Mehr als 100.000 Gläubige werden erwartet, 2000 Veranstaltungen sind geplant. Premiere für die Nordkirche

Wenn am 1. Mai kurz vor 17 Uhr in der Stadt die Glocken läuten, ist es so weit: Der Kirchentag in Hamburg beginnt. Ganz korrekt ist es der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag. Zum vierten Mal ist das große Glaubensfest an der Elbe zu Gast. Für fünf Tage wird sich das Bild der Metropole ändern - und weit in die Republik ausstrahlen. Tausende beten auf der Reeperbahn, die Politprominenz diskutiert in den Messehallen, und in Harburg rockt die Jugend. Mehr als 100.000 auswärtige Gäste werden erwartet, geplant sind 2000 Programmpunkte unter dem Motto "Soviel du brauchst".

Seit einem Jahr beschäftigen sich knapp 100 Mitarbeiter mit den Vorbereitungen für das protestantische Laientreffen, das alle zwei Jahre in einer deutschen Stadt stattfindet. Die Ziele sind in der Präambel festgeschrieben und machen deutlich, dass der Kirchentag etwas ist, was über den Alltag in den Gemeinden hinausweisen soll - immer ein bisschen rebellisch und unabhängig von den Kirchenoberen. Die Botschaft ist: Christen mischen sich ein. Es geht um Religion und Glauben, aber auch um mehr Gerechtigkeit und die Frage, wie sich die Spaltung zwischen Arm und Reich überwinden lässt.

Als Präsident vertritt der Trierer Verfassungsrechtsprofessor Gerhard Robbers den 34. Kirchentag nach außen, die Organisation liegt in den Händen von Theologin Ellen Ueberschär. Gastgeberin ist für die Nordkirche Bischöfin Kirsten Fehrs (siehe Seite 5). Aber getragen wird das Großevent von den 50.000 Mitwirkenden, fast alle ehrenamtlich und viele aus dem Ausland.

Inzwischen hat die heiße Phase der Vorbereitungen begonnen. Im Moment läuft die Suche nach Privatquartieren für die Kirchentagsgäste. Die meisten Gäste übernachten in Schulen, Jugendherbergen, bei Freunden und Verwandten oder in Hotels. Für ältere Besucher, Familien mit Kindern oder Menschen mit Behinderungen werden kostenlose Unterkünfte in Hamburg und im Umland gebraucht - insgesamt 12.000 Betten. Die Schirmherrschaft hat Bürgermeister Olaf Scholz übernommen (siehe Seite 3). Im Hauptquartier des Kirchentags unweit der St.-Nikolai-Ruine sammeln die Mitarbeiter der Bettenzentrale die Meldungen. Dabei geht es nicht nur um eine Koje, sagt Kirchentagspräsident Robbers. "Wichtig sind die Begegnungen." So komme der Kirchentag auch zu den Hamburgern nach Hause (siehe Seiten 4, 6, 7).

Tagsüber und sogar bis tief in die Nacht soll um die Alster, in der HafenCity, auf dem Messegelände und natürlich in den Kirchen - gern auch sehr kontrovers - diskutiert sowie gebetet und fröhlich gefeiert werden. Gerade erst war Redaktionsschluss für das Programmheft, ab Mitte Februar gibt es einen ersten Einblick im Internet. Dann ist auch klar, welche prominenten Gäste, vom Bundespräsident bis zum Nobelpreisträger, kommen - und wer sonst alles auf den Podien debattiert. Geplant sind neben Regularien wie Bibelandachten, Offenen Singen oder Nachtgebeten auch viele Kulturveranstaltungen. Sogar eine Oper entsteht. Übrigens: Die Stadt Hamburg unterstützt den Kirchentag mit 7,5 Millionen Euro. Insgesamt liegen die Kosten im zweistelligen Millionenbereich.

Für die Nordkirche ist der Kirchentag die erste große gemeinsame Veranstaltung. Erst im Mai 2012 hatte sich die neue Landeskirche mit insgesamt 2,4 Millionen Mitgliedern gegründet. Der Zusammenschluss aus nordelbischer, mecklenburgischer und pommerscher Landeskirche erstreckt sich von Helgoland bis nach Usedom - mit Hamburg als Mittelpunkt.