Hamburg. In Hamburg sollen jetzt auch Parkhäuser auf diese Weise bepflanzt werden. Ich grabe meine Frauenfarne weiter horizontal ein.

Parkhäuser sind, ganz gewiss, keine Glanzstücke innerstädtischer Architektur. Meistens sind sie sogar ziemlich hässlich. SPD und Grüne im Hamburger Bezirk Mitte wollen jetzt Fassaden von Parkhäusern aufhübschen und sie begrünen. Das sehe nicht nur besser aus, sondern sei auch ökologisch sinnvoll. Die Pflanzen verwandeln CO2 in Sauerstoff. Moose schlucken auch den gefährlichen Feinstaub. Grüne Wände als die grünen Lungen der Großstadt.

Vertikale Begrünung heißt das im Fachjargon. Geht draußen wie drinnen. In der einfachsten Form wird ein Stahlgerüst vor eine Wand gebaut. Dazwischen werden Vliese gespannt, wie sie Gärtner auch bei der Pflanzenaufzucht benutzen. Bewässert und gedüngt wird von oben, gesteuert durch Zeitschaltuhren. Das Wasser stammt entweder aus der Leitung oder aus unterirdischen Sammelbecken, in denen Regenwasser aufgefangen wird. In der einfachsten Form kostet das etwa 600 Euro pro Quadratmeter. Wenn Extras wie Sträucher oder kleine Bäumchen die Wände verschönern sollen, wird’s gleich deutlich teurer.

Warum nicht lieber Bäume pflanzen?

Banken, Versicherungen oder Modehäuser verschönern so ihre Fassaden und Eingangs­portale. Sie schaffen ein angenehmes Klima – für Kunden und Mitarbeiter. Dass sich jetzt auch Autos in Parkhäusern wohler fühlen sollen, ist, soweit ich weiß, neu. Aber macht es auch Sinn?

Der renommierte Hamburger Architekt und Städteplaner André Poitiers hält Parkhäuser für ein Relikt aus dem Modul der autogerechten Stadt. Also aus einer Vergangenheit, die keine Zukunft hat – sie zu begrünen sei reine Dekoration. So als ob man Kohlekraftwerken eine grüne Fassade verpasst und die CO2-Schleudern einfach weiterlaufen lässt. Lieber abreißen und stattdessen Wohnungen bauen, mit unterirdischem Parkraum.

Ich finde, Poitiers hat recht. Warum nicht lieber Bäume pflanzen? In Hamburg verschwinden jährlich Tausende Straßenbäume. Meist werden sie abgeholzt, weil sie Straßen und Neubauten im Wege stehen. Der Naturschutzbund (Nabu) hat dazu eindrucksvolle Statistiken. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein führt einen schon Jahre dauernden Test von Gehölzen durch, die auch dem Klimawandel standhalten – und nicht bei jeder Trockenzeit verdursten oder vorzeitig vergreisen. Oder resistent sind gegen Krankheiten und fiese Ungeziefer wie etwa Miniermotten, die unsere Kastanienbäume absterben lassen.

Suche nach preiswerten Lösungen

Sie testen dabei auch einen Magnolienbaum. Das wär doch was. Blühende Magnolienbäume zum Beispiel im Katharinenviertel – statt eines Parkhauses mit grüner Deko-Fassade. Wär auch viel preiswerter.

Womit wir bei unserem kleinen Mühlenpark im Wendland wären. Da bin ich – meine Frau Anke ist mir mit Blick auf unser Konto auch dankbar dafür – immer auf der Suche nach preiswerten Lösungen. Am besten für schattige Lagen. Die Bäume sind halt immer größer geworden, die Schattenplätze darunter auch. Farne und Funkien sind meine neuen Lieblinge – eine Leidenschaft, die auch Anke teilt. Sie liebt vor allem Schmuckfarne, von denen ich die ersten vor ein paar Jahren gepflanzt habe. Zum Beispiel Frauenfarne, die ursprünglich aus Japan und China stammen.

Farngattung mit 180 Arten

Athyrium ist eine Farngattung mit 180 Arten, dazu kommen zahlreiche Züchtungen. A. Metallicum ist die bekannteste mit leicht schimmernden Wedeln. „Ursula’s Red“ hat rote Stiele und silbrig-grüne Wedel. Zu den Schmuckstücken gehören zum Beispiel auch die Züchtungen „Silver Falls“ und „Golden Brilliant“. Allen gemeinsam ist, dass sie sich im Schatten oder Halbschatten wohlfühlen und im Sommer häufiger gegossen werden müssen. Sie werden etwa 40 bis 50 Zentimeter hoch und breit und passen besonders gut zu blaublättrigen Funkien. Bei uns wachsen sie auch gut unter Kiefern und Fichten.

Karl Günther Barth
Karl Günther Barth © HA | Klaus Bodig

Als Bodendecker dazwischen gehen auch Waldalpenveilchen (Cyclamen cilicium). Diese Art hat grün marmorierte Blätter und blüht vom Herbst bis in den November – mit einem aparten, leicht honigartigen Duft. Dieses Alpenveilchen ist winterfest, versamt sich leicht und wird zu schönen Bodendeckern. Dazu sollen sich auch die drei Exemplare des Himalaja-Venushaar-Farns (Adiantum venustum) entwickeln. Ein immergrüner Farn mit filigranen Blättern, der nur 20 bis 30 Zentimeter hoch wird. Es dauert allerdings ein paar Jahre, bis sich dieser Farn zu einem echten Bodendecker entwickelt. Er muss erst gut eingewachsen sein. Geduld ist angesagt – aber die ist ja bekanntlich die Grundtugend des Gärtners.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth