Berlin. Vom smarten Kühlschrank bis zum Schlafsensor: Auf der IFA in Berlin stehen in diesem Jahr vor allem vernetzte Produkte im Mittelpunkt.

Flache Fernseher, smarte Waschmaschinen, vernetzte Audioboxen – in genau einer Woche startet in Berlin wieder die Elektronikmesse IFA. Vom 2. bis zum 7. September bietet sie Jedermann die Möglichkeit, sich die neusten Highlights aus den Bereichen Heimelektronik und Haushaltsgeräte anzuschauen. Das sind die Technik-Trends der Messe:

Der Kühlschrank wird zum Haushalts-Mittelpunkt

In diesem Jahr könnten sich Haushaltsgeräte zu den heimlichen Stars der Messe mausern – denn während die TV-Sparte diesmal kaum Neuerungen präsentieren kann, zeigen sich die Hersteller der sogenannten „Weißen Ware“ innovativ.

Etliche interessante Ideen stecken zum Beispiel in Samsungs Kühlschrank „Family Hub“ (Preis noch unbekannt). Auffälligstes Merkmal des viertürigen Geräts ist das große Touchdisplay – es soll als Dreh- und Angelpunkt für die Familienorganisation dienen: So lassen sich digitale Kalender mit dem Kühlschrank synchronisieren, damit man an Fußballtraining oder Dienstreise erinnert wird. Außerdem kann man Notizen darauf hinterlassen – auch von Unterwegs via Smartphone. Sogar Musik und Filme lassen sich auf das Display streamen – ebenso wie Rezept- und Einkaufsapps.

Praktisch sind außerdem die drei im Kühlschrank verbauten Kameras. Sie nehmen jedes mal ein Bild des Kühlschrankinnern auf, wenn eine Tür geschlossen wird. So kann man direkt im Supermarkt auf dem Smartphone nachschauen, ob noch genügend Eier im Kühlschrank sind.

Konkurrent LG hat sich einen anderen Trick für seinen LG Signature Kühlschrank (Preis noch unbekannt) ausgedacht. Ein großer Teil der Tür wird von einer dunklen Scheibe eingenommen. Klopft man dagegen, wird die Scheibe durchsichtig und man kann ins Innere des Geräts schauen, ohne die Tür zu öffnen – das soll Energie sparen. Etwas lebenspraktischer ist da vielleicht der automatische Öffnungsmechanismus, der mit dem Fuß bedient werden kann.

Smarter kochen und leiser waschen

Auch in anderen Haushaltsbereichen versuchen sich die Hersteller mit mehr oder weniger praktischen Neuerungen hervorzutun. Siemens etwa setzt ganz auf die Vernetzung der Küche – jetzt sprechen auch Herd und Dunstabzugshaube mit dem Internet. So kann man alles auch per App steuern und von unterwegs kontrollieren, ob wirklich alle Kochfelder ausgeschaltet sind und gegebenenfalls die Kindersicherung aktivieren. Das sogenannte Induction Air System integriert den Dunstabzug in die Mitte des Induktionsfelds und macht die Haube damit überflüssig.

Bei seinen Waschmaschinen und Wäschetrocknern setzt LG auf ein neues Dämpfungs- und Aufhängungssystem, das so vibrationsarm schleudert, dass das aktuell weltweit höchste Kartenhaus auf einer solchen Maschine im Schleudergang gebaut wurde – ein durchaus beeindruckender PR-Coup.

Samsung zeigt einen neuen Waschtrockner der AddWash-Reihe: Eine kleine Tür innerhalb der Maschinentür erlaubt, vergessene Wäsche auch während des laufenden Programms nachzuwerfen.

Alle Geräte gehen ins Netz

Nicht nur bei den Haushaltsgeräten sieht man den großen Trend zum „Internet der Dinge“ beziehungsweise Internet of Things (IoT): Nahezu alles erdenkliche im Haushalt bekommt einen Zugang zum Netz. Nicht etwa, weil man mit seiner Dunstabzugshaube oder seinem Luftbefeuchter im Internet surfen wollte – der Netzzugang erlaubt, dass alles zentral per App gesteuert werden kann, egal wo man sich gerade befindet. Der Begriff „Smart Home“ wird heute recht weit gefasst. Dementsprechend wird es auf der IFA zahllose kleine und große Geräte geben, die irgendwie vernetzt sind. Was bis jetzt allerdings fehlt, ist die große zentrale Plattform, über die alles gesteuert werden kann. Wenn man für jedes Gerät eine gesonderte App aufrufen muss, wünscht man sich bald mechanische Schalter zurück. Anwärter auf diese zentrale Position gibt es viele: Smarthome-Plattformen wie Qivicon, Apple Homekit, Google Home – oder auch Amazon Echo. Noch ist unklar, wer hier siegen wird.

Gesundheits-Gadgets liegen im Trend

Philips hat für die IFA gleich vier bluetoothfähige Gesundheitsprodukte angekündigt: Ein Blutdruckmessgerät (ab 59,99 Euro), eine Körperanalyse-Waage (69,99 Euro), ein Ohrthermometer (49,99 Euro) sowie die Gesundheitsuhr (249,99 Euro). Die Gesundheitsuhr sei als Medizinprodukt klassifiziert und biete besonders exakte Messungen von Herzfrequenz, Ruheatemfrequenz und maximaler Sauerstoffaufnahme. Beurer zeigt ein Gerätepaket für erholsamen Schlaf und gesundes Aufwachen – unter anderem mit Schlafsensor, Aromaluftbefeuchter, Luftreiniger und Lichtwecker.

Vormarsch der virtuellen Welten

Pünktlich zum Messestart stellt Samsung die neue Version seiner VR-Brille Gear VR (99 Euro) vor: Wie bisher muss man ein Samsung-Smartphone als Display einklinken, die Brille bietet aber zusätzlichen Speicherplatz. Sonys Playstation VR (399 Euro) kommt zwar erst im Oktober, auf der IFA wird man sie aber ausprobieren können.

In Zukunft vielleicht sogar interessanter als Virtual Reality könnte Augmented Reality werden – also eine Brille, bei der ein künstlich generiertes Bild in das normale Sichtfeld eingeblendet wird. Epson etwa wird auf der IFA erstmals in Deutschland die Moverio BT-300 (799 Euro) zeigen. Drohnenpiloten könnten damit gleichzeitig ihr Fluggerät im Auge behalten und trotzdem einen Blick auf das Kamerabild der Drohne werfen.

Premium-TV wird bezahlbar

Große Innovationen in der Bildschirmtechnologie wird man auf dieser IFA vermutlich vergeblich suchen. Stattdessen konzentrieren sich die Hersteller darauf, Technik aus Topgeräten zu verfeinern und auch für günstigere Modelle anzubieten. UHD oder 4K-Auflösung gehören bei der neuesten Generation von TV-Geräten zum Standard. Was nach spektakulärer Bildverbesserung klingt, erweist sich in der Praxis als ernüchternd, weil entsprechende Inhalte fehlen.

Spürbar können dagegen Technologien wie HDR das Bild verbessern: HDR sorgt für einen besonders hohen Bildkontrast, weil der Bildschirm gleichzeitig besonders helle und besonders dunkle Bildpassagen detailreich anzeigt. Zudem können TV-Geräte dank Quantum Dot und ähnlichen Displaytechnologien lebendigere Farben darstellen. Waren diese Vorteile im vergangenen Jahr noch den teuren Topmodellen vorbehalten, wird man diesmal auch entsprechende Geräte für unter 1000 Euro sehen.

Auch Fernseher mit der LCD-Alternative OLED werden in diesem Jahr in den Messehallen deutlich öfter stehen. Wirklich günstig ist OLED, das seit jeher mit tollen Kontrasten und großem Farbumfang punkten kann, aber noch immer nicht. Mit einem echten Preisrutsch ist wohl erst 2017 zu rechnen.

Das Thema DVB-T2 HD wird ebenfalls eine Rolle spielen – schließlich ist die Neuauflage des digitalen Antennenfernsehens schon in vielen Großstädten empfangbar. Entsprechende Endgeräte kommen nun ebenfalls zunehmend auf den Markt. Die Zahl der UHD-Blu-ray-Player wird dagegen noch immer überschaubar bleiben – entsprechend gekennzeichnete 4K UltraHD-Blu-rays sind ebenfalls noch Mangelware.