Apple dominiert den Markt mit Smartphones. Unter dem Erfolg des US-Unternehmens mit seinem iPhone leidet jedoch die Konkurrenz.

New York. Die Erfolgssträhne in Cupertino reißt nicht ab: Am Dienstag wird der US-Elektronikkonzern Apple nach einhelliger Einschätzung der Analysten erneut ein Rekordergebnis für das zweite Quartal verkünden. Was für Aktionäre des Unternehmens gute Nachrichten sind, dürfte Apples Konkurrenten, aber auch seinen Partner die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Denn sie beobachten schon länger, wie ihre Gewinne nach Cupertino abfließen. Einerseits hat Apples Erfolg natürlich positive Effekte für die US-Wirtschaft. Softwarehäuser und Chiphersteller profitieren beispielsweise davon. Andere Unternehmen haben unter dem Aufstieg Apples aber gelitten.

2007 ging der US-Mobilfunkanbieter AT&T das Risiko ein, das bis dahin unerprobte iPhone als exklusiver Vertriebspartner von Apple in den USA auf den Markt zu bringen. Inzwischen dürfte AT&T diese Entscheidung bereuen. Während Apples Aktien seitdem um 415 Prozent zugelegt haben, liegt der Kurs der Anteilsscheine des Mobilfunkbetreibers nun 25 Prozent unter dem damaligen.

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Für Januar bis März erwarten die Analysten von Apple einen Gewinn von 9,2 Milliarden Dollar. Das ist soviel, wie der Gewinn des weltgrößten Ölkonzerns Exxon Mobil. Den größten Teil der Einnahmen erzielt Apple – nun da drei der vier großen US-Mobilfunkanbieter das iPhone verkaufen – vor allem mit seinem Telefon.

Für die Telekommunikationsunternehmen ist der Verkauf jedes iPhones aber ein Glücksspiel. Die Unternehmen überweisen Apple für jedes iPhone im Schnitt 659 Dollar, verlangen von ihren Kunden aber nur 50 bis 200 Dollar. Sie wetten darauf, dass sie die Differenz durch höhere Grundgebühren wieder hereinholen können. In den USA kostet ein iPhone pro Monat mindestens 30 Dollar Aufpreis. Bei AT&T zahlt jeder iPhone-Kunde im Schnitt mehr als 100 Dollar Vertragsgebühren im Monat.

Die zusätzlichen Einnahmen aus den Datentarifen werden allerdings durch wegfallende Gesprächsumsätze zum Teil wieder aufgefressen. Außerdem müssen die Unternehmen ihre Infrastruktur ausbauen, um mit dem durch Fotos, Videos und E-Mail gestiegenen Datenaufkommen Schritt zu halten. „Der vorrangige Profiteur des Wachstums der kabellosen Datenübertragung ist ein Unternehmen: Apple“, sagt William Power, Analyst von R.W. Baird & Co. Während sich das am Quartalsende frei verfügbare Kapital der Mobilfunkanbieter laut Power seit 2007 nicht veränderte, ist Apples auf 40 Milliarden im vergangenen Jahr gewachsen.

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Die Mobilfunkanbieter versuchen gegenzusteuern. Sie bewerben billigere, mit dem Google-Betriebssystem Android laufende Smartphones massiv. Außerdem verlängerten sie die Fristen für den Austausch eines subventionierten iPhone gegen ein neueres Modell. Die Möglichkeiten der Mobilfunkanbieter sind aber begrenzt. Sie stehen im Wettbewerb miteinander und jeder hat Angst, Kunden zu verlieren, wenn er die Preise zu hoch oder die Fristen zu lang macht.

Am meisten unter Apples Erfolg leiden wohl die übrigen Hersteller von Mobiltelefonen. Apple hat einen Marktanteil von acht Prozent, macht aber 80 Prozent des Gewinns, wie Michael Walkely, Analyst von Canaccord Genuity, schätzt.

Obwohl Apple hinter Nokia und Samsung nur der drittgrößte Mobiltelefonhersteller der Welt ist, ist das Unternehmen aus Cupertino das erfolgreichste. Dabei hält sich Apple erfolgreich aus dem Geschäft mit einfacheren Handys raus. Günstige Mobiltelefone sind eine Massenware geworden, mit geringen Margen. Deshalb versuchen die meisten Hersteller, mit Smartphones Gewinne zu machen.

Aber genau in diesem Marktsegment dominiert Apple. Als der weltweit größte Einkäufer von Computerchips kann Apple die günstigsten Preise aushandeln. Die Herstellung eines Smartphones kostet rund 200 Dollar. Apple verkauft das iPhone für 659 Dollar. Andere Hersteller verkaufen ihre Geräte für 300 bis 400 Dollar. Und egal, welche technischen Raffinessen die Android-Handys bieten, die iPhone-Kundschaft bleibt Apple überwiegend treu.

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Doch nicht nur die Handy-Hersteller, die gesamte Unterhaltungselektronikbranche leidet unter Apples Erfolg. Geräte wie das iPhone oder das iPad kombinieren Funktionen wie Camcorder, Kamera und GPS für die die Leute früher jeweils ein eigenes Gerät kauften. Und Geld, das für Smartphones und Tablet-Computer ausgegeben wird, kann auch nicht mehr für andere Geräte ausgegeben werden. Im vergangenen Weihnachtsgeschäft flossen einer Schätzung der Marktforscher der NPD-Group zufolge 19 Prozent ihrer gesamten Ausgaben für Unterhaltungselektronik in Apple-Produkte.

Währen das Geschäft mit den PCs bislang noch nicht allzu stark unter Apples Einfluss gelitten hat, versuchen PC-Hersteller doch, Apples erfolgreichem iPad eigene Geräte entgegen zu setzen. Bislang allerdings ohne großen Erfolg. Sie setzen ihre Hoffnung auf den alten Apple-Konkurrenten Microsoft und das für Touch-Screens optimierte Windows 8.

Mit Material von dapd