Amsterdam/Boston/Washington. Polizeibehörden und Softwarefirmen schalten Botnet zum Erschleichen von Bankdaten ab. FBI setzt Mega-Kopfgeld auf russischen Hacker aus.

In einem Schlag gegen die Cyberkriminalität haben europäische Polizeibehörden und Softwarefirmen wie Microsoft ein weltweites Netz mit mehr als drei Millionen virenverseuchter Computer zerschlagen. Die Hacker hatten ein sogenanntes Botnet eingerichtet, um Passwörter und Bankdaten zu erbeuten. Die Aktion wurde von der europäischen Polizeibehörde Europol in Den Haag geleitet. Einsatzleiter Paul Gillen sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Kontrollserver der Hacker in mehreren europäischen Staaten seien ausgeschaltet worden. „Die Täter haben die Kontrolle über die Infrastruktur verloren.“

An der Aktion beteiligten sich Ermittler aus Deutschland, Italien, den Niederlanden und Großbritannien. Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, lobte die internationale Kooperation der Behörden. Wichtig sei aber auch die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, erklärte er. Nur so könnten die Bürger vor Cyberkriminellen geschützt werden.

Neben Microsoft halfen bei dem Einsatz auch das US-Unternehmen Symantec, das Anti-Viren-Software herstellt, und die portugiesische Firma AnubisNetworks, die die Bedrohungslage im Internet für Kunden auswertet.

Europol-Experte Gillen sagte, die Hacker hätten seit 2012 Computer angegriffen. Die Schadsoftware dafür kam von Links in Spam-Mails oder von infizierten Webseiten. Von dem Botnet namens „Ramnit“ waren Rechner weltweit betroffen, vor allem aber in Großbritannien. Zu möglichen Festnahmen äußerte sich Gillen nicht. Die Ermittlungen dauern an.

FBI jagt russischen Hacker

Unterdessen macht die amerikanische Bundespolizei mit einem gigantischen Kopfgeld Jagd auf einen mutmaßlichen Cyberkriminellen: Das FBI hat eine Belohnung von bis zu drei Millionen Dollar für Hilfe bei der Suche nach dem russischen Hacker Jevgeni Michailowitsch Bogatschew ausgeschrieben. Der 31-Jährige soll als Administrator das Botnet „GameOver Zeus“ betrieben haben. Er werde in Russland vermutet, erklärte die US-Bundespolizei am späten Dienstag.

FBI-Mitarbeiter informieren über die Suche nach Hacker Bogatschew
FBI-Mitarbeiter informieren über die Suche nach Hacker Bogatschew © BRENDAN SMIALOWSKI

In den sogenannten Botnetzen werden infizierte Computer für Cyberattacken zusammengeschaltet. Die Besitzer ahnen zum Teil nichts davon. „GameOver Zeus“ war darauf spezialisiert, Kontodaten, Passwörter und andere Informationen aus dem Online-Banking abzugreifen. Laut FBI wurden mehr als eine Million Computer infiziert, der Schaden habe mehr als 100 Millionen Dollar betragen.

Gameover soll auch eine tragende Rolle bei der Verbreitung und Koordination der Schadsoftware „CryptoLocker“ gespielt haben. Diese Software verschlüsselt Dateien auf infizierten Personal Computern mit dem Betriebssystem Windows. Von den ausgesperrten Eigentümern der Daten wurde dann jeweils ein Lösegeld von mehreren hundert Euro für die Entschlüsselung gefordert. rtr/dpa