Der Busch bringt Farbe in den Garten und macht sich gut neben Beton-Löwen und Dackeln aus Stein, die sich oft zwischen Beeten und Hecken tummeln

Der Gartenzwerg muss nicht verteidigt werden. Den meisten Gärten tun sie sogar gut. Er trägt auch nicht immer eine rote Zipfelmütze. Bei einem Freund lächelt mich freundlich eine Dogge aus Bronzeguss an. Bei einer Nachbarin im Dorf, einer Bäuerin, denkt ein kleiner dicker Buddha neben einer japanischen Steinleuchte. Und bei uns, in unserem kleinen Mühlenpark im Wendland? Zwei Beton-Löwen bewachen den Eingang zu einem Rondell aus Ligusterhecke und Kugel-Akazien. Sie tun das schon seit gut zehn Jahren, sind ein wenig verwittert und gucken gar nicht grimmig unter ihren Mähnen, die längst mit Moos besetzt ist. Als meine Mutter vor Jahren einen Dackel aus Stein schenkte, mit Knopfaugen, die im Licht blitzen, war meine Freude eher zurückhaltend. Der Ehrenplatz, den ich versprochen hatte, lag verdächtig abseits. Bis meine Frau Anke ihn eines Tages prominent ins Blickfeld rückte. „Der ist doch niedlich“, befand sie, „der ist von deiner Mutter.“

Aber nicht jeder muss derartigen Gartenschmuck mögen. Aber jeder Jeck ist auch anders, wie der Rheinländer sagt. Oder für Kulturbeflissene: „Wenn der Park eine zusammengezogene, idealisierte Natur ist, so ist der Garten eine ausgedehntere Wohnung. Hier mag der Geschmack sich wohl ein wenig gehen lassen.“ Sagte Fürst Pückler (1785-1871), der den nach ihm benannten Park von Bad Muskau in der Oberlausitz schuf. Der gehört ebenso wie der Wörlitzer Park bei Dessau zum Weltkulturerbe. Natürlich tummeln sich dort auch Faune und Götterstatuen. Und sind die nicht ein bisschen wie die Gartenzwerge der gehobenen Stände?

Von den berühmten Gartengestaltern, darunter auch viele Frauen wie etwa die Schriftstellerin Vita Sackville-West (1892-1962), können wir noch heute einiges lernen. Nicht nur Botanisches. Die Schöpferin des berühmten weißgrünen Mondscheingartens von Sissinghurst war auch die Erfinderin eher einfacherer Wahrheiten. So schrieb sie in einer ihrer Kolumnen für die britische Zeitung „Observer“ auch Sätze wie diese: „Manchmal sitz ich und denke, und manchmal sitze ich bloß.“ Ist das so etwas wie die „Seele baumeln lassen“ , Entschleunigung gar und damit ganz auf der Höhe der Zeit?

Als ich vor kurzem im Schatten eines Baumes halbwegs entschleunigt auf meiner Gartenliege (von Ikea!) mich entspannen wollte, fiel mein Blick auf den Feuerdorn neben unserer Küchentür. Den hatte ich im Lauf der Jahre auf eine fast kastenartige Form beschnitten. Mittlerweile war er so hoch geworden, dass ich zum Beschneiden auf eine Leiter steigen musste. Nach vorn hin bedeckte er schon fast die Hälfte des Pflasterweges, der um die Mühle führte.

Die Gelegenheit war günstig, Anke gerade für ein paar Tage in Hamburg. Meine Frau vertraut zwar meinen gärtnerischen Fähigkeiten. Aber sie hat auch eine Abneigung gegen den Einsatz von Scheren und Sägen. „Schneid nicht so viel ab“, bittet sie häufig – so als ob sie Angst hätte, das täte den Pflanzen weh. Auch deswegen war der Feuerdorn neben der Küchentür geworden, wie er dann war: zu hoch und zu breit. Als sie das Ergebnis meiner stundenlagen Arbeit mit Ast- und Gartenschere später sah, war sie, sagen wir mal, überrascht. Der Feuerdorn sah aber auch traurig aus. Kein einziges Blatt mehr, in Höhe und Breite auf jeweils einen Meter zurückgeschnitten.

Und jetzt, zwei Monate später? Alles grün, fast schon wieder blickdicht. Ich habe ihn gerade wieder grob in Form geschnitten, damit die neuen Triebe bis zum Winter auch ausreifen können und nicht frostgefährdet sind.

Der Feuerdorn kann mit seinen vielen weißen Blüten und den sperrig ausladenden Ästen auch ein interessantes Einzel-Gehölz sein. Im Herbst hat er je nach Sorte orange-gelbe oder rote Beeren, die zwar nicht richtig giftig sind, aber schon Bauchgrimmen hervorrufen können – besonders bei Kindern ziemlich heftiges sogar. Pyracantha coccinea, so der lateinische Name, stammt aus dem Mittelmeeraum und wächst bei uns wieder seit etwa dem Jahr 1700 . Vor gut 50 Millionen Jahren war er auch schon da, bevor Eiszeiten nicht nur die Dinosaurier dahin rafften.

Als südeuropäisches Gehölz ist der immergrüne Feuerdorn absolut trockenheitsverträglich. Zuviel Wasser, besonders Staunässe, verursacht sogar Krankheiten wie den berüchtigten Schorf. Schnittverträglichkeit und Robustheit machen den Feuerdorn nahezu ideal für dichte, bienen- und vogelfreundliche Hecken von bis zu drei Metern Höhe. Man kann ihn von Frühjahr bis zum September problemlos und auch mehrfach beschneiden, wegen der Dornen am besten mit Rosenhandschuhen. Für Hecken am besten geeignet ist die Sorte Red Column, die mehr in die Höhe als in die Breite wächst.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth