Es gibt viele Wege, Energie einzusparen. Was Experten raten und wo Sanierer Hilfe bekommen können Sie hier nachlesen.

Auch wenn in Hamburg das Überputzen von Backsteinfassaden kritisch begleitet wird: Für viele Bauherren und Sanierer ist diese Form der Fassadenbekleidung immer noch erste Wahl. Zumal die Gestaltungsmöglichkeiten hier vielseitig sind, denn die Außenwände des Hauses können nach Wunsch auch bunt gestaltet werden. Und so meldet der Fachverband Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) in Baden-Baden, dass im vergangenen Jahr mit mehr als 37 Millionen Quadratmetern so viel WDVS abgesetzt werden konnten wie noch nie. Und dies trotz kritischer Berichte über Risiken bei der Verwendung von Polystyrol bzw. Styropor zur Dämmung der Fassade.

"Private Bauherren und Sanierer sollten sich über die Welt der Putze und Dämmstoffe gründlich informieren, bevor sie eine Entscheidung für das eine oder andere Material treffen", rät Guido Kuphal, Geschäftsführer des ökologisch orientierten WDVS-Anbieters Inthermo. Für Putzträgerplatten aus Holzfasern spreche, dass geschulte Verarbeiter mit ihnen selbst ausgefallene Wünsche erfüllen könnten: bunte Frühlingsfarben, abwechslungsreiche Putzstrukturen und -körnungen ebenso wie die Möglichkeit, verschiedene Materialien wie Holz, Putz und Flachverblender miteinander zu kombinieren.

Zudem besäßen Holzfaserdämmstoffe klimaregulierende Eigenschaften - insbesondere im Sommer, indem sie große Wärmemengen speichern könnten. Erst nach Stunden, wenn es in der Umgebung bereits kühler geworden sei, werde der angestaute Hitzepuffer ganz allmählich wieder freigegeben. Dies führe dazu, dass tageszeitliche Temperaturschwankungen auf natürliche Weise ausgeglichen werden, sodass es auch ohne Einsatz einer Klimaanlage zu keiner Überwärmung der Innenräume kommt. In einem holzfasergedämmten Haus seien dadurch selbst im Hochsommer optimale Voraussetzungen für eine erholsame Nachtruhe gegeben.

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Auch Lars Beckmannshagen von der Zebau GmbH, Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt in Hamburg, empfiehlt den Einsatz von Holzfaserdämmstoffen. "Sie bestehen aus einem hochwertigen und zudem nachwachsenden Rohstoff, der zwar von der Anschaffung her teurer ist als Polystyrol, dafür aber bessere Eigenschaften besitzt." So könnten Wärmedämmsysteme aus Holzfaser durchdringende Feuchtigkeit an der Wand im Notfall abpuffern, während Polystyrol diese Eigenschaft nicht habe. "Wenn dieses Material nass wird, muss die ganze Dämmung wieder abgenommen werden", sagt Beckmannshagen. Ein Albtraum für Sanierer.

Der Rat des Experten lautet daher: Mehr Geld für die Dämmung des Gebäudes in die Hand nehmen, um so den Energieverbrauch zu senken. "Entsprechend kleiner fällt dann die neue Heizungsanlage aus bzw. muss weniger in die Optimierung der alten Technik investiert werden." Die Zebau hilft hier Bauherren und Sanierern als neutrale Instanz bei der Planung. Kostenlose Erstberatungen zu den Themen Neubau und energetische Sanierung bietet darüber hinaus das Energiebauzentrum als Informations- und Beratungsstelle der Stadt Hamburg an.

Gleichwohl rät Heinrich Stüven, Vorsitzender des Grundeigentümer-Verbandes Hamburg, Eigentümern, nicht nur beim Thema Sanierung an Dämmmaßnahmen zu denken. "Studien zeigen, dass rund 90 Prozent aller Heizungsanlagen im Wohnungsbestand entweder überdimensioniert oder veraltet sind." Durch eine optimierte Betriebsführung der Anlagen sowie den Austausch von Pumpen und Ventilen ließen sich mit geringen Kosten signifikante Einsparungen erzielen. "Die Politik sollte daher mehr die Anlagenumstellungen fördern", fordert Stüven. Er verweist auf moderne Blockheizkraftwerke, die nicht nur behagliche Wärme, sondern zugleich Strom erzeugten und damit den Verbrauchern und der Umwelt dienten. "Wir müssen endlich beginnen, nachhaltig zu denken, und die einseitigen Förderungen von ineffizienten Sonnenkollektoren, immer größer werdenden Windkraftparks oder von Biogasanlagen, die eine Monokultur von Maisanbau hervorbringen und so unsere Landschaft und Artenvielfalt zerstört, beenden", sagt Stüven.