Interpol verkündet einen Schlag gegen Anonymous. In verschiedenen Ländern wurden 25 mutmaßliche Mitglieder der Hacker-Gruppe festgenommen.

Paris/Berlin. Hacker haben es offenbar geschafft, die Website von Interpol lahmzulegen. Die Seite sei in der Nacht zu Mittwoch nicht erreichbar gewesen, berichtete die „New York Times“. Interpol hatte zuvor in einer international abgestimmten Aktion bei Razzien in mehreren Ländern Südamerikas und Europas 25 mutmaßliche Mitglieder der Hackergruppe Anonymous festgenommen. Danach riefen Aktivisten auf dem sozialen Netzwerk Twitter zu einem Angriff auf die Website von Interpol auf. „Interpol hat den Hackern den Krieg erklärt. Es ist Zeit, zurückzuschlagen“, schrieb ein Nutzer. Wenige Stunden später meldeten Nutzer, die Seite der Ermittlungsbehörde sei nicht erreichbar. „Diesmal sind wir uns ziemlich sicher, dass es kein Zufall ist. Sie haben in den Bienenstock gestochen“, schrieb einer.

Interpol sprach zuvor bei den Festnahmen von einer Aktion gegen „koordinierte Cyber-Attacken, die von Argentinien, Chile, Kolumbien und Spanien ausgingen“. Die Festgenommenen im Alter zwischen 17 und 40 Jahren stünden im Verdacht, unter anderem Webseiten des kolumbianischen Verteidigungsministeriums, des chilenischen Stromunternehmens Endesa und der dortigen Nationalbibliothek angegriffen zu haben. Insgesamt wurden nach diesen Angaben bereits Mitte Februar in 15 Städten 250 Computer, Handys, andere elektronische Geräte sowie Kreditkarten und Bargeld beschlagnahmt.

Die Anonymous-Bewegung setzt sich für den freien Datenfluss, Redefreiheit und gegen Zensur ein. Unter dem Decknamen starteten Aktivisten schon zahlreiche Angriffe auf Banken, Kreditaktenfirmen, oder auch auf staatliche Einrichtungen. Die Hacker-Vereinigung ist aber nur locker organisiert; im Prinzip kann jeder sich für sie ausgeben, ohne dass das Gegenteil bewiesen werden kann. Eine beliebte Waffe der Netzaktivisten sind sogenannte DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service), mit denen ohne viel Aufwand Webseiten lahmgelegt werden können. Dabei werden die Server mit Anfragen überflutet bis sie in die Knie gehen. Zuletzt traf es unter anderem Websites des US-Geheimdiensts CIA, der Bundespolizei FBI und des US-amerikanischen Justizministeriums.

(abendblatt.de/dapd/dpa)