Das Abendblatt spielt im Leben von Susanne Wolff aus Uetersen eine Hauptrolle: Schon Vater und Oma waren Zusteller

Uetersen. Susanne Wolff und das Hamburger Abendblatt – diese Beziehung besteht von Geburt an. Schon die Großmutter der 50-jährigen führte in Hamburg-Lurup eine Agentur, die sich um die Zustellung der Zeitung kümmerte. „Mein Vater war einer der Austräger, bei uns in der Küche stapelten sich jeden Tag die Zeitungen“, erinnert sich die Uetersenerin an ihre Kindheit.

Heute führt sie die Familientradition fort. Susanne Wolff betreibt in ihrer Heimatstadt die Zustellagentur. Wer in Uetersen, Tornesch und Umgebung das Hamburger Abendblatt abonniert, wird von der 50-Jährigen und ihren Mitarbeitern beliefert. Und wie es bei den Wolffs Tradition ist, packt die ganze Familie mit an. Über die Jahre haben Ehemann Dietmar und die Kinder Liliana, Moritz und Jonas schon so manche Auslieferungstour übernommen.

Seit 1988 wohnt Susanne Wolff mit ihrer Familie in der Rosenstadt. Sieben Jahre später entschloss sie sich, in die Fußstapfen ihrer Vorfahren zu treten und eine Auslieferungstour in ihrer Wohngegend zu übernehmen. Und das, obwohl ihr Vater sie ausdrücklich warnte: „Er hat mir gesagt, wie anstrengend das ist, sechs Mal die Woche bei Wind und Wetter auf Tour zu gehen.“ Doch Susanne Wolff ließ sich nicht abschrecken – und lernte schon bald die schönen Seiten der neuen Beschäftigung kennen. „Ich komme beim Zeitungsaustragen zur Besinnung. Es ist traumhaft zu sehen, wie morgens so langsam die Sonne aufgeht und die Welt erwacht, wie in den Häusern ein Licht nach dem anderen angeknipst wird.“

Während ihre Familie noch schlief, ging die Uetersenerin on tour, rechtzeitig vor dem Frühstück war sie zurück „Ja, ich bin schon ein Morgenmensch“, sagt sie. Und spätestens seit 2001, als Susanne Wolff die Zustellagentur übernahm, ist auch ihre Familie involviert. „Meine Kinder haben sich jahrelang zum Taschengeld etwas dazuverdient.“ Und bis auf Tochter Liliane, die mittlerweile 27 Jahre alt ist und in Kiel lebt, sind die Söhne Moritz, 20, und Jonas, 25, noch heute so manches Mal aktiv. Ehemann Dietmar natürlich noch etwas häufiger.

Als Chefin der Zustellagentur hat Susanne Wolff heute selbst keine feste Tour mehr. „Aber ich springe immer dann ein, wenn jemand im Urlaub oder krank ist“, sagt sie. 2800 Abonnenten in Uetersen, Tornesch und den Umlandgemeinden wollen bis 6 Uhr morgens mit dem druckfrischen Hamburger Abendblatt beliefert werden. 20 Zuträger übernehmen unter Wolffs Leitung diesen Job. „Die ersten kommen so gegen 2.30 Uhr zum Zustellpunkt, die meisten noch vor dem Lkw aus der Ahrensburger Druckerei.“ Der kommt in der Regel zwischen 2.30 und 3 Uhr in Uetersen an. „Das ist wie ein Heuschreckenschwarm, der sich über die Zeitungen hermacht“, beschreibt Susanne Wolff das Bild, das sich ihr dann bietet. Die Zeitungsstapel werden vom Lkw gehoben, jeder Zuträger sichert sich schnellstmöglich seine Exemplare, verstaut sie in den Packtaschen seines Fahrrades und los geht es.

65 bis 90 Zeitungen stellt ein Zuträger pro Tour zu. „Wichtig ist die richtige Gangfolge“, sagt Susanne Wolff. Welche Straße wann an die Reihe kommt, ist vorher von langer Hand festgelegt, die Zeitungen sind bereits vor Tourbeginn nach Gangfolge sortiert. Tagesaktuelle Änderungen – etwa wenn die Zustellung urlaubsbedingt ruht – werden per Liste verkündet. Wichtig ist, dass die Zustellung möglichst schnell geht. „Wir haben straffe Vorgaben, spätestens bis 6 Uhr soll die letzte Zeitung beim Abonnenten sein.“ Da empfiehlt es sich, wenn erfahrene Zusteller am Werk sind und die Örtlichkeiten kennen.

Schließlich ist nachts kaum etwas zu sehen. „Es ist von Vorteil, wenn man weiß, wo genau der Briefkasten ist und was alles im Weg stehen kann“, so Susanne Wolff weiter. Eine Kollision mit Mülltonne oder Blumenkübel bleibt trotzdem manchmal nicht aus – und kann ganz schön weh tun. Oder es sind vergessene Kinderspielsachen oder liegen gebliebene Gartengeräte, die dem Zusteller Schmerzen verursachen.

Gleiches gilt, wenn sich bei Eis und Schnee ein Sturz nicht vermeiden lässt. Susanne Wolff erinnert sich an einen Sonnabend im März 2009, als über Nacht so viel Schnee gefallen war, dass sie mit dem Auto auf den ungeräumten Straßen kaum vorankam. Zugestellt wurde trotzdem. „Bei derartigen Wetterlagen haben die Leser Verständnis, wenn die Zeitung mal später kommt.“ Doch generell, so die 50-Jährige, seien Verspätungen nicht gerne gesehen. Und was von den Lesern auch sofort bemängelt wird, ist das Fehlen der Regionalbeilage: „Die Identifikation mit dem Regionalteil ist groß. Wenn der fehlt, machen die Leser Alarm.“

Wenn alles gut läuft, gönnt sich die 50-jährige nach absolvierter Tour ein ausgiebiges Frühstück – inklusive ausführlicher Abendblatt-Lektüre. „Ich lese alles, außer Sport.“ Und auch der Vater der Uetersenerin ist längst nicht nur Leser, sondern auch wieder – wie in seiner Jugend – Austräger der Regionalzeitung. Der Rentner organisiert im Auftrag der Agentur seiner Tochter die Zustellung des Abendblattes im Bereich Tornesch.