Martina Stoppel hat den neuen Masterstudiengang Health Economics & Health Care Management gewählt

Ein Praktikum in der Personal- und Marketingabteilung eines Krankenhauses überzeugte Martina Stoppel vollends: „Im Gesundheitswesen tut sich zurzeit ernorm viel, für Wirtschaftswissenschaftler ist das einfach ein spannendes Feld“, sagt die 22-jährige BWL-Studentin, die jetzt ihren Master in diesem Bereich anstrebt.

Deswegen hat sich Stoppel für Health Economics & Health Care Management (Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen) an der Universität Hamburg eingeschrieben – und beginnt in diesem Wintersemester als eine der Ersten diesen neuen Master-Studiengang. Andere gingen leer aus, insgesamt 127 Bewerber gab es für die 30 Studienplätze. Maßgeblich gestaltet wurde das Programm vom Hamburg Center for Health Economics (HCHE), das das gesundheitsökonomische Wissen der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) bündelt.

„Der Gesundheitsmarkt gehört zu einem der wichtigsten Wirtschaftsbereiche Deutschlands“, sagt HCHE-Geschäftsführerin Elena Granina. Längst spiele die Wirtschaft rund um Krankenhäuser, Pharmafirmen, Versicherer und Beratungsunternehmen eine Schlüsselrolle. Schon heute trage sie elf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die rund fünf Millionen Beschäftigten erwirtschaften jährlich einen Umsatz von 260 Milliarden Euro. Und laut Experten setzt sich dieser Boom auch künftig fort – „schon allein wegen der Alterung der Gesellschaft wird die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen weiter ansteigen“, sagt Granina. Gesundheitsökonomen hätten auch in Zukunft die besten Jobaussichten.

Das sieht Stoppel ähnlich: „Für Wirtschaftswissenschaftler bietet der Gesundheitsbereich eine große Bandbreite unterschiedlicher Aufgaben.“ Nicht nur weil in Krankenhäusern und bei den Krankenkassen Fragen der Ökonomie vermehrt eine Rolle spielen. Schon während ihres BWL-Studiums wählte sie deshalb den Schwerpunkt Gesundheitsmanagement.

Der Arbeitsmarkt für den Bereich Gesundheit ist breit gefächert. „Die Anforderungen an die Mitarbeiter etwa in einer Krankenkasse oder einem Pharmaunternehmen sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen“, sagt Professor Tom Stargardt, Programmdirektor und verantwortlich für den Schwerpunkt Health Care Management.

Der neue Studiengang teilt sich nach den Basisveranstaltungen zu methodischen Grundlagen und Ethik sowie Gesundheit und Gesundheitsmarkt in zwei Schwerpunkte auf: Health Care Management mit betriebswirtschaftlicher Orientierung beleuchtet etwa Managementkonzepte für Krankenhäuser und Krankenversicherungen oder das Qualitätsmanagement und Marketing auf dem Gesundheitsmarkt. Der volkswirtschaftlich ausgerichtete Schwerpunkt Health Economics beschäftigt sich mit dem Gesundheitswesen als Teil der sozialen Sicherungssysteme und der Regulierung von Krankenkassen. „In den Gremien der internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation oder der Weltbank sind die Deutschen bisher noch unterrepräsentiert“, sagt Professor Mathias Kifmann, Programmdirektor und verantwortlich für den Schwerpunkt Health Economics. Hier böten sich genauso Möglichkeiten wie in Ministerien oder in der öffentlichen Verwaltung.

„Insbesondere der technische Fortschritt wird die Gesundheitsökonomen in Zukunft verstärkt beschäftigen“, sagt Kifmann. Mit den wachsenden Möglichkeiten der Hightech-Medizin steigen auch die Kosten der Behandlungen immens. Schon heute gehe es nicht nur darum, was machbar, sondern auch, was bezahlbar ist. „Das wirft nicht nur ökonomische, sondern auch ethische Fragen auf“, sagt Kifmann. Um solche komplexen Probleme zu lösen, arbeiten Ökonomen eng mit Medizinern zusammen. Im Gesundheitssektor nehmen Qualität und Vertrauen zudem einen besonderen Stellenwert ein – und müssen bei der wirtschaftlichen Betrachtung Berücksichtigung finden.

„Die speziellen Problemstellungen des Gesundheitsmarktes erfordern spezielles Fachwissen“, sagt Granina. Umfassende Expertise auf diesem Feld garantiere das HCHE durch seine Stärke in der Forschung, unter anderem auch wegen der Kooperation der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit dem UKE. Das gesundheitsökonomische Zentrum in Hamburg gilt als eines der größten seiner Art in Europa. „Die Chance, Ökonomen einen Einblick in die Medizin zu gewähren, möchten wir auf die Ausbildung übertragen“, sagt Professor Stargardt. Zudem seien so Kontakte in die Praxis zu Krankenhäusern, Forschungseinrichtungen, Krankenkassen und Pharmaunternehmen auch international gewährleistet. „Über die gesamte Gesundheitsbranche erleben wir inzwischen eine stärkere Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit“, sagt Professor Stargardt. Wurden Krankenhäuser vor 20 Jahren ausschließlich von Medizinern geführt, seien vielerorts Ökonomen in diese Position aufgerückt.

In welche Richtung Stoppel gehen möchte, hat sie noch nicht entschieden: „Wahrscheinlich wähle ich die betriebswirtschaftliche Ausrichtung.“ Dennoch reizt sie auch der volkswirtschaftliche Schwerpunkt. Früher habe sie geplant, in der Administration eines Krankenhauses zu arbeiten, heute könne sie sich gut vorstellen, in die Forschung zu gehen.