Mit einem eigenen sozialen Netzwerk will Google schon bald Facebook den Rang ablaufen. Doch zunächst steht Google+ nur wenigen Testern zur Verfügung.

New York. Die weltweit führende Suchmaschine Google möchte ihre Nutzer wie im richtigen Leben vernetzen. Möglich machen soll das der am Dienstag vorgestellte Dienst Google+. Er ist ein weiterer Versuch von Google zum Aufbau eines eigenen Sozialen-Netzwerk-Angebots, das Facebook Konkurrenz machen könnte. Google+ steht zunächst aber nur einer begrenzten Anzahl von Testern zur Verfügung, wann es allgemein freigegeben wird, war zunächst nicht klar.

"Wir glauben, dass die Menschen in sehr vielfältiger Weise kommunizieren“, schrieb Google-Manager Vic Gundotra in einem Blog-Beitrag zum Start des neuen Dienstes. Andere soziale Netzwerke machten es den Nutzern schwer, Dinge nur einer bestimmten Gruppe von Menschen mitzuteilen, fügte er mit einem Seitenhieb auf Facebook hinzu. Weil zu viele Bekanntschaften als "Freunde“ geführt würden, gebe es nicht die Nuancen wie in der Kommunikation im richtigen Leben.

Mit der Anmerkung bezog sich Gundotra offenbar darauf, dass viele Facebook-Nutzer Schwierigkeiten haben, ihre Status-Updates nur an bestimmte Gruppen von Menschen zu richten. Dafür kann man zwar auf Facebook die sogenannten Gruppen einrichten, es ist aber unklar, wie viele Menschen diese Funktion nutzen.

Nachrichten nur für bestimmte Gruppen von Freunden

In einer vorbereiteten Erklärung teilte Facebook mit, man befinde sich noch am Anfang, wenn es darum gehe, das Internet sozialer zu machen. Für Innovationen gebe es deshalb noch viel Raum.

Google versucht schon mindestens seit 2009, soziale Netzwerk-Dienste aufzubauen. Bislang aber ohne nennenswerten Erfolg. Dazu gehört auch der Dienst "Buzz“, der dem E-Mail-Angebot von Google angegliedert ist. „Buzz“ führte aber dazu, dass die Nutzer mit anderen E-Mail-Kontakte teilten, bei denen sie das gar nicht wollten. Google willigte deshalb schließlich ein, dass der Datenschutz von unabhängiger Seite jedes Jahr überprüft wird.

Ein weiterer Versuch im Bereich soziale Vernetzung, Google Wave, wurde im vergangenen August wieder eingestellt. Das Angebot stieß nicht auf genügend Interesse.

Das jetzt gestartete Google+ gibt dem Nutzer die Möglichkeit, andere Menschen in kleineren Gruppen, sogenannten "Circles“ (Kreisen) zu organisieren. Damit sehen dann zum Beispiel nur die Arbeitskollegen Fotos und Links, die man ihnen zukommen lassen möchte. Eine weitere Funktion ist „Sparks“ (Funken), das dabei helfen soll, neue Dinge zu finden, die einen interessieren. Für Unterhaltungen in einer bestimmten Gruppe ist „Huddle“ gedacht.

Analysten uneins über möglichen Erfolg

Was die Erfolgsaussichten des neuen Dienstes angeht, sind sich die Analysten noch uneins. Charlene Li von Altimeter Group erklärte, die Gruppen-Funktion sei sehr interessant. Denn das sei einer Punkte, der sie bei Facebook störe. Google+ wirke wie eine natürliche Ergänzung zu Googles Mail-Dienst, über den schon Millionen Menschen Dinge mit anderen teilten. Da müsse Facebook jetzt nachlegen, sagte Li.

Lou Kerner von Wedbush Securities glaubt nicht, dass Google mit Google+ in direkte Konkurrenz zu Facebook treten will. Mit 700 Millionen Nutzern weltweit habe Facebook das Rennen schon gewonnen. Google wolle die eigenen Angebote aber sozialer machen.