Hamburg. Blogger will herausgefunden haben, dass Telefonate mitgeschnitten werden. Das Unternehmen dementiert. Eine Beta-Version sei in Umlauf gekommen.

Verwirrung um die neue Telefon-Funktion von WhatsApp. Nachdem bekannt geworden war, dass die App die Telefonate offenbar abspeichert, dementierte das Unternehmen. "Offizielle über den Play Store verfügbare Versionen von Whatsapp speichern keine Telefonate von Nutzern", sagte ein Sprecher. Nach seinen Worten sei offenbar eine interne Test-Version nach außen gelangt.

Der Blogger Jens Herforth hatte in seinem Technik-Blog geschrieben, dass Telefongespräche lokal in wav.gz-Dateien auf dem Handy gespeichert werden. Betroffen sei die Version 2.12.45. Auf Screenshots zeigt er die Mitschnitte auf seinem Handy. Demnach lassen sie sich im Ordner WhatsApp/Media/WhatsApp Calls wiederfinden und seien Herforth zufolge leicht zu entpacken.

In einem Update seines Artikels hatte ein weiterer Nutzer aber bereits die beta-Version des Messangers ausprobiert und dort sei diese Funktion wieder gelöscht.

In den AGB von WhatsApp lassen sich keine Hinweise zu den Mitschnitten finden, was den Verdacht eines Fehlers von Seiten des Betreibers nahe liegt. Der heimliche Mitschnitt von Telefongesprächen ohne Einverständnis der Gesprächspartner ist illegal und im § 201 des Strafgesetzbuch geregelt.

Facebook will Videoanrufe einführen

Facebook baut seinen Kurzmitteilungsdienst Messenger mit Videoanrufen aus. Die Funktion wurde zunächst in 18 Ländern eingeführt, wie das weltgrößte Online-Netzwerk am späten Montagabend mitteilte. Deutschland ist nicht darunter, aber dafür neben den USA etwa auch Belgien, Frankreich, Polen oder Uruguay. Facebooks Messenger hat nach jüngsten Angaben über 600 Millionen Nutzer weltweit.

Was ist WhatsApp-Call?

WhatsApp nutzt bei der Telefon-Funktion nicht das herkömmliche Telefonnetz, sondern die Internet-Verbindung. Mitgründer Jan Koum hatte Anrufe über WhatsApp bereits vor über einem Jahr in Aussicht gestellt.

Mit dem Update vereinfacht WhatsApp zudem das Teilen von Fotos und Videos, unter anderem aus anderen Apps heraus. Außerdem wurde ein Schnellzugriff auf die Kamera direkt aus der WhatsApp-Anwendung eingeführt.

WhatsApp hat nach jüngstem Stand über 800 Millionen Nutzer weltweit und hat für viele die SMS weitgehend abgelöst. Der Dienst wurde im vergangenen Jahr für knapp 22 Milliarden Dollar von Facebook gekauft. Manager beider Unternehmen versicherten seitdem immer wieder, dass WhatsApp unabhängig betrieben werden solle und auch die Nutzerdaten nicht zusammengeführt würden. Das WhatsApp-Team bekam zugleich Zugriff auf die gigantische technische Plattform von Facebook.

Diverse Dienste bieten bereits die Möglichkeit an, über ihre Apps zu telefonieren. Darunter sind der Pionier Skype, Google, Facebook selbst, jüngere Services wie Viber oder Facetime auf Apple-Geräten. Ein Vorteil für Nutzer ist, dass selbst im Ausland zum Beispiel über WLAN kostenlos telefoniert werden kann.

Europäische Telekom-Konzerne kritisieren, dass Online-Dienste massiv auf deren Infrastruktur zurückgreifen, ohne sich an den Aufbaukosten zu beteiligen. Facebook und Co. kontern, dass erst sie Menschen einen Grund gäben, Datenverträge abzuschließen.

Was muss beachtet werden?

Besonders für Nutzer ohne Allnet-Flatrates ist VoIP interessant, da kein Minutenpreis fällig wird und es keinen Unterschied macht, in welches Netz angerufen wird. „Wer eine Allnet-Flatrate hat, braucht es eigentlich nicht“, sagt Falko Hansen vom Telekommunikationsportal „teltarif.de“. Interessant wird es bei internationalen Anrufen. Sie sind über Dienste wie WhatsApp, Facetime oder Skype kostenlos.

VoIP nutzt die Datenverbindung des Smartphones. Das Telekommunikationsportal „teltarif.de“ hat ermittelt, dass dabei etwas weniger als ein Megabyte pro Minute an Datenvolumen anfällt. Kleinere monatliche Datenpakete sind so schnell aufgebraucht. Je nach Tarif können auch Mehrkosten anfallen, falls nach Erreichen der Datengrenze automatisch weiteres Datenvolumen hinzugebucht wird. Wessen Datenverbrauch noch nach Menge abgerechnet wird, sollte die Funktion nicht nutzen. Eine sichere Lösung ist die Nutzung von VoIP per WLAN.

Bei stabiler Netzverbindung haben VoIP-Gespräche mindestens die gleiche Sprachqualität wie Verbindungen über das Mobilfunknetz. Auch hier kann es aber zu Echos, Aussetzern oder Verbindungsabbrüchen kommen. Hinzu kommt, dass vielerorts das Mobilfunknetz besser ausgebaut ist als die mobile Datenanbindung über UMTS oder LTE (3G/4G). (HA/lem/dpa)