Pflegetagegeldversicherungen sollen im Pflegefall die Kosten mindern. Die staatlich geförderte Vorsorge fällt im Test von Stiftung Warentest aber durch.

Gute Pflegetagegeldversicherungen können die Finanzlücke im Pflegefall schließen. Die staatlich geförderte Vorsorge taugt dafür aber wenig. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe ihrer Zeitschrift Finanztest. Die Finanzexperten haben sowohl die neuen „Pflege-Bahr“-Tarife als auch rein private Pflegetagegeldpolicen untersucht.

Die gesetzliche Pflegeversicherung wird auch künftig nur einen Teil der Kosten im Pflegefall tragen. Deswegen sollen die Deutschen privat vorsorgen. Seit Januar 2013 zahlt der Staat 5 Euro Zulage im Monat, wenn jemand eine private Pflegetagegeldversicherung abschließt, die den staatlichen Vorgaben genügt. Diese Policen reichen jedoch bei weitem nicht, um den Geldbedarf im Pflegefall zu decken. Außerdem sind ihre Vertragsbedingungen oft schlechter als die von ungeförderten Tarifen, stellt Finanztest fest.

Damit eine Versicherung die Lücke zwischen den Kosten und den Leistungen der Pflegekasse schließt, muss sie viel leisten:

Monatlicher Finanzbedarf im Pflegefall

Häusliche Pflege:

Pflegestufe I 530 Euro

Pflegestufe II 1 270 Euro

Pflegestufe III 2 320 Euro

Stationäre Pflege:

Pflegestufe I 740 Euro

Pflegestufe II 960 Euro

Pflegestufe III 1 260 Euro

Finanztest hat den Finanzbedarf für eine professionelle Pflege aufgrund heutiger Werte geschätzt und als Messlatte für den Test angesetzt. Der Geldbedarf ist hoch, wenn jemand durch professionelle Pflegekräfte zuhause oder im Heim gut versorgt werden will. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung im Heim sind dabei nicht eingerechnet.

Die Testexperten gehen davon aus, dass die Versorgung in der sogenannten Pflegestufe 0 zumindest so viel kosten kann wie in Pflegestufe I. Denn Menschen mit Demenz können oft nicht alleine gelassen werden, auch wenn sie körperlich noch fit sind.

Die besten privaten Angebote schließen die berechnete Lücke in allen Pflegestufen so gut wie möglich und bieten auch Leistungen für Demenzkranke ohne körperliche Pflegebedürftigkeit – und das zu einem von Finanztest vorgegebenen Beitrag: Die Modellkunden sind beim Abschluss des Vertrags entweder 45 Jahre alt und bezahlen etwa 55 Euro Beitrag im Monat oder sie sind 55 Jahre alt und bezahlen rund 85 Euro im Monat.

Für beide Modellfälle hat der Tarif PA der HanseMerkur das Qualitätsurteil sehr gut erhalten, der Tarif PZV der Deutschen Familienversicherung (DFV) schneidet für 45-jährige Modellkunden ebenfalls sehr gut ab, etliche weitere sind gut.

Billig ist eine Pflegetagegeldversicherung schon heute nicht, wenn sie die berechnete Pflegelücke schließen soll. Das bedeutet: Eine solche Versicherung hat nur Sinn, wenn jemand so wohlhabend ist, dass er die Beiträge auf Dauer zahlen kann. Die Versicherer dürfen die Beiträge noch weiter erhöhen, wenn sie in den nächsten Jahrzehnten dauerhaft mehr für Pflegefälle ausgeben, als sie ursprünglich kalkuliert hatten.

Geförderte Tarife allein bringen nichts

Ein Vorteil der geförderten Tarife ist, dass jeder Kunde ab 18 Jahren einen Vertrag erhält, wenn er noch nicht pflegebedürftig ist. Die Versicherer dürfen niemanden wegen Krankheit ablehnen. Wenn jedoch viele Kranke diese Verträge abschließen, könnte das zur Folge haben, dass die Beiträge in Zukunft stärker steigen als in ungeförderten Tarifen.

Die Leistungen reichen außerdem bei weitem nicht, um die Versorgungslücke im Pflegefall zu schließen. Die Verträge lassen es in der Regel nicht zu, sich durch höhere Beiträge eine ausreichende Absicherung zu erkaufen. Insbesondere die Leistungen bei Demenz (Pflegestufe 0) sind bei vergleichbarem Beitrag oft deutlich niedriger als in Tarifen ohne Zulage.

Ein weiterer Nachteil: Kunden müssen auch im Pflegefall weiter Beitrag zahlen – bei älteren Versicherungsnehmern frisst der Beitrag oft schon bei Vertragsschluss die Leistung in Pflegestufe 0 fast auf.

Finanztest-Tipps

Bedarf. Wenn Sie es sich leisten können, für den Pflegefall vorzusorgen, ist eine Pflegetagegeldversicherung ohne staatliche Zulage eine gute Möglichkeit. Achten Sie darauf, in allen Pflegestufen ausreichend hohe Leistungen zu erhalten – auch für die häusliche Pflege. Geförderte Tarife bieten oft bei Demenz zu wenig.

Kosten. Schließen Sie einen Vertrag nur dann ab, wenn Sie sicher sind, dass Sie die Beiträge über Jahrzehnte aufbringen können. Falls Sie kündigen müssen, verlieren Sie den Schutz und das gezahlte Geld. Um die von Finanztest geschätzten Pflegekosten gut abzusichern, müssen 55-jährige Neukunden heute rund 85 Euro im Monat aufbringen, der Beitrag kann in Zukunft steigen.

Testsieger. Die Pflegetagegeldversicherung PA der HanseMerkur hat als einzige das Finanztest-Qualitätsurteil sehr gut sowohl für 45-jährige als auch für 55-jährige Neukunden erhalten. Für 55-jährige Neukunden hat auch der Tarif PZV der DFV sehr gut abgeschnitten. Die staatliche Zulage von 5 Euro im Monat gibt es für diese Tarife nicht.

Zulagentarife. Die staatlich geförderte private Pflegevorsorge lohnt sich selten. Sie bietet keine ausreichende Absicherung und ihre Vertragsbedingungen sind in der Regel schlechter. Allenfalls wenn Sie wegen Ihres Alters oder einer Erkrankung keine ungeförderte Versicherung bekommen, kommt ein solcher Vertrag infrage.

Kombiprodukte. Auch die Kombination einer ungeförderten Pflegetagegeldpolice mit einem geförderten Angebot ist oft nicht zu empfehlen. Wenn Sie sich dennoch dafür interessieren, wählen Sie einen sehr guten oder guten ungeförderten Tarif und lassen Sie sich vom Versicherer ausrechnen, ob die Kombination für Sie Vorteile bringt oder ob Sie nicht besser den gesamten Beitrag in die ungeförderte Versicherung stecken.