Was müssen junge Eltern beachten? Wie kommen sie gut durch den Alltag? Zwei Experten der UKE-Kinderklinik geben Tipps.

Wenn sich bei jungen Paaren Nachwuchs ankündigt, ist meist die Freude groß - aber mit dem Näherrücken des Geburtstermins wächst oft die Unsicherheit. Denn das Leben mit einem Baby stellt den bisherigen Alltag auf den Kopf und vieles muss bedacht werden. Dazu gehört auch die Vorsorge, um die Kleinen vor Krankheiten zu schützen. Sie beginnt schon vor der Geburt mit Ultraschall, Blutuntersuchungen auf Infektionen und der Gabe von Folsäure und wird gleich nach der Geburt fortgesetzt.

"Bei jedem Neugeborenen wird Blut entnommen und auf 14 angeborene Stoffwechsel- und Hormonstörungen untersucht. Das sind Erkrankungen, bei denen man mit einer frühen Behandlung erreichen kann, dass sich das Kind gesund entwickelt", sagt Prof. René Santer, Oberarzt auf der Säuglingsstation der Kinderklinik des Universitätsklinikums Eppendorf. Mit Ultraschall wird geprüft, ob das Hüftgelenk in Ordnung ist, und mit einer speziellen Messung im Ohr, ob das Kind an einer Hörstörung leidet. Gleichzeitig werden Mütter darauf hingewiesen, wie wichtig die Ernährung mit der Muttermilch ist. "Stillen ist die natürlichste Art, einen Säugling zu ernähren, der enge Kontakt zwischen Mutter und Kind wird gefördert, das Allergierisiko wird gesenkt", sagt Edelgard Lackmann, Stationsleitung der Säuglingsstation der UKE-Kinderklinik. "Muttermilch bietet die optimale Zusammensetzung von Nährstoffen wie Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten sowie Abwehrstoffen. Die erste noch unreife Muttermilch, das Kolostrum, enthält so viele Abwehrstoffe, dass das Kind zunächst optimal geschützt ist", sagt Santer. Die Muttermilch deckt auch den Flüssigkeitsbedarf gesunder Babys. Als einzigen Zusatz erhalten sie Vitamin D, um einer Rachitis vorzubeugen und Vitamin K, um das Risiko schwerer Blutungen zu senken.

Das Stillen reicht als Ernährung im ersten halben Jahr völlig aus. Dann kann man damit beginnen, zusätzlich andere Nahrungsmittel zu füttern. "Am besten gibt man erstmal nur eine Breisorte und dann nach und nach andere Dinge, so dass die Mutter feststellen kann, wie das Kind bestimmte Nahrungsmittel verträgt", rät die Kinderkrankenschwester. Ist das Baby gesund, muss sich die Mutter während des Stillens in der Ernährung nicht einschränken. "Sie sollte aber nicht rauchen, keinen Alkohol trinken und die Einnahme von Medikamenten immer mit ihrem Arzt besprechen", rät Santer. Zudem sollte sie nicht gerade während der Stillzeit eine Gewichtsabnahme planen, weil dadurch Schadstoffe aus dem Fettgewebe freigesetzt werden könnten, die sich dort eventuell über Jahre angereichert haben, und dann mit der Muttermilch ins Baby gelangen. Zur Vorsorgeuntersuchung sollte man immer zum selben Arzt gehen. "Dann kennt er das Kind und kann seine Entwicklung besser beurteilen", rät der Kinderarzt. Dabei stehen auch erste Impfungen an. Die Frage von Impfschäden hält Santer für überbewertet: "Die Impfungen sind heute besser verträglich als früher und ernste Impfschäden die extreme Ausnahme."

Auch im täglichen Leben können Eltern viel für die Gesundheit ihres Kindes tun. Meist neigen sie dazu, ihre Kinder zu warm anzuziehen. "Hände und Füße sollten zwar warm sein, aber das Kind darf nicht schwitzen. Das kann man am besten prüfen, indem man ihm in den Nacken fasst. Wenn es dort schwitzt, ist es zu warm angezogen", rät die Kinderkrankenschwester. Ganz wichtig ist frische Luft. Schon eine Woche nach der Geburt können Eltern mit ihren Kindern ins Freie gehen, anfangs für eine halbe Stunde, dann langsam immer länger, und schließlich zweimal am Tag.

Bei der Hautpflege plädieren beide Experten dafür, Pflegeprodukte sparsam zu verwenden. "Es reicht, wenn man die Kinder ein bis zweimal die Woche badet. Wenn die Mutter viel Muttermilch hat, kann sie diese als Badezusatz nehmen, das ist eine optimale Pflege. Nach dem Baden gut abtrocknen, besonders in den Hautfalten", sagt Lackmann. Nägel schneiden sollte man nicht vor der sechsten Lebenswoche, weil es sonst leicht zu Entzündungen kommen kann. "Eingecremt werden sollte die Haut nur, wenn sie zu trocken ist, und dann mit rückfettenden Cremes ohne Duftstoffe", betont Santer. Von praktischen Plastikwindeln halten die beiden eher wenig: "Besser sind Stoffwindeln, weil sie atmungsaktiver sind." Wenn das Kind einen wunden Po hat, sollte man es oft wickeln und auch mal ohne Windeln strampeln lassen und eventuell eine Wundcreme benutzen. "Bei gesunder Haut reichen Waschlappen und warmes Wasser, um den Po zu reinigen. Feuchttücher sind ebenso unnötig wie Babyöl", sagt Lackmann.

Was ihr und Santer besonders am Herzen liegt: Das Kind auf dem Wickeltisch nicht allein lassen, auch nicht für einen kurzen Moment. "Wir sehen immer wieder Babys, die deswegen vom Wickeltisch gefallen sind. Wenn das Telefon klingelt, nehmen Sie das Baby mit oder legen Sie es auf den Boden." Auch im Maxi Cosi sollte man Babys wegen der Unfallgefahr nicht allein lassen. Einfache Maßnahmen reichen aus, um das Risiko des Babys für den plötzlichen Kindstod zu senken: Die Kinder sollten zum Schlafen in einen Schlafsack und auf den Rücken gelegt werden, auf eine feste Unterlage und ohne Kopfkissen. Eltern sollten in der Wohnung nicht rauchen und die Raumtemperatur im Kinderschlafzimmer sollte nachts nicht höher sein als 17 bis 18 Grad.