Ich trete, glücklich wieder einige Kleinigkeiten in der Europa-Passage gefunden zu haben, aus der Eingangstür des Centers in der Innenstadt und hole erst einmal tief Luft. Denn das, was ich plötzlich fühle, ist eigentlich zu viel, um es in einem in mir aufnehmen zu können.

Vor mir breitet sich alles aus, was Hamburg und somit mein ganzes bisheriges Leben ausmacht. Ich weiß nicht genau, ob ich die Einzige bin, die solche Gefühle bekommt, oder ob es noch andere gibt, die regelmäßig, wenn sie etwas von Hamburg sehen, dieses Kribbeln verspüren. Ob sie dann auch einige Zeit innehalten müssen, um das eigentlich Unbedeutende, aber doch so Große in sich aufnehmen zu können?

Doch mir bleibt nicht viel Zeit für diesen Blick auf die Alster, das Hotel Vier Jahreszeiten und den Fernsehturm, der sich wie ein großer Wächter über Hamburg erhebt. Denn ich werde weitergestoßen von den vielen hastenden Menschen.

Viele Gesichter fliegen an mir vorbei, und mir wird bewusst, dass der schöne Binnensee und der Fernsehturm nicht genügen, um ein Bild von Hamburg zu bekommen. Denn was wäre Hamburg ohne die Menschen, die in dieser Stadt leben?

Jeder Einzelne ist wichtig und hat eine Aufgabe in dieser Metropole. Ich bin mir in diesem Moment fast sicher, dass ich nicht die Einzige sein kann, die so viel mit Hamburg verbindet.

Also begebe ich mich in die S-Bahn, um ein paar Menschen zu fragen, was sie an Hamburg mögen, und warum sie gerade hier leben und bleiben wollen. Denn welcher Platz könnte besser sein als die Bahn, die so viele Menschen von einer Ecke zur anderen fährt und die alle Gesellschaftsschichten mobil macht?

Zuerst noch etwas zaghaft, dann aber sicherer versuche ich, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, und siehe da, zu diesem Thema hat jeder etwas zu sagen.

Ein älterer Herr, der neben mir sitzt, erzählt, dass er schon seit 61 Jahren hier in Hamburg wohnt und sich hier einfach wohlfühlt. Er mag das Grün, das sich wie ein grüner Faden durch Hamburg zu ziehen scheint. Er findet es schön, dass in Hamburg jedermann - egal, aus welcher Gesellschaftsschicht er kommt - ein kulturelles Angebot hat. Auch die Hamburger findet er sehr nett.

Ich wende mich zwei Mädchen zu, die mir gegenübersitzen, und frage auch sie, was sie mit Hamburg verbinden. Sie erzählen, wie abwechslungsreich sie das Leben in Hamburg finden.

Sie finden es zudem faszinierend, wie viele unterschiedliche Gesichter die Hansestadt doch hat.

"Wenn man zum Beispiel von der Innenstadt mit dem Auto nur eine knappe halbe Stunde Richtung Nordosten fährt, dann ist man in Volksdorf. Einer Wohngegend im Grünen mit Pferdeställen und Wald", schwärmt das eine Mädchen.

Die beiden vergleichen Hamburg mit anderen Städten: Die eine war zum Beispiel in Berlin und die andere in Los Angeles. Doch Hamburg, das sei für sie als Wohnort doch immer noch die beste Wahl, sagen sie. Ich glaube, zwei ältere Damen haben es letztendlich am besten auf den Punkt gebracht: Sie leben gerne in Hamburg, denn Hamburg ist einfach nur schön.

Julia Adolphi, 10c Gymnasium Meiendorf