Im Sommer brauchen Amsel, Drossel, Fink und Star eine Wasserstelle – um sich zu erfrischen und das Federkleid zu säubern

Wenn meine Frau Anke und ich auf unserer Mühle im Wendland sind, nutzen wir im Sommer jede frei Minute, um an der frischen Luft zu sein. Wenn es nicht gerade regnet und stürmt, frühstücken wir morgens gerne an unserem Sitzplatz unter einer Eiche. Wenn wir morgens früh dran sind, sagen wir mal gegen sieben oder acht Uhr, kann es aber auch passieren, dass ich mucksmäuschenstill drinnen am Küchentisch sitzen bleiben muss. Von dort hat Anke nämlich durch eine Glastür freien Blick auf einen Quellstein – und damit auf eine bunte Vogelschar, die ihn als Tränke und Badewanne benutzt.

„Bitte“, flüstert meine Frau, wenn ich etwa Anstalten mache, mir eine Tasse Kaffee zu holen. Sie hat ja recht. Der Quellstein ist zwar sechs, sieben Meter vom Küchentisch entfernt. Aber wenn einer von uns aufsteht, fliegen die Vögel auf und davon. Und es ist wirklich zu schön, die Sperlinge, Grünfinken, Kohlmeisen, Rotkehlchen, Drosseln oder Amseln zu beobachten. Meistens landen sie zunächst in einem benachbarten Fliederstrauch, prüfen, ob die Luft rein ist, etwa eine Katze sich anschleicht, ehe sie sich auf dem Quellstein niederlassen und schnell trinken. Dann sind sie erst mal wieder weg, beobachten aus Bäumen und Sträuchern das Geschehen um die sprudelnde Wasserquelle, ehe sie zurückkehren, um zu baden.

Das sieht echt putzig aus, wenn sie etwa flügelschlagend im Wasser stehen oder sich einfach mit der Bauchseite ins Wasser setzen und so einen Moment verharren. Auf keinen Fall zu lange, um nicht einen Angreifer wie Katze oder Sperber auf sich aufmerksam zu machen. In unserer kleinen Vogelbadeanstalt herrscht wie auch sonst in der Natur das Recht des Stärkeren. Drosseln vertreiben Meisen; Stare machen sich davon, wenn ein dicker Eichelhäher die Tränke für sich beansprucht.

Ich gebe gerne zu, dass ich den Quellstein zunächst nicht als Vogelbad angelegt hatte, sondern weil ich meiner Frau eine Freude machen wollte – sie hatte sich „irgendwas mit Wasser“ gewünscht. Der Quellstein war dabei der Kompromiss, ein Teich war mir zu aufwendig. Aber egal wie: Ich hatte nicht nur meiner Frau ein Geschenk gemacht, sondern auch was Nützliches für die Vögel geschaffen. Denn die schätzen im Sommer Trink- und Bademöglichkeiten genauso wie im Winter die Futterkrippe. Beim Baden säubern sie ihr Gefieder von Parasiten wie etwa Milben.

Vogeltränken und das damit verbundene Naturschauspiel kann jeder in seinem Garten haben – und es geht sogar – mit etwas Glück – auf dem Balkon in der Stadt. Es gibt die Klassiker aus Steinguss oder Gusseisen, antike und moderne Formen – je nach Geschmack. Auf dem Balkon tut´s auch schon ein Untertopf aus Terrakotta. Wichtig sind ein paar einfache Regeln: Das Wasser sollte nicht tiefer als fünf Zentimeter sein, damit die Tiere auf den Grund schauen können und somit auch Zutrauen zur Bademöglichkeit fassen. Das Vogelbad muss täglich erneuert und die Tränke regelmäßig, also mindestens zwei- bis dreimal die Woche gesäubert werden. Klares Wasser und eine Bürste reichen, um die Vögel vor gefährlichen Keimen zu schützen. Das Vogelbad gehört nicht auf die Mitte des Rasens, der beste Platz ist vor einem Gehölz. Das bietet Fluchtmöglichkeiten vor Raubvögeln, anschleichende Katzen können die Vögel frühzeitig entdecken. Halten Sie die Tränke immer gefüllt, damit die Tiere sich den Platz merken können.

Einen Quellstein, wie ich ihn habe, kann man entweder fertig kaufen oder selber anlegen. Wichtig ist, dass kleine Mulden auf der Oberfläche sind, in denen sich das Wasser sammeln kann. Zur Not, das ist zwar mühsam, kann man mit Hammer und Meißel nachbessern. Gitterroste und Auffangbecken gibt es im Fachhandel, sowie die notwendigen Pumpen mit Solarantrieb oder Stromanschluss – je nach Größe von Stein und Auffangbecken. Dann den Rost mit kleinen Steinen abdecken, fertig ist der Wasserkreislauf. Denken Sie bitte daran, dass Sie auch hier das Wasser mindestens einmal die Woche austauschen – und den Stein nicht zu groß und damit zu schwer wählen. Sonst kann man ihn nicht mehr alleine wegtragen, wenn man das Wasser wechselt. Heute, gerade Rentner geworden, muss ich den Nachbarn um Hilfe bitten.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth

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