Facebook startet einen neuen Angriff auf Twitter: Die vor einem Jahr aufgekaufte Foto-Plattform Instagram wird jetzt um eine Video-Funktion erweitert. Damit lassen sich künftig 15 Sekunden lange und mit Farbfiltern bearbeitete Clips hochladen.

Menlo Park. Das soziale Netzwerk Facebook macht dem Kurznachrichtendienst Twitter Konkurrenz: Nutzer der Foto-Plattform Instagram, die vor rund einem Jahr vom Unternehmen Facebook aufgekauft wurde, werden demnächst auch kurze Videos miteinander teilen können. Die Aufnahmen können bis zu 15 Sekunden lang sein, wie Instagram-Mitgründer Kevin Systrom bei einem Live-Event im kalifornischen Menlo Park am Donnerstag ankündigte. Das besondere an der Funktion sind 13 Farbfilter, mit denen man die Videos bearbeiten kann. Besonders die Filter hatten Instagram schon bei Fotos populär gemacht. „Wir müssen mit Videos machen, was wir mit Fotos gemacht haben“, sagte Systrom. Eine eigens entwickelte Technologie zur Bildstabilisierung soll zudem verwackelte Filmaufnahmen verhindern. Die fertigen Filmchen können dann direkt auf Facebook veröffentlicht werden.

Facebook verstärkt damit die Rivalität mit dem Kurznachrichtendienst Twitter, der bei seiner App Vine das Hochladen von sechs Sekunden langen Videos ermöglicht, die in einer Dauerschleife abgespielt werden. Die App erfreut sich großer Beliebtheit, teils werden recht aufwändige Produktionen damit gemacht. Twitter war seinerzeit auch an Instagram interessiert, wurde aber von Facebook ausgestochen.

Instagram hat inzwischen 130 Millionen Nutzer, wie Systrom sagte. Das sind rund 100 Millionen mehr als zur Übernahme durch Facebook vor einem Jahr. Facebook hat allerdings immer noch weitaus mehr Nutzer: Über 1,1 Milliarden. Das weltgrößte Online-Netzwerk zahlte knapp 800 Millionen Dollar für Instagram – der ursprüngliche Preis von einer Milliarde Dollar war durch die Kursverluste der Facebook-Aktie gedrückt worden.

Während es Instagram ursprünglich nur für iPhones gab, kommt die Video-Version der App gleichzeitig sowohl für die Apple-Handys als auch für Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android heraus. In den amerikanischen App-Plattformen war sie bereits am Donnerstag verfügbar. Die Videos können nicht nur auf mobilen Geräten, sondern auch im Web angesehen werden.

Twitters Vine war sehr gut im Internet angenommen worden. Auch Unternehmen nutzen die Sechs-Sekunden-Videos inzwischen in Werbekampagnen, Musiker platzierten Clips aus Aufnahmestudios, einige Nutzer versuchen, daraus eine Kunstform zu machen. Systrom erklärte, eigentlich sei Video bei Instagram schon vor Jahren angedacht gewesen, aber nicht umgesetzt worden.

Vine und Instagram sind beides von den großen Internet-Unternehmen dazugekaufte Firmen. Als Kaufpreis für Instagram wurde eine Milliarde Dollar genannt. Die tatsächliche Summe lag aber niedriger, weil ein Teil des Deals mit Aktienoptionen bezahlt wurde und der Facebook-Kurs seit dem Börsengang im Mai 2012 deutlich an Wert verlor. Die Video-Ankündigungen machen deutlich, wie sehr die Schwergewichte auf Innovationen aus jungen Start-ups angewiesen sind.