B.A.U.M. ist der stärkste Verband gesellschaftlich engagierter Unternehmen in Deutschland. Der Verein feiert jetzt in Hamburg sein 30-jähriges Bestehen

„Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, hat der französische Romancier Victor Hugo einmal geschrieben. Aber es braucht auch Menschen, die sie vorantreiben. B.A.U.M., der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V., der jetzt seinen 30. Geburtstag feiert, verdankt seinen Erfolg vor allem der Initiative von zwei Männern: Dr. Georg Winter und Dr. Maximilian Gege. Die beiden waren es, die Ende der 1970er-Jahre darangingen, Ökonomie und Ökologie zu versöhnen. Die Idee dahinter: Nur durch die Verbindung beider Aspekte lassen sich Unternehmen und Gesellschaft zukunftsfähig gestalten.

Gege war seinerzeit Direktor für Planung und Umwelt beim Hamburger Diamant-Werkzeughersteller Ernst Winter & Sohn. Gemeinsam mit Firmenchef Georg Winter führte er dort das weltweit erste integrierte System umweltorientier Unternehmensführung ein. Ein Beispiel, das trotz aller Skepsis in der deutschen Wirtschaft Schule machte und schließlich 1984 in die Gründung von B.A.U.M. mündete – der ersten Umweltinitiative der Wirtschaft.

Heute ist das Unternehmernetzwerk das größte seiner Art. Mehr als 550 Unternehmen gehören inzwischen dem Verbund an, vom ökologisch orientierten Mittelständler bis zum nachhaltig wirtschaftenden Konzern, der weltweit agiert. Viele von ihnen sind bereits für ihr Umweltmanagement oder ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgezeichnet worden.

Ende September feiert B.A.U.M. seinen 30-jährigen Geburtstag. Dass der große Festakt mit vielen hochkarätigen Teilnehmern in Hamburg stattfindet, ist kein Zufall: Schließlich wurde in der Hansestadt an der Elbe die Idee geboren, und bis heute ist Georg Winters „Haus der Zukunft“ an der Osterstraße in Eimsbüttel Hauptsitz des Vereins. „Wir haben damals ganz klein angefangen“, erinnert sich der Mitgründer und heutige Vorstandsvorsitzende Dr. Maximilian Gege mit Wohnsitz in Hittfeld im Landkreis Harburg: „Mit zwei ABM-Mitarbeiterinnen und geringen Finanzmitteln stand ich vor der Herausforderung, eine effiziente und erfolgreiche Organisation aufzubauen und Unternehmen für eine B.A.U.M.-Mitgliedschaft zu gewinnen.“

Als einer der ersten „Großen“ für B.A.U.M. in Deutschland beteiligte sich dabei Michael Otto. Der langjährige Chef und heutige Aufsichtsratsvorsitzende des gleichnamigen Versandhausriesen gilt als einer der Vorreiter in Sachen verantwortungsbewusster Unternehmensführung (Corporate Social Responsibility): „B.A.U.M. machte darauf aufmerksam, dass Einfluss immer einhergeht mit einem gehörigen Teil Verantwortung. Rendite um jeden Preis lohnt sich am Ende nicht wirklich. Nachhaltiges Wirtschaften ist der Schlüssel, mit dem wir die Sperre zwischen Umweltschutz und ökonomischem Erfolg aufschließen können“, sagt Michael Otto.

Kein Wunder, dass auch Ökopioniere wie der Fertighausspezialist Baufritz, der Kosmetikhersteller Weleda und der Babynahrungsproduzent Hipp überzeugte B.A.U.M.-Mitglieder sind. „Dem Arbeitskreis kommt eine Vorreiterrolle zu für eine konkrete, praxisbezogene Entwicklung der Umweltpolitik in den Unternehmen“, sagt Prof. Claus Hipp, dessen Unternehmen bereits seit 1994 B.A.U.M.-Mitglied ist und im Jahr 2012 folgerichtig auch mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde.

Doch auch Unternehmen, bei denen man nicht automatisch an Umweltfreundlichkeit denkt, haben sich dem strengen B.A.U.M.-Ehrenkodex unterworfen. Beispiel Aurubis. Als Kupferhersteller auf der Veddel verbraucht das Unternehmen naturmäß viel Energie. Doch zugleich haben die Hamburger sich den „verantwortlichen Umgang mit Menschen, Ressourcen und der Umwelt“ auf die Fahnen geschrieben – und passen deshalb gut zu B.A.U.M. Seit dem Jahr 2000 hat das Unternehmen allein mehr als 400 Millionen Euro in Umweltschutzmaßnahmen investiert und ist heute einer der weltweit umweltverträglichsten Kupferproduzenten. Seit 2001 B.A.U.M.-Mitglied, ist Aurubis seit 2003 Umweltpartner der Stadt Hamburg – erst jüngst wurde die Partnerschaft, in der es unter anderem um Verpflichtungen in Sachen Rohstoff-effizienz und Klimaschutz geht, um fünf Jahre verlängert.

Gemeinsam besser werden: Das ist ein Grundmotiv der Arbeit des Vereins. In den vergangenen drei Jahrzehnten ist das Netzwerk nicht nur enorm gewachsen – es hat auch mit zahlreichen Initiativen dazu beigetragen, die Idee der Nachhaltigkeit fest in Deutschlands Firmenlandschaft zu verankern. Angefangen von Checklisten für die praxisorientierte Umsetzung im Unternehmen über zahlreiche Projekte zu Themen wie Klimawandel, Ressourcenschonung und Mobilität bis hin zur Lobbyarbeit gegenüber der Politik, um die Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wirtschaften zu verbessern.

Unternehmen sind nicht die einzigen Akteure, die die Nachhaltigkeitsexperten ins Visier nehmen. So hat B.A.U.M. im vergangenen Jahr mit der international tätigen Unternehmensberatung Accenture den anwendungsorientierten Report „Intelligent Cities – Wege zu einer nachhaltigen, effizienten und lebenswerten Stadt“ vorgestellt, der außer Energieeffizienz Themen wie Mobilität, Quartiersplanung und Lebensstile einer „Green Urban Economy“ anspricht. „Der individuelle Nutzen für jeden einzelnen Bürger muss ganz klar formuliert und durch entsprechend messbare Ziele hinterlegt sein“, umschreibt Accenture-Manager Alexander Holst eine wesentliche Anforderung des Konzepts, das die beiden Partner am Beispiel Hamburg durchexerziert haben – inklusive konkreter Vorschläge zur Umsetzung.

China zeigt sich interessiert und will mehr über B.A.U.M. wissen

Sogar über Deutschlands Grenzen hinaus strahlt die Arbeit des Vereins aus – nicht nur, weil viele Unternehmen global tätig sind und ihrer Verantwortung auch an Standorten im Ausland gerecht zu werden versuchen. Auch die Projekterfahrung der Netzwerker ist gefragt. Ein Beispiel ist der Know-how-Transfer zwischen Deutschland und China, den die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und B.A.U.M. unterstützen. In diesem Zusammenhang informierte sich schon 2012 eine Delegation von China State Grid, des größten Energieversorgers der Welt, u.a. über Modellprojekte von Technologieunternehmen und den aktuellen Stand der Energiewende in Deutschland.

Energieeffizienz war, ist und bleibt eines der großen Themen von B.A.U.M. Das neueste Projekt auf diesem Feld ist der Zukunftsfonds. Er soll Energieeffizienzprojekte in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen finanzieren – und den Anlegern im doppelten Sinne eine nachhaltige Rendite bescheren. Mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums wird das Konzept gegenwärtig in drei Städten, darunter Norderstedt, erprobt.

Auch dieses Projekt spiegelt eine wesentliche Überzeugung des B.A.U.M.-Netzwerks wider: Nachhaltigkeit rechnet sich. Insofern sieht Mitgründer Gege den professionellen Zugang der Unternehmen als Vorbild für öffentliche Einrichtungen und Verbraucher: „Wir müssen weg vom Gutmenschentum. Es muss ein Geschäftsmodell sein, wenn ich mein Leben in Richtung Nachhaltigkeit verändere.“ Der Erfolg des Vereins und seiner Mitglieder in den letzten drei Jahrzehnten zeigt: Die Zeit war einfach reif für diese Idee.