Chip-Marktführer im PC-Sektor ist jetzt auch Baustein eines mobilen Geräts: Das Motorola Razr-i fußt auf neuer Intel-Plattform.

Berlin. „Intel inside“ – so steht es auf der Rückseite des neuen Motorola-Smartphones mit der Bezeichnung Razr-i. Der kleine Schriftzug ist eine Premiere – das Handy ist das erste in Deutschland verfügbare Gerät mit neuen Chips des Marktführers. Bisher laufen die Internet-Handys meist mit Bausteinen unterschiedlicher Hersteller auf der technischen Grundlage des britischen Chip-Designers ARM.

Der Grund dafür ist der besonders sparsame Umgang mit Batteriestrom bei den ARM-Chips. Intel hingegen hat bei der Entwicklung der x86-Architektur für seine Chips lange Zeit mehr auf Leistung geachtet als auf geringen Stromverbrauch. Diese schwierige Balance hat die als RISC (Reduced Instruction Set Computer) bezeichnete Architektur von ARM gut gemeistert, weshalb die Hersteller von ARM-Chips wie Nvidia, Samsung oder Qualcomm mit ihren Bausteinen bei mobilen Geräten den Ton angeben. Auch Apple hat für seine iPhone- und iPad-Chips eine Lizenz von ARM erworben.

Auf der Computer Electronics Show (CES) in Las Vegas stellte Intel im Januar ein Smartphone-Referenzdesign vor, das den eigenen Atom-Prozessor „Medfield“ mit einer 8-Megapixel-Kamera, HD-Video und langen Akkulaufzeiten mit Standby-Zeiten bis zu 14 Tagen verbindet. Das Razr-i von Motorola ist nun das erste Smartphone auf dieser Basis, das eine Prozessor-Taktrate von zwei Gigahertz erreicht und die Technik von Intel für die parallele Verarbeitung von Befehlen (Hyper-Threading) unterstützt.

Zuvor erschienen in diesem Jahr außerhalb von Deutschland bereits einige weitere Smartphones auf Intel-Basis, unter anderem vom indischen Unternehmen Lava und dem chinesischen Hersteller Lenovo. Weitere Partner sind der chinesische Hersteller ZTE und der französische Mobilfunkanbieter Orange.

Ausgestattet mit Android 4.0 (Ice Cream Sandwich) und einem großen 4,3 Zoll-Bildschirm, gehört das Razr-i mit einem Preis von rund 400 Euro zur Oberklasse der Smartphones. In den Tests der Fachpresse erreichte das Gerät bessere Werte als Smartphones mit gängigen Zweikern-Prozessoren, blieb aber hinter Spitzengeräten mit Vierkernprozessoren wie dem Samsung Galaxy S III zurück. „Das Intel-Design kann also durchaus mit Geräten auf ARM-Basis mithalten“, urteilte das Portal „TecChannel“.

Das Razr-i verbinde hervorragende Performance mit einer langen Akkulaufzeit, sagte Intel-Sprecher Ulrich Hoffmann hat. „Das hat man Intel noch vor nicht allzu langer Zeit nicht zugetraut.“ Im Test hielt das Motorola-Handy bei reger Nutzung etwa eineinhalb bis zwei Tage durch.

Das Smartphone-Referenzdesign ist nicht der erste Versuch von Intel, seine Erfolge bei Desktop-Prozessoren auch auf mobile Geräte zu übertragen. Im vergangenen Jahr scheiterte der Versuch von Intel, das gemeinsam mit Nokia entwickelte MeeGo-System zu einem Markterfolg zu machen.

Das in eine Alu-Hülle gepackte Gerät beherrscht die Nahbreich-Funktechnik NFC, die vor allem mit Blick auf Anwendungen für das mobile Bezahlen interessant ist. Auch Daten zwischen Geräten können so ausgetauscht werden – was sich im Test der Anwendung „Android Beam“ allerdings noch sehr hakelig gestaltet.

Intel hat sich bei Smartphones auf die Zusammenarbeit mit Android-Entwickler Google konzentriert. Dies werde in den nächsten Jahren fortgesetzt, um auch künftig für eine nahtlose Zusammenarbeit von Android und Atom-Prozessoren zu sorgen. Und was ist Microsoft, dem jahrzehntelangen Intel-Partner beim Personal Computer? „Wenn es der Markt verlangt“, heißt es dazu bei Intel.