Hamburg. Manchmal können sie relativ einfach behoben werden, manchmal sind sie aber auch so schwer, dass die Kinder daran sterben. Gemeint sind Fehlbildungen, die während der komplizierten Entwicklung des Ungeborenen im Mutterleib entstehen. Häufig werden sie schon auf den Ultraschallaufnahmen in der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung sichtbar. "Dann besprechen wir mit den Pränatalmedizinern und den Eltern, welche Therapie nach der Geburt des Kindes nötig ist", sagt Dr. Katharina Wenke, Chefärztin der Kinderchirurgie im Altonaer Kinderkrankenhaus. Die häufigsten Fehlbildungen treten an den Harnwegen, am Rückenmarkskanal, am Herzen und im Magen-Darm-Trakt auf.

Auch angeborene Defekte der Bauchwand gehören dazu. "Etwa eins von 3000 Kindern hat einen Bauchwanddefekt, wie zum Beispiel die sogenannte Gastroschisis", sagt Wenke. Dabei findet sich rechts vom Nabel eine Lücke von zwei bis drei Zentimetern in der Bauchwand, durch die der Darm aus der Bauchhöhle in das Fruchtwasser herausragt. Die Ursache ist noch unklar. Man geht davon aus, dass vorübergehende Durchblutungsstörungen in der Bauchdecke dafür eine Rolle spielen. Diese Fehlbildung kann noch mit anderen Fehlbildungen einhergehen und trifft vor allem Kinder ganz junger Mütter.

Die Kinder werden immer per Kaiserschnitt auf die Welt geholt, meistens zwei bis drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin.

"Nach der Geburt besteht die Gefahr, dass der Darm austrocknet und es zu einer Infektion kommt. Deswegen muss das Neugeborene möglichst schnell operiert werden", erklärt die Kinderchirurgin. Im Operationssaal wird dann untersucht, wie stark der Darm durch den Kontakt mit dem Fruchtwasser entzündet ist. Davon hängt es ab, ob es möglich ist, ihn sofort in die Bauchhöhle zurück zu schieben und die Lücke zu schließen. Wenn das nicht gelingt, wird er mit einer sterilen Folie umhüllt, die an der Bauchwand angenäht wird. Die Entzündung klingt langsam ab, und der Darm sinkt von selbst in die Bauchhöhle hinein. Währenddessen bleiben die Kinder noch auf der Intensivstation.

"In der Regel gelingt es nach spätestens zehn Tagen, den Bauch zu verschließen", sagt Wenke. Meist braucht der Darm allerdings eine Weile, bis er seine Funktion vollständig aufnimmt, im günstigsten Fall innerhalb von zehn Tagen. Es kann aber auch Wochen bis sogar Monate dauern. "Während dieser Zeit werden die Kinder künstlich über die Vene ernährt. Zusätzlich versucht man, den Darm dazu zu bringen, seine Funktion aufzunehmen", erklärt Kinderchirurgin Wenke. In den meisten Fällen kann man eine Heilung der Kinder erreichen.

Was bleibt, ist ein erhöhtes Risiko für einen mechanischen Darmverschluss, weil der Darm nicht wie bei Gesunden an der Hinterwand der Bauchhöhle verwachsen ist, sondern nur an einem schmalen Gewebestiel, in dem sich die Blutgefäße befinden. Dadurch ist das Risiko erhöht, dass der Darm sich verdreht und es zu einem lebensbedrohlichen Darmverschluss kommt.