Unsere Kernleser sind ganz schön jung - und häufig weiblich. Neue Erkenntnisse über eine gute Beziehung.

Hamburg. Auch nach 60 Jahren fragt sich die Redaktion immer wieder: Wer liest uns eigentlich? Denn schließlich machen Redakteure eine Zeitung für ihre Leser - und die kaufen sie für ihr gutes Geld. Gut zu wissen also, wie er so ist, der typische Abendblatt-Leser. Was ihn interessiert, welche Lesegewohnheiten er hat. Wo ihn der Schuh drückt. Was er sich wünscht und wovor er Angst hat.

Wenn es darum geht, sich den typischen Abendblatt-Leser vorzustellen, dann guckt man gern in die Statistik. Und die sagt: "Der typische Abendblatt-Leser ist weiblich und vor allem in der Zielgruppe der 30- bis 49-Jährigen zu finden." Das ist schon mal ganz schön - und ungewöhnlich. Denn mit einem Anteil von 55 Prozent hat das Hamburger Abendblatt den höchsten Frauenanteil aller Zeitungen, die von der Media-Analyse erfasst werden. "Die typische Abendblatt-Leserin lebt in einem Zwei-Personen-Haushalt, wohnt im eigenen Haus und genießt einen exklusiven Lebensstil auf höchstem Bildungs- und Einkommensniveau. Fährt Auto, liest gern Bücher und Zeitschriften und überdurchschnittlich viel Zeitung, geht gern ins Kino und/oder ins Theater. Außerdem verreist sie gern und häufig in die Ferne und bevorzugt Urlaube mit sportlichen und kulturellen Aktivitäten. Sie hat ein hohes Qualitätsbewusstsein, nutzt intensiv Finanzprodukte, Kreditkarten und Neue Medien." Der typische Abendblatt-Leser ist also die perfekte Frau!?

Die Zahlen lassen sich auch anders deuten: Laut Statistik hat die typische Leserin nicht gern Besuch, geht ungern zum Sport und sieht quasi nie fern. Würden wir uns nur auf diese Durchschnittswerte verlassen, müssten wir vielleicht eine etwas andere Zeitung herausbringen. Mit mehr Unterhaltung und Reise, dafür ohne Sportteil und Fernsehprogramm. Natürlich lesen auch jede Menge Männer das Abendblatt (45 Prozent aller Leser). Und - auch das zeigt die Statistik - anscheinend sind die Leser des Hamburger Abendblatts ganz zufrieden mit dem, was sie da täglich lesen: zum Frühstück, in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit, in ihrer Kaffeepause oder am Feierabend. Und noch etwas wissen wir: Abendblatt-Leser sind im Schnitt gebildeter und vermögender als Nichtleser. Ungleich mehr gilt dies für Abonnenten, aber das nur am Rande ...

Drei Viertel aller Leser bewerten den Titel selbst als sehr gut. Immerhin jeder dritte Einwohner im Verbreitungsgebiet des Abendblattes (von Bad Bramstedt bis Bispingen, von Buxtehude bis Büchen) ist regelmäßiger Leser des Titels. Von rund 2,072 Millionen Einwohnern der Stadtregion Hamburg lesen etwa 664 000 Menschen das Blatt. Damit bescheren die Hamburger ihrer Lieblingszeitung eine Reichweite von 32,1 Prozent. Viele Abendblatt-Leser leben im Verbreitungsgebiet und in der Stadtregion. In der Stadt selbst liegt der Bezirk Hamburg-Nord mit einer Reichweite von 40,8 Prozent vorn, dicht gefolgt von Wandsbek (38,3 Prozent) und Eimsbüttel (37,6 Prozent). In der Stadtregion ist der Abendblatt-Leser im Durchschnitt zwischen 30 und 49 Jahre alt (35 Prozent der Gesamtleserzahl). Somit hat das Abendblatt die jüngste Kernleserschaft im Vergleich zu seinen regionalen Konkurrenten "Welt Hamburg", "Bild Hamburg" und "Hamburger Morgenpost".

Die zweite starke Lesergruppe mit 36 Prozent sind die Menschen ab 60 plus. Vom Generationenkonflikt ist beim Hamburger Abendblatt also nichts zu spüren. Durchschnittlich verbringt der Hamburger 47 Minuten mit der Abendblatt-Lektüre. Auf die Frage "Stellen Sie sich einmal vor, das Hamburger Abendblatt gäbe es einmal nicht mehr. Wie stark würden Sie dann das Hamburger Abendblatt vermissen?" antworteten 23,1 Prozent mit "außerordentlich", 48 Prozent mit "sehr" und immerhin noch 19,3 Prozent mit "etwas". Das ist vermutlich ein Grad an Leidenschaft, den man nicht vielen seiner Mitmenschen gegenüber empfinden würde. Aber auf das Abendblatt ist ja auch täglich Verlass: So sind ganze 97 Prozent der Leser mit der Zustellung zufrieden.

Natürlich ist Statistik nicht alles. So schmerzlich Kritik und so arbeitsintensiv manche Anregung auch sein mag: Es hilft der direkte Kontakt zu unseren Lesern, will man eine Ahnung davon bekommen, für wen die täglichen Meldungen, Reportagen und Interviews eigentlich geschrieben werden. Man trifft sie oder ihn morgens auf dem Weg zur Arbeit, abends in der Kneipe, während einer Reportage in einem entlegenen Dörfchen, auf einer Party, in der Nachbarschaft oder am Telefon. Da kann man viele Überraschungen erleben: mal höflich ("Sehr verehrte Frau Redakteurin"), mal schlecht gelaunt ("Was Sie schreiben, ist schlichtweg Quatsch!"). Mal mild gestimmt und zu Komplimenten aufgelegt ("Das neue Journal gefällt mir sehr gut. Besonders mag ich den Comic: Der wird ausgeschnitten, aufgeklebt und in einen Karteikasten sortiert."). Und mal mit Recht kritisch - vor allem, wenn es um topografische Angaben in und um Hamburg herum geht: "Nein, Helgoland ist nicht 1,7 Quadratmeter groß, sondern 1,7 Quadratkilometer!"

Der typische Abendblatt-Leser ist stets wachsam. Das ist beruhigend. Denn wenn, obwohl er's nicht darf, doch einmal der eine oder andere Fehler im Artikel bis in die gedruckte Zeitung durchrutscht (was, rein statistisch gesehen, natürlich äußerst selten vorkommt), gibt es mit Sicherheit mindestens einen Leser, der die Redaktion darauf aufmerksam macht ("Die AOL-Arena heißt schon lange HSH-Nordbank-Arena!"). Eine zuverlässige Schlusskorrektur, die auch gern mal, mit dickem Filzstift markiert, durch das Redaktionsfax rattert und uns Redakteure antreibt: zu noch mehr Sorgfalt, gründlicher Recherche und besserem Stil, auch nach 60 Jahren. Dafür ein großes Dankeschön an Sie - an unsere Leser!