Fünf Weltreligionen präsentieren sich zum ersten Mal gemeinsam auf einer Internationalen Gartenschau. Ihre Anlagen laden zum Nachdenken ein

Schon akustisch macht die "Welt der Religionen" auf der Internationalen Gartenschau (igs) in Wilhelmsburg auf sich aufmerksam. Wasserfontänen fließen mit sanftem Plätschern in eine große Brunnenschale hinein und als Überläufe wieder hinaus. Die Wasserstrudel symbolisieren die fünf Weltreligionen, deren Gärten rund um den Brunnen herum angelegt sind. Erstmals auf einer Gartenschau wurden die Gärten des Islam, des Buddhismus, des Hinduismus, des Juden- und des Christentums von den jeweiligen in Hamburg lebenden Glaubensgemeinschaften konzipiert. Als Quelle des Lebens bildet das Wasser das verbindende Element der Religionen. Sein Plätschern ist stets zu hören beim Rundgang auf dem Gelände des ehemaligen Friedhofes von Wilhelmsburg.

Umgeben von altem Baumbestand, alten Grabsteinen und der sanierten Wilhelmsburger Kapelle fallen die mit kunstvollen Objekten gestalteten Gärten auch optisch auf. Anziehend sind etwa die bunten Farben im buddhistischen Garten, dem "Garten der Stille". Rote, gelbe, blaue Segensfahnen flattern im Wind. Vor einem in die buddhistischen Grundfarben gehüllten Baum thront eine übermannshohe Buddha-Statue. Sie erinnert an den historischen Buddha Siddharta Gautama, der vor 2500 Jahren vor dem sogenannten Bodhi-Baum zur Erleuchtung gelangte. Aber sie symbolisiert auch, dass jeder Mensch zu einem Buddha werden kann, der dem Weg des Buddhismus folgt: Dem Streben nach Glück und geistiger Vervollkommnung, jenseits aller weltlicher Bestrebungen. Meditationstechniken helfen auf diesem Weg. "Der geschlängelte Pfad des Gartens lädt zum Meditieren ein, viele Glückssymbole begleiten den besinnlichen Weg", erklärt Pastorin Corinna Peters-Leimbach. Die evangelische Pastorin und Mitorganisatorin der "Welt der Religionen" lernte auf den Vorbereitungstreffen mit den Religionsvertretern viel Neues über die religiösen Vorstellungen Ebenso erging es ihren katholischen Kollegen Claus Everdiking und Herbert Wolf. "Der Dialog untereinander war für uns alle sehr bereichernd", sagt Claus Everdiking. Allen war es ein Anliegen, neben den Gemeinsamkeiten auch die Vielfalt der Religionen zu zeigen.

Das ist auf anregende Weise gelungen. So erfährt der Besucher im Garten der Muslime, wie sehr die Vorstellung des Gartens mit dem Paradies verknüpft ist - dem Ziel eines gottergebenen Lebens. Ein Palmentor, üppige Beete, Mosaiksteine und Wasserfontänen, die an die Wasserspiele der Alhambra erinnern, umrahmen den Gartenweg.

Ein von Glaskünstler Raphael Seitz gestaltetes Kreuz lädt in den christlichen Garten ein. Er thematisiert den Lebenspfad des Menschen von der Taufe über den Tod bis zur Auferstehung. Bibelverse begleiten die Lebensstationen. Es gilt Erdwälle zu erklimmen oder den unterschiedlich beschaffenen Garten der Ehe zu entdecken. "Der Pfad regt dazu an, auch mit dem eigenen Lebensweg in Berührung zu kommen", sagt Corinna Peters-Leimbach. Wer einen Gesprächspartner sucht, kann sich an die ehrenamtlich tätigen Damen und Herren in den roten Westen wenden, die sogenannten Lebenspfadfinder. Sie geben auch Segensbänder aus oder laden zu Ritualen wie dem Entzünden einer Kerze ein.

Auf den Pfad der Schöpfungsgeschichte begibt man sich im jüdischen Garten. Sieben Stationen zeigen kunstvoll die Trennung von Finsternis und Licht, die Erschaffung von Himmel und Meeren, von Land, Gestirnen, Tieren und schließlich dem Menschen.

Am Beginn des hinduistischen Gartens der ewigen Weltordnung steht ein Tor als symbolischer Tempeleingang. Ein dreifarbiger Pfad, in Anlehnung an die drei möglichen Wege zur Vollendung des Menschen, führt zu einem riesigen, nach einem 12.000 Jahre alten Motiv gemalten Mandala. Es ist der Glücksgöttin Laxmi geweiht. Es dreimal zu umrunden soll Glück bringen.

Aber es ist auch schön, einfach auf den Sitzbänken rund um dem zentralen Brunnen zu verweilen und dem sprudelnden Wasser zu lauschen.