Säulenportalen den Anspruch des wohlhabenden Bürgertums, es dem Adel gleich zu machen. Im Sommer zog die Familie samt Dienerschaft an die Elbe, während das Familienoberhaupt in der engen, teils dreckigen und häufig übel riechenden Stadt seinen Geschäften nachging.

Das war im Jahre 1897 nicht anders, als der Kaufmann John Henry Goßler einen Landsitz auf dem Krähenberg in Blankenese erwarb. Zwar bot die Stadt ihren wohlhabenden Bürgern neue, großbürgerliche Wohnviertel links und rechts der Alster, doch gehörte zum Landsitz an der Elbe auch der Stadtsitz in Hamburg. John Henry Goßler hatte seine Bleibe in der Stadt in der heutigen Warburgstraße. So brauchte er sich nicht nach einem anderen Wohnsitz umzuschauen, als seine Blankeneser Villa 1901 abbrannte.

Das zerstörte Haus war ein Holzbau gewesen, dessen Ursprung auf das Jahr 1795 zurückging. Damals hatte John Blacker sich von dem dänischen Architekten Christian Friedrich Hansen ein ebenerdiges Landhaus bauen lassen. Hansen hatte viele Landhäuser an der Elbchaussee entworfen und das Gesicht der damaligen Elbkante von der Palmaille in Altona bis nach Blankenese geprägt. Nach Blacker wechselte das Haus auf dem Krähenberg mehrmals den Besitzer und wurde häufig umgebaut und auch aufgestockt. Die längste Zeit, über 70 Jahre, gehörte es dem Kaufmann Daniel Roß. Seine letzte Besitzerin, die Familie Goßler, besaß es immerhin 27 Jahre. Nach dem Brand von 1901 erbaute sie das heutige Goßlerhaus als Steinhaus. 1924 ging das Haus in den Besitz der Gemeinde Blankenese über, die es als Rathaus umbaute. Drei Jahre später wurde Blankenese ein Ortsteil von Altona und brauchte kein eigenes Rathaus mehr.

Fortan wurde es für Verwaltungszwecke, aber auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Im großen Park, der zu jedem Landhaus gehörte, fanden Freiluftaufführungen statt. Ein großer Teil des Parks wurde für den Bau eines Villenviertels verkauft. Nachdem 1937 das Ortsamt Blankenese in das Goßlerhaus gezogen war, wurde das Gebäude, das den Krieg unversehrt überstanden hatte, aber inzwischen sehr heruntergekommen war, 2006 von einem privaten Mäzen gekauft und in die gemeinnützige Klaus-Schumann-Stiftung (Goßlerhaus-Stiftung) eingebracht. Das Haus wurde grundlegend saniert, restauriert und technisch modernisiert. Die Fassade war nicht nur durch Graffiti verunziert worden, es war auch in seiner Bausubstanz durch eindringende Feuchtigkeit nachhaltig geschädigt worden.

Heute wird das Goßlerhaus von der "Zeit"-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Bucerius Law School, die es gemietet haben, als kulturelle Begegnungsstätte genutzt. Außerdem können die Räume für Veranstaltungen gemietet werden. Und das nicht nur für geschäftliche und kulturelle Anlässe, sondern auch für private Feiern. Dank einer Vereinbarung mit dem Standesamt Altona können hier auch Trauungen stattfinden. Zum neuen Goßlerhaus gehört auch eine modern möblierte Zwei-Zimmer Appartement-Wohnung im Dachgeschoss, die für maximal sechs Monate gemietet werden kann. Den Wohnstil der Erbauer des Hauses wird man hier zwar nicht nachempfinden können, aber die Würde und die Lage des Hauses werden keinen Bewohner unberührt lassen.

www.bucerius-event.de/gosslerhaus.html