Soziales Netzwerk Google+ startet im Feldversuch. Es werden Features von Facebook und Twitter kombiniert. Google nennt Datenschutz als Wettbewerbsvorteil.

San Francisco. Den großen Erfolg des sozialen Netzwerkes "Facebook" will der Internetriese Google nicht auf sich sitzen lassen und plant eine eigene Version. Das Projekt mit dem Namen Google+ ist seit Dienstag im Testlauf online, allerdings zunächst nur für einen ausgewählten Personenkreis, wie Google in der Nacht zum Mittwoch mitteilte. Der US-Konzern ist bislang dabei gescheitert, nach dem Vorbild von Marktführer Facebook ein soziales Online-Netzwerk auf die Beine zu stellen. Google+ ist der bislang größte Vorstoß des Suchmaschinenbetreibers, in dem schnell wachsenden Segment Fuß zu fassen, seitdem Firmenmitbegründer Larry Page im April auf den Chefposten gewechselt ist.

Im Wettbewerb will Google vor allem mit einem verbesserten Datenschutz bestehen, für dessen Mängel der Konzern in den vergangenen Jahren wiederholt Prügel bezogen hat, besonders in Deutschland. Google sei davon überzeugt, dass es Marktpotenzial gebe für ein Angebot, das die Sorgen der Menschen über Datenschutz ernst nehme, erklärte Produkt-Manager Bradley Horowitz. Die Benutzer erhielten die Möglichkeit, ihre Privatsphäre stärker als bei den Rivalen zu schützen und zu kontrollieren. Ohne Facebook direkt beim Namen zu nennen erklärte Google, bei anderen Netzwerken seien entsprechende Strukturen nachträglich „angeschraubt„ worden und funktionierten nicht zuverlässig. Google und Facebook sind wiederholt von Datenschützern kritisiert worden.

Google versucht seit längerem, Facebook mit seinen mittlerweile 700 Millionen Nutzern anzugreifen. Allerdings war etwa die Einführung des Mikroblogging-Dienstes Google Buzz von Datenpannen begleitet. Aus den alten Fehlern will das Unternehmen nun lernen. Man habe danach ganz von vorne angefangen, räumte Horowitz ein. „Wir haben eine Menge durch Buzz gelernt.“

Page hat das Thema soziale Netzwerke zu einem Schwerpunkt gemacht. Zwar ist Google unangefochtene Nummer eins im Internet - mit mehr als einer Milliarde Besucher im Mai zog der Konzern dem Marktforscher comScore zufolge mehr Nutzer an als jeder andere Anbieter. Allerdings verbringen die Kunden im Schnitt deutlich mehr Zeit bei Facebook als bei Google. Experten halten es für schwierig, dem Platzhirschen Facebook Nutzer wegzuschnappen. Allerdings sei Googles Web-Suche sowie Email-Angebot sehr beliebt, dies werde den Konzern helfen.

Google+ ist augenscheinlich ähnlich strukturiert wie Facebook, kombiniert aber Kommunikationsmöglichkeiten von Facebook und Twitter: Die Nutzer können Informationen mit ihren Freunden teilen, gleichzeitig aber wie bei dem Kurznachrichten-Dienst Twitter auch Neuigkeiten anderer verfolgen. Zu den Kernelementen gehört die Möglichkeit, seine Online-Freundschaften nach „Circles“ (Kreisen) zu gruppieren. „Die Leute nutzen im richtigen Leben bestimmte Gruppen, um zu kommunizieren und Dinge genau den richtigen Leuten mitzuteilen“, teilte Google mit. „Mit 'Circles' bringen wir die Freundeskreise in die Software.“ Google+ soll unter anderem auch ein eigenes Video-Chat-System mit bis zu zehn Teilnehmern anbieten. Wann Google+ für eine breitere Kundschaft geöffnet wird, ließ der Konzern offen.(abendblatt.de/rtr)